Navigation überspringen

/ Wort zum Tag

Trösten

Ruth Bai-Pfeifer über Jesaja 40,1

Tröstet, tröstet mein Volk!, spricht euer Gott.

Jesaja 40,1

„Tröstet, tröstet mein Volk!“ So spricht Euer Gott. Mit diesem zutiefst seelsorgerlichen Wort aus der Bibel dürfen wir in diesen Tag starten. Dieses Wort lässt bei mir zuerst einmal Musik erklingen. In meinem Inneren ertönt das erste Stück aus dem Oratorium „Tröstet mein Volk“ von Siegfried Fietz. Mit dieser Musik bin ich groß geworden. Sie hat sich mir eingeprägt. Auch Georg Friedrich Händel hat in seinem Oratorium „Der Messias“ in der ersten Arie das „Tröstet, tröstet mein Volk!“ aufgenommen. Musik und Lieder können ungemein tröstlich auf unsere Seele einwirken.

Neben der Musik, die bei mir anklingt, kommt in mir aber noch eine andere Erinnerung hoch. Vor einigen Jahren starb in unserer damaligen Gemeinde ein junger Mann an den Folgen eines Gehirntumors. Seine knapp 40-jährige Witwe und zwei Teenager-Kinder blieben zurück. Am Tag der Beerdigung war die Kirche bis auf den letzten Platz besetzt. Die Menschen waren gekommen, um von diesem jungen Familienvater und Freund Abschied zu nehmen. Der Pastor, der die Abdankung leitete, hatte lauter Loblieder ausgesucht. Die ganze Abdankung erinnerte mehr an eine Evangelisation als an eine Abschiedsfeier. Inmitten der Menschen saß die junge Witwe mit ihren zwei Kindern. Um sie herum wurde gelobt, gepriesen und evangelisiert, was das Zeug hielt. Aber es wurde kein Wort des Trostes ausgesprochen…. Und auch kein Lied des Trostes gesungen…. Die Leute verließen die Kirche. Sie hatten zwar viel vom Evangelium gehört – aber sie gingen ohne Trost. Diese Abdankung hat mich zutiefst nachdenklich gestimmt – bis heute.

Können wir noch trösten? Wissen wir, was Menschen, die traurig sind, wirklich brauchen? Oder gehen wir schnell zur Tagesordnung über, wenn Trauer und Schmerz das Herz erfüllen? Was würde es bei uns und anderen auslösen, wenn wir wieder lernen würden, einander richtig zu trösten? Ich glaube, Trösten ist eine Kunst. Und Trost-Finden ist ein großes Geschenk. Gott wusste, dass sein Volk Trost brauchte, denn es hatte alle Hoffnung auf eine Zukunft im Land der Verheißung aufgegeben. Nun tröstete Gott selber sein Volk. Unser Gott ist ein Gott des Trostes und der Ermutigung. In Jesaja 66,13 heißt es: „Ich will euch trösten, wie einen seine Mutter tröstet!“ Wie wohltuend sind solche Worte für Trauernde und von Schmerz gebeutelte Menschen. Wie eine Mutter tröstet, haben wir hoffentlich alle schon mehr als einmal erlebt – oder ihr zumindest beim Trösten zugeschaut! Eine Mutter streichelt ihr Kind, sie verbindet seine Wunden, hebt das weinende Kind auf und nimmt es in den Arm. So ist auch unser Gott, wenn wir verletzt, traurig und hoffnungslos sind. Im Glauben an Jesus Christus erschließt sich uns eine Dimension von Trost, die unbeschreiblich ist. Auch dann, wenn wir durch das finsterste Tal gehen müssen, ist unser Gott mit dabei und tröstet uns. Ich wünsche Ihnen heute den Trost unseres lebendigen Gottes, gerade dort, wo Sie tief traurig sind. Lassen Sie sich in Gottes Arm nehmen und trösten – so wie Gott die Einwohner Jerusalems getröstet hat mit den Worten: „Tröstet, tröstet mein Volk!“ – Und: Werden Sie selber zu einem tröstenden Menschen.

Sie möchten noch tiefer in die Bibel eintauchen? Wir empfehlen unsere Sendereihe:

Anstoß

Ihr Kommentar

Die E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht.
Alle Kommentare werden redaktionell geprüft. Wir behalten uns das Kürzen von Kommentaren vor. Ein Recht auf Veröffentlichung besteht nicht.