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/ Anstoß - Gedanken zum Tag

Sie haben mein aufrichtiges Mitleid

Dariush Ghobad über Hebräer 13, 3.

Denkt an die Gefangenen, als wärt ihr Mitgefangene, und an die Misshandelten, weil ihr auch noch im Leibe lebt.

Hebräer 13,3

Der Lehrtext desTages bildet den Auftakt im Abschluss des Hebräer Briefes des Neuen Testament und lautet: „Denkt an die Gefangenen, als wärt ihr Mitgefangene, und an die Misshandelten, weil ihr auch noch im Leibe lebt.“ Dabei ist mein erster Impuls, genau dies nicht zu tun. Wirklich mitfühlen mit den Qualen, den Sorgen und der Pein der Gefangenen und Misshandelten? Ich kann mir Schöneres vorstellen.

Draußen ist gutes Wetter, in wenigen Tagen beginnt das Pfingstfest und ich soll mich hineinziehen lassen in eine Welt voller Unglück? Diese Worte im Hebräerbrief gehören zu den abschließenden Weisungen des Briefes. Sie sind Ermahnungen für das Gemeinschaftsleben von Christen und sie enthalten ganz konkrete Forderungen.

Erst auf den zweiten Blick erkenne ich den Sinn. Ich muss mir im Kopf nur den umgekehrten Fall vorstellen und dann wird es deutlich. Was wäre, wenn ich gefangen wäre? Dann wünschte ich mir nichts sehnlicher, als Solidarität. Und wenn ich oder ein Mensch, den ich liebe, misshandelt wird? Ich hoffte und betete, dass sich jemand in dessen Ergehen hineindenke.

Da, wo ich die Perspektive erst einmal auf mich selbst lenke, wird mir der Blick für die anderen klar. Ich wollte auch Mitgefühl und Mitleid, daher kann ich es auch selbst großzügig anderen schenken. Sicherlich, gelöst ist die Pein der Gefangenen und Misshandelten dadurch nicht, aber ein Anfang ist gemacht. Durch ein beherztes Gebet können wir um Wunder bitten.

Denken wir und fühlen wir. Zum Beispiel, für die Journalisten, die Regierungskritiker, die Menschenrechtsverteidiger, die Künstler, die Theologen, die Christen die aktuell in einem Gefängnis sitzen. Sie haben mein aufrichtiges Mitleid.

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