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/ Wort zum Tag

Sich nicht einschüchtern lassen

Wolfhart Schlichting über Sprüche 3,26.

Eine Mehrheit in Deutschland ist bedrückt durch das Gefühl, nicht offen ihre Meinung sagen zu können. Das hat jedenfalls das Allensbacher Meinungsforschungsinstitut aus Umfragen entnommen. Man kann erleben, dass unversehens Urteile wie „homophob“, „rassistisch“ oder sogar „menschenverachtend“ auf einen herunterprasseln, auch wenn nichts dergleichen gemeint war. Es ist, als ob im Gehör mancher Gesprächspartner Fallen aufgestellt wären, die, wenn ein sog. Reizwort anklingt, sofort unbedacht zuschnappen.

Die biblische Lebensweisheit kennt ähnliche Erfahrungen.

Sogar die Verkündigung Jesu war von derartigen Fallen umstellt. Selbst in Synagogen saßen unter seinen Zuhörern oft Leute, die nur darauf lauerten, irgendeine politisch oder religiös nicht korrekte Aussage notieren und ihm daraus ´einen Strick drehen` zu können.

Der Eindruck, dass einem Fallen gestellt werden, kann einschüchternd wirken. Man schweigt dann lieber, statt zu sagen, was man glaubt.

In der auf Salomo zurückgeführten biblischen Sprichwörtersammlung steht ein in dieser Hinsicht ermutigender Satz: „Der Herr wird deinen Fuß vor der Falle bewahren“. Wo die Sorge aufkommt, man könnte durch offenes Reden zum Gefangenen eines Vorurteils werden und bei den Zuhörern sein Ansehen und ihr Vertrauen verspielen, sollte man sich auf Gott besinnen. Statt sich vor denkbaren Missdeutungen zu scheuen, sollte man lieber fragen, was Gott einem zu sagen erlaubt oder sogar gebietet.

Das zitierte Sprichwort ist Teil eines Bibelverses: Sprüche 3, 26 lautet: „Der Herr ist deine Zuversicht; er behütet deinen Fuß, dass er nicht gefangen werde“. Aus der hebräischen Bibel entnehme ich, dass es eine Lesart gibt, die verspricht: „Der Herr wird dabei sein auf allen deinen Wegen und deinen Fuß vor Verstrickung bewahren“ ( vgl. BKAT, XVII ). Dabei sind nur wenige hebräische Buchstaben vertauscht. In dieser Fassung wird anschaulicher, worauf die Zuversicht sich richten darf: Nie und nirgendwo liefert Gott mich den Fallenstellern aus. Die Falle schnappt nicht hinter mir zu, sodass ich nie mehr herauskäme.

Wenn ich mir bewusst mache, dass Gott immer und überall dabei ist, darf ich mir allerdings nicht erlauben, zu sagen, was ich vor ihm nicht verantworten könnte. Meine Aussagen müssen mit ihm abgestimmt sein.

Wenn das nicht der Fall war, muss ich mich selbst korrigieren. Was ich aber vor Gott verantworten kann, dafür muss ich mich vor Menschen nicht schämen.

Im Neuen Testament zeigt vor allem die Apostelgeschichte, wie die Einschüchterung der Anhänger eines fälschlich wegen Gotteslästerung Angeklagten und dann tatsächlich durch Kreuzigung Hingerichteten seit Pfingsten einer neuen Freimütigkeit gewichen ist.

Sichtlich überzeugt, dass der auferstandene Jesus an ihrer Seite ist, verbreiteten sie die überraschende Neuigkeit, dass man, mit ihm verbunden, weder Fallen noch Missdeutungen- heute spricht man von ´gesellschaftlicher Stigmatisierung`-, noch deren Folgen fürchten muss  - nicht einmal den Tod.

Was unsere Gesellschaft gegenwärtig braucht, sind Christen, die freimütig Gottes Meinung vertreten.

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Kommentare (5)

Brigitte M. P. /

Mutige, offene und deutliche Worte, gestern und heute. Leider hat das Seltenheitswert, wird dadurch aber umso wertvoller, und für uns wohltuend. Vielen Dank an Herrn Schlichting, Gott segne Sie!

Ronit R. /

Zu dieser wertvollen Andacht, die im Kern alles trifft, was gesagt werden muss, würde ich trotzdem noch ergänzend hinzufügen, dass ich jedem Christen, der in der heutigen Zeit freimütig predigen mehr

Leo /

... freimütig Gottes Meinung vertreten" - auch wenn sie sich nicht nur auf das Althergebrachte stützt.

Peter J. /

Tatsächlich wird die Diskriminierung aller, die bei den neusten Ideologie-Imperativen (Sprechgebote/Sprechverbote) nicht mitmachen, immer grösser. Doch: lassen wir uns den Mund nicht verbieten! Befreiend, wenn wir Gottes Wort beachten und uns nicht einschüchtern lassen. Vielen Dank!

Hans-Rainer Preiss /

Ja, Sie haben recht: Man darf in der Öffentlichkeit nicht mehr seine Meinung sagen und muss sich jedes Wort überlegen. Den Mut aufzustehen zeigt uns Gideon