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Sehnsucht nach Gott

Hartmut Gießler über Psalm 143,6

Ich breite meine Hände aus zu dir, meine Seele dürstet nach dir wie ein dürres Land.

Psalm 143,6

Der Psalm 143 ist schon etwas speziell. David, der Autor des Psalms, klagt sehr viel. Und er hat ja auch genügend Gründe dafür.

Ich bin froh, dass auch wir vor Gott klagen dürfen. Manchmal haben wir echte Probleme. Und manchmal sehen wir auch Probleme, wo es keine gibt. Wie auch immer: Gott kennt unser Herz.

David lebt in der Verbannung. Er wird verfolgt und kennt schon lange keinen normalen Alltag mehr. Und nun klagt er vor Gott. Er klagt aber nicht nur seine Not, er hat auch Sehnsucht danach, das Gott mit ihm redet und ihm den Weg zeigt, den er gehen soll.

Mir fällt auf, dass bei David beides zusammengehört: die Sehnsucht nach Gott und die Bereitschaft, ihm gehorsam zu sein. Das erinnert mich an meine eigene Situation, auch wenn es bei uns bei weitem nicht so schlimm war wie bei David. Ich tat meinen Beruf als Prediger gerne. Aber nach Jahren des intensiven Dienstes überlegten meine Frau und ich, ob wir nicht einen neuen Weg gehen sollten. Wir holten uns Rat bei geistlichen Schwestern und Brüdern, bei Freunden, die uns kannten und bei Menschen mit viel Erfahrung. Wir wollten nicht einfach einen neuen Weg gehen, sondern Gott fragen, ob wir ihn wirklich gehen sollten. Wir sehnten uns danach, dass Gott redet und uns zeigt, wenn es für uns einen neuen Weg gibt.

Das Hören auf Gott dauerte dann drei Jahre. Es war nicht leicht. Und als es dann so weit war, konnten wir auch nur im Vertrauen auf Gott weitergehen.

Denn: Heimat, Freunde und das Land zu verlassen, sich auf ein neues Land, auf neue Menschen einzulassen und eine Gemeinde zu leiten, die wir nicht kannten, das war alles zusammengenommen schon ein Wagnis. Jetzt, wo wir zurückblicken können, können wir Gott nur preisen. Im Rückblick wurde uns klar, dass Gott nicht nur jeden Schritt gesegnet, sondern auch viele Dinge bereits vorbereitet hatte.

Nun, es gibt natürlich auch Menschen, die noch in der Phase des Wartens sind.

Vielleicht haben sie noch keine Arbeitsstelle gefunden, sind dem Partner fürs Leben noch nicht begegnet oder warten als Ehepaar immer noch auf ein Kind. Es ist wichtig, dass wir in dieser Zeit des Wartens nicht aufgeben, sondern weiter auf die Hilfe Gottes hoffen und bereit sind, ihm zu gehorchen.

Was aber machen Menschen, die gut ausgefüllt sind mit ihren Aufgaben in Familie, Beruf und Gemeinde, Menschen, welche die Möglichkeiten nutzen, die ihnen das Leben bietet?

Was, wenn wir keine besonderen Probleme haben, keine besonderen Wege gehen wollen oder müssen? Wo ist dann die Sehnsucht nach Gott und seiner Führung?

Nun, das kann sich sehr schnell ändern. Es kann sein, dass die Dinge des Lebens uns nicht nur erfüllen sondern bestimmen oder sogar gefangen nehmen.

Ich möchte deshalb mit einem ehrlichen und offenen Herzen vor Gott stehen. Ich möchte von David lernen. Ganz egal ob ich vor schwierigen Wegen stehe oder mein Leben richtig gut läuft, ich will wie David beten und sagen: „Ich breite meine Hände aus zu dir, meine Seele dürstet nach dir wie dürres Land.“

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