/ Wort zum Tag
Schau nach
Andreas Hannemann über 1. Samuel 17,18.
Isai sprach zu David: Sieh nach deinen Brüdern, ob’s ihnen gut geht.
Acht Brüder: Drei der Brüder sind mit Saul in den Krieg gezogen und stehen dem Riesen Goliath gegenüber. Der Jüngste der acht Brüder wird vom alt gewordenen Vater Isai losgeschickt: „David, schau mal nach, wie es deinen Brüdern geht, die mitten im Kampf sind, die einem Riesen gegenüberstehen. Sieh nach und bring deinen Brüdern etwas mit. Reichlich Käse und Brot – damit sie gestärkt werden.“
Wenn Isai heute noch leben würde: Zu wem würde Isai Sie heute schicken?
Verwandte, Bekannte, Menschen aus Ihrer Gemeinde – nein, es geht nicht darum, übergriffig zu werden. Sich in Lebenssituationen einzumischen, die einen nichts angehen. Es geht darum ein Gespür dafür zu bekommen, wer gerade mitten in einem Kampf steht. Im Kleinkrieg des Familiengefechts; im Kampf mit dem Vorgesetzten, der sich wie ein Riese aufführt; gefangen in einer „Habachtstellung“, aus der man nicht mehr herauskommt.
Vielleicht fallen ihnen jetzt Menschen ein, zu denen sie schon lange einmal Kontakt aufnehmen wollten. Nachsehen und erspüren, wie ich diesen Menschen Stärkung geben kann. Das kann durch ganz alltägliche Unterstützung geschehen. Durch ein Gespräch, durch praktische Haushaltshilfe – der Heilige Geist möge hier Kreativität und einen klaren Blick schenken, das richtige Wort zur richtigen Zeit zu finden.
Damals wie heute gilt: Der Dank derer, nach denen ich schaue, ist nicht garantiert. Im biblischen Bericht, wird später Folgendes erzählt :
„Als Eliab, sein ältester Bruder, (David) reden hörte mit den Männern, wurde er zornig über David und sprach: ‚Warum bist du hergekommen? Und wem hast du die wenigen Schafe dort in der Wüste überlassen? Ich kenne deine Vermessenheit wohl und deines Herzens Bosheit. Du bist nur gekommen, um dem Kampf zuzusehen.‘“ (1. Sam 17, 28).
Harte Vorwürfe! Da schaut der jüngere Bruder und will Gutes tun – und dann das. Boshaftigkeit und verantwortungsloser Eigensinn werden David unterstellt…
Das kann bis heute passieren. Ich will helfen, und es werden Unterstellungen gemacht. Etwa so: „Du wolltest doch gar nicht helfen – es ging doch nur um dich selbst…“
Ich kenne Menschen, die hilfsbereit waren und sich nach solch einem Erlebnis zurückgezogen haben. Warum noch anderen helfen, wenn Undankbarkeit und Vorwürfe der Lohn sind?
Bitte lassen Sie sich nicht entmutigen. Es gibt eine Reihe biblischer Gestalten, die solche Erfahrungen gemacht haben. Ob David, viel später der Apostel Paulus oder Jesus, der Sohn Gottes – wenn sie nur dann gehandelt hätten, wenn ihnen der Dank und die Anerkennung garantiert worden wären – sie hätten wohl nichts unternommen. Es ist verletzend, wenn meine Bereitschaft nach dem anderen zu sehen mit Boshaftigkeit quittiert wird. Aber diese Verletzungen hefte ich ans Kreuz Jesu. Durch sein Sterben und Auferstehen kann Christus diese Verletzungen absterben lassen – um mich dann neu loszuschicken: „Sieh nach deinen Brüdern, ob’s ihnen gut geht.“
Ihr Kommentar
Kommentare (3)
Ja, eine wirklich gute Andacht. Sie trifft einen ganz wunden Punkt. Bösartige Unterstellungen können in den Gemeinden viel Unheil anrichten. So ist es schon passiert, dass eine liebe Schwester nach … mehrdem Gottesdienst kurz mit einem Familienvater sprach und plötzlich die eifersüchtige Ehefrau ankam und ihren Mann wegzog, dabei hatten beide nur eine fachliche Konversation geführt....
Das verletzte sie sehr. Sie kam kaum darüber hinweg.
Es sind oft die alleinstehende Frauen in den Gemeinden, die zur Zielscheibe böswilliger Unterstellungen zu werden, bis sie irgendwann nicht mehr kommen...
Eine andere junge Frau in der Gemeinde hatte von Gott stark auf dem Herzen, nach dem Gottesdienst zu einen Glaubensbruder zu gehen, um ihm Mut zuzusprechen, denn er sah sehr depressiv aus. Sie getraute es sich aber nicht. Was sollen die Leute denken? Eine Woche später hatte er sich das Leben genommen und sie machte sich große Vorwürfe... Lange konnte sie es sich selbst nicht verzeihen, dass sie ihrem Auftrag von Gott, nach ihrem Bruder zu sehen, nicht nachgekommen war.
Fazit: Lieber auf Gott hören und die bösen Gedanken der anderen ertragen, als sich danach schlimme Vorwürfe machen...
Sehr geehrter Herr Hannemann,
danke fuer Ihre mutmachenden und "auffordernden" Zeilen!
Es hat mir sehr geholfen (hilft noch...), dass wir Verletzungen ans Kreuz heften koennen, und dass sie dort … mehrabsterben...
Das habe ich so noch nie gehoert...
(Ich weiss, dass durch Jesus am Kreuz ein Tausch geschehen ist: Suende - Vergebung / Krankheit - Heilung u.a.), aber, dass ich so beten kann, finde ich total hilfreich...
Ja, schau nach Deinen Bruedern (und Schwestern), da sind wir (ich) wohl oefters recht traege, aber eine klare Aufforderung der Bibel...; und wir sollen nicht muede werden, Gutes zu tun...,
herzliche Gruesse
Starke Worte, vielen Dank!