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/ Wort zum Tag

Rückschritt als Fortschritt

Jürgen Werth über Jesaja 31,6.

Kehrt um zum HERRN, von welchem ihr so sehr abgewichen seid!

Jesaja 31,6

Sie kennen den Stoßseufzer: „O Herr, schmeiß Hirn vom Himmel!“ Hirn, ja. Das würde schon helfen. Es kann doch nicht einfach immer so weiter gehen? Immer weiter Richtung Abgrund? Vieles scheint so hirnlos, so gedankenlos in dieser Welt, in unserem Leben. Hirn. Damit wir sehen, was dran ist und was richtig ist. Was vernünftig ist. Damit wir klare Gedanken denken. Und klare Schritte gehen.

Aber Hirn ist noch nicht unbedingt Geist. Und schon gar nicht Herz. Hirn haben viele – und die Welt zu dem gemacht, was sie heute ist. O Herr, schmeiß Hirn vom Himmel? Dieser Stoßseufzer wäre wohl besser: „O Herr, schmeiß Geist vom Himmel! Und dein Herz!“ Schick uns einen neuen Geist, eine neue Gesinnung. Einen Geist der Kraft, der Liebe und der Besonnenheit. Damit wir nicht nur die eigenen Interessen im Blick haben, sondern die anderen so ernst nehmen wie uns selbst. Die anderen Menschen. Das andere Land. Den anderen Kontinent. Damit wir gemeinsam Katastrophen verhindern, statt sie zu ermöglichen. Damit wir mit der Welt und ihren Menschen so umgehen, wie du dir das gedacht hast und wie es gut wäre.

Manchmal denke ich in diesen Jahren, dass wohl Endzeit ist. Vielleicht nicht unbedingt im apokalyptischen Sinn. Niemand weiß Tag noch Stunde, wann die Uhr dieser Welt abgelaufen sein wird. Endzeit vielmehr in dem Sinne, dass wir ans Ende gekommen sind mit unseren Träumen von einer besseren Welt. Mit unserem Machbarkeitswahn. Yes, we can? Wir schaffen das? Irgendwie nicht wirklich.

Wir glauben wohl alle nicht mehr so recht an die Zukunft, an den Fortschritt. Eher sehnen wir uns zurück in die Zeit, in der noch alles geordneter erschien. Übersichtlicher. Beherrschbarer. Und vielleicht wäre ja heute tatsächlich ein Schritt zurück, ein Rückschritt der wirkliche Fortschritt. Ein Rückschritt vom Rand des Abgrunds in sichere Gefilde. Der österreichische Dichter Josef Viktor Stummer jedenfalls hat es so gesagt: „Auf dem Weg in die Irre ist Rückschritt Fortschritt.“ Das heißt dann eben zurück zum Ursprung und zu unserer eigentlichen Bestimmung. Zurück zum Schöpfer. Zurück zu Gott. Seit Jahrtausenden wartet er. Ruft er. Wirbt er. Bettelt er. Beim Propheten Jesaja klingt das so: „Kehrt um zum HERRN, von welchem ihr so sehr abgewichen seid!“ Das ist die Losung für heute.

Gott wartet schon lange auf solche Rückschritte. Er wartet wie der Vater des Verlorenen Sohnes in jener einzigartigen Geschichte, die Jesus erzählt hat. Er wartet, er will uns leben helfen, und er weiß, wie's geht.

Vor Jahren liefen viele von uns mit einem kleinen Armband durch den Alltag. „WWJD?“ stand darauf „What would Jesus do?“ „Was würde Jesus tun?“ Jesus, mit dem Gott vor 2000 Jahren unsere Welt betreten hat. Ja, was würde er tun, was würde er sagen angesichts der großen und kleinen Probleme im Makrokosmos der Welt, im Mikrokosmos unseres Alltags? Was würde er tun gegen all die Ungerechtigkeiten in dieser Welt?

Wir sollten ihn fragen. Das Buch befragen, das von ihm erzählt und das seine Worte für uns aufbewahrt. Und umkehren. Zu ihm und zueinander. Die Alten nannten das „Buße tun“. Das ist zunächst nur ein Blickwechsel. Dann aber auch ein Denkwechsel. Und ein Lebenswechsel. Wir fangen wieder an, ihm, dem ewigen Lebensspender, den ersten Platz einzuräumen. Bei ihm nachzufragen, wie er sich das Leben und das Zusammenleben denkt. Wir fangen wieder an, ihn mehr zu lieben als alles andere. Und unsere Nächsten wie uns selbst.

Solch ein Rückschritt wäre wirklich ein gewaltiger Fortschritt. Kommen Sie mit?

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