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/ Wort zum Tag

Rückkehr – zu wem?

Gabriele Berger-Faragó über 5. Mose 30,2-3.

Wenn du dich bekehrst zu dem HERRN, deinem Gott, wird er deine Gefangenschaft wenden und sich deiner erbarmen.

5. Mose 30,2-3

Welches Bild haben Sie im Kopf, wenn Sie das Wort „Bekehrung“ hören? Große Gefühle, Lichterscheinungen, Harfenklang? Oder eher das Ende von allem, was Spaß macht? In Zukunft nur noch fasten und beten?

Beides passt nur wenig zu dem, was der biblische Begriff „Bekehrung“ meint. Die genaue deutsche Übersetzung für das original-hebräische Wort heißt „sich abwenden“ und „zurückkehren“.

Zu wem kehre ich denn zurück bei der „Bekehrung“? Die Antwort liegt auf der Hand: zu Gott natürlich! Aber ist das so? Wenn ich noch nie mit Gott zu tun hatte, noch nie bei ihm war, dann kann ich wohl auch nicht zu ihm zurückkehren, oder?

Vielleicht ja doch: Wenn Gott mein Schöpfer ist, der mich schon im Mutterleib gebildet hat; wenn Gott mich gewollt hat und von meinem ersten Atemzug an stets bei mir ist – auch wenn ich ihn nicht wahrgenommen habe –, … Dann ist es tatsächlich eine Art Rückkehr oder Heimkehr: zu dem Gott, der schon immer da war und auf mich gewartet hat. Der mich liebt und in dessen Armen ich endlich die Geborgenheit finde, die ich verzweifelt überall gesucht habe.

Und wovon soll ich mich abwenden? Stimmt es also doch, dass ich bei der „Bekehrung“ oder „Rückkehr zu Gott“ alles aufgeben muss, was mir Spaß macht?

Der Bibelvers aus dem 5. Mosebuch, Kapitel 30, geht gedanklich in eine andere Richtung: „Wenn du dich bekehrst zu dem HERRN, deinem Gott, wird er deine Gefangenschaft wenden und sich deiner erbarmen.“

„Gefangenschaft“ – ein starkes Wort. Für das Volk Israel, an das diese Worte ursprünglich gerichtet waren, ging es um reale Gefangenschaft. Das Volk war in Ägypten gefangen und versklavt und konnte nur durch Gottes wundersame Befreiung fliehen. Später wurde das Land immer wieder erobert, besetzt, geplündert, die Menschen gefangen und weggebracht. Doch Gott hat seine Menschen befreit und ihre Gefangenschaft gewendet. Er hat sie stets geliebt, auch wenn sie sich von ihm abgewendet hatten. Und er hat sich ihrer erbarmt, wenn sie sich in der Gefangenschaft zu Gott kehrten.

Für uns heute gilt „Gefangenschaft“ eher im übertragenen Sinne. Fühlen Sie sich auch manchmal gefangen im Hamsterrad von Alltag, Job, Familie und immer länger werdenden To-Do-Listen? Schaffen Sie es auch oft nicht, sich von Abhängigkeiten zu befreien, seien es Suchtmittel, Lebensmittel oder in Beziehungen? Fühlen Sie sich manchmal gefangen in sich selbst: Sie wollen das Richtige tun, wollen das Leben genießen, wollen frei sein, und sind doch irgendwie gefangen in sich selbst?

Wäre es nicht schön, davon befreit zu werden? Sich von all dem abwenden zu können, und ganz neu anzufangen?

Genau darum geht es bei der „Bekehrung“: Zurückkehren zu Gott, meinem Schöpfer. Von ihm befreit werden. Mit ihm und durch seine Hilfe neu anfangen.  Er, der so mächtig ist, das Universum, Sie und mich zu schaffen, der ist auch stark genug, uns zu befreien von unseren Gefangenschaften des Lebens. Zu ihm dürfen wir heimkehren, ankommen in der Geborgenheit bei ihm.

Gott hilft, uns abzuwenden von allem, was uns gefangen hält. „Bekehrung“ heißt nicht, dass wir uns von dem abwenden müssen, was uns glücklich macht. Sondern durch Gottes Befreiung können wir uns abwenden von dem, was uns krank macht an Leib und Seele; was uns unglücklich macht in der Beziehung zu uns selbst und zu unseren Mitmenschen. 

Das geht nicht von heute auf morgen. „Bekehrung“ ist sowohl ein einmaliger Akt als auch ein langer Weg.

Das Einmalige besteht darin, dass ich mich bewusst dafür entscheide: „Ja, Gott, mein Schöpfer, ich glaube dir, dass du da bist; schon immer für mich da warst, und mich in deine Liebe hineinrufst. Zu dir will ich mich hinkehren, mich an dich wenden: Bitte befreie mich aus meinen Gefangenschaften und erbarme dich.“

Gleichzeitig ist „Bekehrung“ ein Weg mit vielen kleinen Schritten. Ich lerne, mit diesem Befreier-Gott im Alltag in Kontakt zu treten. Ich wachse in der Beziehung und im Vertrauen zu ihm. Ich merke, dass ich ihn in jedem Augenblick um Hilfe bitten kann. Er hilft mir, meine Gefangenschaften zu erkennen und mich davon abzuwenden, sodass ich seine Kraft der Befreiung erlebe. Das ist sein Erbarmen und meine Rettung.

Ihr Kommentar

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Kommentare (7)

Hannes /

Diese Andacht ist so wunder-
bar-klar. Ich habe diese "Aufgabe Bekehrung" als
Senior schon fast mein
Leben lang gehört, geachtet
und praktiziert, doch hier hab
ich die Andachtszeilen mehr

Holger B. /

Ihre Worte haben uns beide sehr angesprochen. Jesus und der Vater sehnen sich danach, dass auch wir Christen zum liebenden Herzen Gottes heimkehren und uns abwenden von allen unguten
Abhängigkeiten mehr

Silvia B. /

Ja, das finde ich auch! Wunderbar erklaert und eine Hilfe zum Gebet gegeben!
Bekehrung: einmalig und in vielen kleinen Schritten, immer wieder neu - zu ihm (Gott) hin, und weg vom Boesen..., danke!!

Annette T. /

Ich habe mich sehr über diese Gedanken gefreut! Das reine Evangelium- sehr gut und verständlich ausgedrückt und sehr einladend!

Marianne H. /

Ja, der Beitrag ist evangelistisch, doch der Name Jesu wird nicht genannt. Wie komme ich zu Gott: Johannes 14,6. Woher soll ein Außenstehender das wissen? Es muss ihm gesagt werden. Ich freue mich auf weitere Beiträge von Ihnen.

Norbert B. /

Liebe Frau Berger-Farago,
Danke für ihre Auslegung des heutigen Losungstextes. Ich fand erst einmal ihre Erklärung zur Bekehrung gut. Auch die weitere Entwicklung ist nachdenkenswert. Hilfreich wäre mehr

Rita K. /

Eine wunderbare Beschreibung für den Weg zu und mit Gott.
Vielen Dank!
Seien Sie reich gesegnet!