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/ Wort zum Tag

Römer 1,5

Gedanken zu Losung/Lehrtext des Tages.

Durch ihn haben wir empfangen Gnade und Apostelamt, in seinem Namen den Gehorsam des Glaubens aufzurichten unter allen Heiden.

Römer 1,5

Es gibt im Neuen Testament verschiedene Formulierungen für den Auftrag der Christen in dieser Welt. Meistens wird dabei gesagt, was Christen tun müssen, wenn sie im Namen Christi leben und unterwegs sein wollen. Das klingt dann oft nach Pflichterfüllung, nach einer Last, die uns mit diesem Auftrag Christi auferlegt wird oder nach einer Leistung, die zu erbringen ist. Vielleicht liegt es freilich auch an unserer Verwurzelung in einer Leistungsgesellschaft, dass wir diese Verse so lesen oder hören. Im heutigen Wort zum Tag entdecke ich nämlich eine Formulierung, die einen ganz anderen Zugang eröffnen könnte. Der Apostel Paulus schreibt zu Beginn seines Briefes an die Römer, in Kapitel 1,5: „Durch Christus haben wir empfangen Gnade und Apostelamt, in seinem Namen den Gehorsam des Glaubens aufzurichten unter allen Heiden.“

Das Amt des Apostels ist die spezielle Form des Auftrags, den Paulus gelebt hat. Mir fällt auf, dass dieser Auftrag hier mit dem Begriff Gnade verknüpft ist. Paulus sieht in seinem Amt nicht einen Job, der erledigt werden muss; er verbindet damit die Möglichkeit, eine Berufung zu leben und zu gestalten. Und das empfindet Paulus als Gnade. Es ist ein grosses Geschenk, im Namen und Auftrag Christi unterwegs sein zu dürfen. Gottes freie und gnädige Zuwendung zu einem Menschen schließt ein, dass das Leben dieses Menschen in Dienst genommen wird und so Sinn und Erfüllung findet. Deshalb spricht Paulus im Zusammenhang mit seinem Auftrag auch von „der Gnade, die mir gegeben ist“ (vgl. Röm 12,3; 15,5). Gerade weil er ein ehemaliger Verfolger der christlichen Gemeinde war, hat er seine Beauftragung als Apostel immer als Ausdruck tiefster Gnade gesehen.

Von Paulus könnte ich lernen, meinen eigenen Auftrag, Christus bekannt zu machen, etwas weniger als Stressfaktor und etwas mehr als Geschenk zu sehen, das mein Leben bereichert. Und das täte vermutlich nicht nur mir selber gut, sondern auch jenen, zu denen ich im Namen Christi rede. Das Evangelium von Christus wirkt einladender, wenn seine Boten nicht wie von Terminen gehetzte Arbeitstiere wirken, sondern wahrgenommen werden als Menschen, die vom Leben begeistert und von der Gnade Gottes beschenkt sind.

Wird das gleich wieder relativiert, wenn Paulus als Ziel seines Auftrags den Gehorsam des Glaubens erwähnt, den er unter allen Heiden aufrichten soll? Gehorsam klingt ja zunächst nicht nach Freiheit und Gnade, sondern nach Einengung und Pflicht. Aber: Gehorsam hat im Griechischen genauso wie im Deutschen sprachlich mit dem Hören zu tun. Es geht darum, zuzuhören und dann bereit zu sein, das Gehörte im Leben umzusetzen. So meint Paulus mit dem Gehorsam des Glaubens weniger das Einhalten definierter Regeln, sondern mehr die Bereitschaft, ganz gut auf Christus zu hören und sich im Leben konkret auf das zu verlassen, was er uns zusagt. In seinem Reden steckt viel mehr Gnade, als uns oft bewusst ist.

Eigentlich könnten wir viel lockerer aus dem Hören auf Gottes Gnade drauflosleben und uns darüber freuen, dass er uns so, wie wir sind, gebrauchen kann und will. Es ist eine Gnade, d.h. ein riesiges Geschenk, dass er uns diese Möglichkeit gibt. Und wir dürfen darauf vertrauen, dass er uns auch hilft, seine Gnade vor den Menschen so richtig zum Leuchten zu bringen.

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