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/ Wort zum Tag

Raus aus der Verzweiflung

Norbert Held über Psalm 143,5.

Ich denke an die früheren Zeiten; ich sinne nach über all deine Taten und spreche von den Werken deiner Hände.

Psalm 143,5

Das klingt gar nicht gut: „Mein Herz ist starr vor Verzweiflung“ (V. 4, NGÜ). So beschreibt der König David das Gefühl, vor lauter Verzweiflung einen Herzstillstand zu erleiden. Wir können nur rätseln, welches bittere Erlebnis bei David diesen Eindruck aufkommen lässt. Selbst wenn uns die konkrete Situation unbekannt bleibt, so werden bestimmt manche von uns Ereignisse erinnern, die sie ähnlich dramatisch empfunden haben. Oder – noch viel einschneidender – in denen sie gerade aktuell drinstecken. Eine Mischung aus Lebensgefahr und Todessehnsucht, von feindlichen Kräften und Menschen brutal in die Enge getrieben und der Verzweiflung überlassen. Wie komme ich da bloß wieder raus? Was kann ich jetzt tun? David beginnt ein längeres Gespräch mit Gott, er spricht seine Verzweiflung aus und fleht um Gottes Hilfe.

Im Psalm 143, Vers 5 heißt es: „Ich denke an die früheren Zeiten; ich sinne nach über all deine Taten und spreche von den Werken deiner Hände.“ (Psalm 143,5) Mit diesem Teil seines Gebets vollzieht David einen zweifachen Perspektivwechsel. Zum einen geht sein Blick, gehen seine Gedanken, seine Worte weg von sich selbst hin zu Gott. David pflegt nicht das Selbstgespräch und bedauert sich und seine Situation. Er verfällt nicht in die Anklage der feindlichen Mächte, die ihm das angetan haben, was er jetzt erleiden muss. So zu reagieren, wäre sehr verständlich. Schließlich sitzt der Schmerz scheinbar tief. Das Leid ist groß und das erfahrene Unrecht bitter. Trotzdem verharrt David nicht darin. Sondern hebt den Blick, spricht Gott an und fleht ihn um Hilfe an. David ist davon überzeugt, dass in seiner Situation die Hilfe nur noch von Gott kommen kann. Er selbst hat keine Mittel mehr gegen die Verzweiflung.

„Ich denke an die früheren Zeiten“ – damit ist die zweite Seite des vollzogenen Perspektivwechsels skizziert. Zuerst also: weg von sich – hin zu Gott. Als zweites: weg von der augenblicklichen Situation – hin zu früheren Erfahrungen mit Gott. Vielleicht denken Sie in einem ersten Reflex: „Das klingt ja nach Flucht vor der Wirklichkeit und Verklärung der Vergangenheit. Das ist doch keine Hilfe.“ Beim zweiten Blick merken wir aber, dass David eine gute Entscheidung trifft. Es ist keine Flucht in die Vergangenheit, sondern bewusstes Erinnern an Gottes Handeln. David hat in der Vergangenheit schon viele gute Erfahrungen mit Gott gemacht: als er ihm in schwierigen, ja ausweglosen Situationen beigestanden ist. Als Gott sich vor David gestellt und ihn vor den Angriffen der Feinde beschützt hat, zum Beispiel, als Saul ihn verfolgt und umbringen wollte. David hat viele gute Erinnerungen. Er kann dankbar zurück schauen auf das Gute, das Gott ihn erleben ließ. Dazu entschließt David sich jetzt ganz bewusst. Im Augenblick geht es ihm nicht gut – aber: das ist nicht die einzige Erfahrung, die er mit Gott gemacht hat. Die Nähe und Hilfe Gottes hat David schon ganz anders erlebt als jetzt gerade. Seine augenblickliche Situation ist für ihn nicht die Zusammenfassung der Wege Gottes. Die frühere Erfahrung von Gottes Hilfe tröstet ihn jetzt, wo er diese Hilfe so schmerzlich vermisst. Sie stärkt sogar sein Vertrauen, dass Gott auch jetzt eingreifen und alles zum Guten wenden wird.

Darum gilt gerade für schwierige Lebensphasen: „Vergiss nicht, was er dir Gutes getan hat“ (Ps. 103,2).

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Kommentare (4)

Hildegard W. /

Danke für die gute Darstellung.
Auch in der Wüste wird Gott mir helfen, mich an das Gute zu erinnern. Das ist meine Hoffnung und Zuversicht.

Constanze G. /

Gott wird mir auch heute helfen,wo ich sehr unglücklich bin...

Heinrich D. /

Danke

Waltraud R. /

Sehr gut