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/ Wort zum Tag

Psalm 89,16

Gedanken zu Losung/Lehrtext des Tages.

Wohl dem Volk, das jauchzen kann! HERR, sie werden im Licht deines Antlitzes wandeln.

Psalm 89,16

„Wohl dem Volk, das jauchzen kann!“, so sagt es Ethan, der Esrachiter, und weiter sagt er: „HERR, sie werden im Licht deines Antlitzes wandeln“ (Psalm 89,16). So steht es im 89. Psalm. Wenn einer sagen kann: „Wohl dem Volk, das jauchzen kann!“, dann muss er festen Grund unter den Füßen fühlen. Und so kommt es auch nicht nur im 16. Vers dieses Psalms zum Ausdruck. Immerhin 38 Verse hintereinander wird in beeindruckender Weise die unwandelbare Treue Gottes besungen. Die Treue Gottes sowohl in der Schöpfung als auch in der Bewahrung des Volkes Israel.

Wer allerdings den Psalm ganz durchliest, wird überrascht: Plötzlich beginnt der Dichter die Abwesenheit Gottes zu beklagen. Die Feinde des Königshauses toben wie das ungestüme Meer – aber Gott bleibt stumm. Diese Wirklichkeit scheint radikal allen Verheißungen Gottes zu widersprechen. Es stellt sich die Frage: Was muss ich tun, dass der Glaube nicht unter den Wellen des Zweifels zerbricht und ich mir vorkomme „wie Wasser, das von Klippe zu Klippe geworfen wird“, so wie es der Dichter Friedrich Hölderlin (1770-1843) einmal ausdrückte.

Die Antwort des Psalmbeters heißt: Ich muss mich erinnern! Der angefochtene Beter zählt deshalb unermüdlich auf, wie er und sein Volk Gott als gnädig und gerecht erfahren haben. Daran gilt es festzuhalten. Gerade auch mitten in den Stürmen des Lebens.

Bei dieser Erinnerung sieht der Beter nicht etwa auf den Verdienst der vergangenen Arbeitswoche, auf sein großes Haus oder die möglicherweise wohlgeratene Kinderschar. Nein, er blickt zurück in die Geschichte. Er sieht z. B. den König David. Zu ihm hat Gott sich bekannt und einen wunderbaren Bund mit ihm geschlossen. – Der Beter sieht von sich weg auf Erde, Himmel, Wolken und Meer. Überall darin entdeckt er den starken Arm Gottes. Nur durch diese Erinnerung findet er den Weg aus der Verzweiflung in das Vertrauen. Schließlich freut sich Ethan über Gottes Zusagen für die Zukunft. Dabei rühmt er die Beständigkeit und Verlässlichkeit Gottes. Wenn Gott eine Zusage gegeben hat, dann gilt sie. Gottes Bund mit uns Menschen hat einen sicheren Grund, denn er ist im Himmel geschlossen.

Diese Erinnerungen an die Geschichte Gottes mit den Menschen und die Entdeckungen der Größe Gottes in der Natur schaffen Distanz zu meinem eigenen Ich. Ich freue mich dann als Christ über die ewige Gnade und Macht Gottes, zu der ich durch Jesus Zugang habe. So kann ich sagen: Wohl dem Menschen, der zu dem Volk Gottes gehört, das jauchzen kann.

Doch gefährlich wird es für mich, wenn ich das Lob Gottes als Ausstieg aus der Alltagswirklichkeit missbrauche. Dann besteht die Gefahr, dass mein Glaube an Gott oberflächlich wird. Echt wird dagegen das Lob Gottes, wenn ich auch die dunklen Tiefen meines Lebens als auch die traurigen Schicksale anderer Menschen vor Gott bringe, sie dort bedenke und um seinen Trost bitte. Wo das geschieht, wächst in mir eine Freude mit Tiefgang, die unabhängig von meinen Gefühlen ist. Warum ist das so? Weil Gott denen mit seiner Hilfe nahe ist, die ihm ihr Leid klagen. In solch einer Lage kann ich Gottes Hilfe so intensiv erfahren, wie sonst nirgendwo. Deshalb überzeugt mich das im Leid entstandene Lob Gottes – wie es im 89. Psalm geschildert wird – mehr als manche christlichen „Wohlfühllieder“.

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