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/ Wort zum Tag

Psalm 73,28

Gedanken zu Losung/Lehrtext des Tages.

„Das ist meine Freude, dass ich mich zu Gott halte und meine Zuversicht setze auf Gott, den HERRN, dass ich verkündige all dein Tun.“

Psalm 73,28

Die heutige Losung aus Psalm 73,28 klingt verheissungsvoll: „Das ist meine Freude, dass ich mich zu Gott halte und meine Zuversicht setze auf Gott, den HERRN, dass ich verkündige all dein Tun.“
Gerade für einen Pfarrer wie mich ist das doch ein toller Leitvers.

Meine sechsjährige Tochter sieht das ähnlich. „Ein Pfarrer soll den Menschen immer von Gott erzählen“, so hat sie kürzlich meine Aufgabe beschrieben. Und das „soll“ ist in ihren Augen ein „Dürfen“. Andern Menschen mitten im Alltag von Gott und seiner Liebe zu erzählen, das findet sie eine wunderbare, freudvolle Aufgabe. Und sie hat recht.

Doch ehrlich gesagt, ich erzähle nicht jeden Tag mit Freude von Gott. Nicht immer halte ich mich voll Zuversicht zu ihm. Und manchen Mitchristen wird es wohl ähnlich ergehen. 

Tatsächlich ist der 73. Psalm kein freudiger Lob- und Dankpsalm und der Psalmbeter kein „immer strahlender Vollblutmissionar“.
Dieser Psalm erklärt vielmehr, warum der Beter dennoch bei Gott bleibt.
Er beobachtet, dass es andere, Gottlose, im Leben besser haben. Es geht ihnen gut. Sie haben Erfolg, die Leute hören auf sie. In V. 12 resümiert er: „ Siehe, das sind die Gottlosen; die sind glücklich in der Welt und werden reich.“

Solche Menschen, die materiell und menschlich viel Schönes haben und befreit von existenziellen Sorgen sind, gibt es auch hier und heute einige. Sie haben alles, was nötig ist, um glücklich zu sein. 
Der Psalmbeter sieht ihr Glück. Diese Menschen haben es besser als er. Obwohl sie ohne Gott leben. Ihm selber geht es weniger gut. Der Neid bestimmt seine Gedanken.
Er braucht eine Weile, bis er feststellt, dass dieses Glück und dieser „gottlose“ Reichtum auch trügerisch und vergänglich sind. Diese Menschen geben sich einer falschen Sicherheit hin.
Was wird von ihrem Wohlstand und von ihnen selbst übrigbleiben? Und wie ist das bei mir?

Da geht dem Psalmbeter ein Licht auf. Was schaue ich auf die anderen? Was fixiere ich mich auf fremdes Glück? Es geht doch um mich:
„Als es mir wehe tat im Herzen (…), da war ich ein Narr und wusste nichts. (…) Dennoch bleibe ich stets an dir; denn du hältst mich bei meiner rechten Hand.“  (Ps. 73,21a,22a & 23)
So, kann er schliesslich in den Versen 21-23 beten.

Das ist ein Durchbruch. Jetzt findet er Gewissheit und Halt. Sogar über die Grenzen der eigenen Vergänglichkeit hinaus: „Wenn mir gleich Leib und Seele verschmachten, so bist du doch, Gott, allezeit meines Herzens Trost und mein Heil.“ (Ps. 73,26)

„Allezeit meines Herzens Trost und mein Heil.“ Das heisst doch, dass die Lebensgemeinschaft mit Gott unzerstörbar ist. Dieses Band hält. Im Leben und im Sterben.
Darum darf ich mich zu Gott halten und nicht „nur“ an ihm. Darum will ich bewusst zu Gott kommen und nicht bloss hin und wieder „zufällig“ bei ihm vorbeisehen.

So wächst Freude, die Sinn gibt, erfüllt, und Bestand hat. Sie ist viel tiefer als jeder Torjubel und jedes Glück. Sie gründet in der Gewissheit, dass Gottes Gnade gilt, dass Gott auch meinem Leben Sinn und Wert gibt. Und wo diese Freude gedeiht, da kann ich auch sein Tun verkünden. Auch wenn dies nicht alle Tage strahlend und überschwänglich geschieht, so darf ich es doch erlöst und von Herzen sagen:
„Das ist meine Freude, dass ich mich zu Gott halte und meine Zuversicht setze auf Gott,
den HERRN, dass ich verkündige all dein Tun.“  (Ps. 73,28)
 

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