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/ Wort zum Tag

Psalm 63,2

Gedanken zu Losung/Lehrtext des Tages.

Gott, du bist mein Gott, den ich suche. Es dürstet meine Seele nach dir.

Psalm 63,2

Ein Rabbi wünschte seinem Schüler nach seiner Lehrzeit zum Abschied: „Du sollst im Leben viele Sorgen haben!“ Der Schüler meinte, nicht richtig gehört zu haben. „Rabbi, wie kannst du mir so etwas wünschen?“ Der Rabbi legte ihm die Hand auf die Schulter und erklärte: „Wenn man viele Sorgen hat, ist man gewöhnlich gesund. Der Kranke aber kennt nur eine Sorge: nämlich wieder gesund zu werden.“

Der künftige König David durchlebte immer wieder schwere Zeiten. Er war weit entfernt von den vielen kleinen Sorgen des Alltags. Sein Leben war ständig bedroht: er war auf der Flucht, stand auf allen Fahndungslisten des Landes und musste ständig mit Verrat und Festnahme rechnen. Er hielt sich oft in der Wüste auf – alles andere als ein wohnlicher Ort – er litt unter Hunger, Durst und Einsamkeit. Und er fühlte sich gejagt wie ein Reh, ein ganzes Heer war ihm auf den Fersen. In dieser Zeit fragte er sich oft: „Warum?“ Hatte Samuel ihn nicht zum König berufen und gesalbt? Warum nur musste er diese unaufhörliche Verfolgung und Bedrängnis erleiden?
In dieser Zeit kam ein einziger Schrei aus seinem Herzen, ein Durst, eine Sehnsucht. Das heutige Wort zum Tag formuliert diesen Schrei (Psalm 63,2): „Gott, du bist mein Gott, den ich suche. Es dürstet meine Seele nach dir.“
David hatte in dieser schweren Zeit nur noch eine Sorge: er hatte Durst und Hunger nach Gott. Er wusste, dass sein Leben nur noch an Gott hing: an seinem Schutz, seiner Nähe und seiner Führung. Ich glaube, dass sich David in der größten Bedrängnis und Gefahr stärker als je zuvor an Gott geklammert hat; wahrscheinlich hat er in diesen Zeiten die tiefsten Erfahrungen mit Gott gemacht. Die Psalmen sprechen davon. David hat gelernt zu beten; nicht formell und gewohnheitsmäßig, sondern existenziell und vom Grund seines Herzens her. Er hat gelernt, sein ganzes Leben mit Gott zu teilen. Er ist an Gottes Herz gewachsen.

Sind es nicht gerade die Nöte, die uns die Bedeutung, Realität und Treue Gottes am tiefsten erfahren lassen? Ich habe schwere Jahre erlebt, die ich mir nicht wieder wünsche. Im Rückblick merke ich, dass sie zu den gesegnetsten Zeiten meines Lebens gehören. Da zählten nicht mehr die vielen kleinen Sorgen, da ging es nur noch um eins, ums Ganze: Gott ganz zu gehören und ihm ganz zu folgen. Wie es in einem Lied von Dietrich Bonhoeffer heißt, das er in einem Gestapo-Gefängnis aufgeschrieben hatte: „Doch willst du uns noch einmal Freude schenken an dieser Welt und ihrer Sonne Glanz, dann wolln wir des Vergangenen gedenken, und dann gehört dir unser Leben ganz.“

David wurde der beste König Israels, er war ein Mann nach dem Herzen Gottes. Die schweren Jahre waren die Vorbereitung auf seine Berufung und Bestimmung. Gott läuterte ihn in dieser Zeit wie das Gold geläutert wird in der Glut. David wurde zum Abbild des messianischen Königs. Ganz anders war das dann bei Salomo. Er hatte einen glänzenden Start. Er war ein prachtvoller König, mit besten Voraussetzungen und mit sprichwörtlicher Weisheit. Doch Salomo hielt nicht durch. Er scheiterte, er blieb Gott nicht treu wie sein Vater David. Vielleicht war Salomo weniger als sein Vater in der Glut des Leidens mit Gott zusammengeschmiedet worden.
Ich wünsche Ihnen nicht unbedingt viele Sorgen. Ich wünsche Ihnen aber, das dieses Verlangen, dieser Durst bleibt, den auch David zutiefst empfunden hat: „Gott, du bist mein Gott, den ich suche. Es dürstet meine Seele nach dir.“
 

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Kommentare (1)

Bianka /

Wir wollen unser Vertrauen nicht wegwerfen, weil es eine große Belohnung hat. Auch Hiob kannte Gott nur aus guten Zeiten und im Leid hat er Gott erkannt und an IHM festgehalten. "ich weiß, daß mein mehr