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/ Wort zum Tag

Psalm 42,4

Gedanken zu Losung/Lehrtext des Tages.

"Meine Tränen sind meine Speise Tag und Nacht, weil man täglich zu mir sagt: Wo ist nun dein Gott?"

Psalm 42,4

Tränen, Tag und Nacht. Tränen beim Aufstehen und zum Frühstück, Tränen am Mittag, Tränen am Abend und bei der Vorbereitung für das Schlafengehen, Tränen beim Erwachen in der Nacht. Tränen, Tränen, Tränen. Tränen: Tag und Nacht. Es ist kein Trost mehr da, es scheint keine Hilfe mehr zu geben. Wenn ein lieber Mensch gestorben ist, ihr Mann oder vielleicht ihre Ehefrau, oder vielleicht – noch viel schlimmer – ein Kind. Als Pfarrer erlebe ich es immer wieder, dass Menschen mit Hiobsbotschaften konfrontiert worden sind. Und dann sind sie untröstlich. Es kann sein, dass jemandem mitgeteilt wurde, er sei unheilbar krank. Und es wurde jemandem mitgeteilt, dass eine Chemotherapie nicht angeschlagen hat. Kürzlich haben wir einen neunjährigen Jungen beerdigt. Er war an Leukämie erkrankt. Nach zweijährigem Ringen der Ärzte ist er verstorben. Die Eltern lebten in bangem Warten, zwischen Hoffnung und Trostlosigkeit. Beim Tod waren sie, die Großeltern und zahlreiche Menschen unseres Stadtteils erschüttert. Wir hatten eine große Aktion ins Leben gerufen. Es wurden tausende Euros für eine Stammzellen-Typisierung gesammelt. Niederschmetternd war dann die Nachricht im Sommer, dass der Junge nach einem zweiten Rückschlag mit dem Hubschrauber in die Universitätsklinik geflogen werden musste. An seinem Grab wurden viele Tränen vergossen. "Meine Tränen sind meine Speise Tag und Nacht".

So ging es auch dem Verfasser des Bibelwortes für den heutigen Tag. Doch er bleibt in seinem Elend nicht allein. Er sucht seinen Gott, den seine Gegner angreifen und verspotten, wenn sie sagen: Wo ist nun dein Gott? Warum greift er nicht ein? Was soll der Glaube, wenn auch Christen in das größte Elend gestürzt werden können? Doch der Beter dieses Psalm tut das gerade nicht, was seine Gegner in dieser Situation erwarten: Er sagt seinem Gott nicht ab. Er läuft nicht zu den Atheisten über. Sondern er bleibt bei seinem Glauben. Er trägt Gott sein Elend vor. Er schreit an gegen die Verborgenheit Gottes. Er betet gegen den verborgenen Gott zu dem Gott, den er aus den biblischen Schriften kennt. Er betet mit den folgenden Worten: "Wie der Hirsch lechzt nach frischem Wasser, so schreit meine Seele, Gott, zu dir. Meine Seele dürstet nach Gott, nach dem lebendigen Gott. Wann werde ich dahin kommen, dass ich Gottes Angesicht schaue?" Und nun kommt unser Bibelvers: "Meine Tränen sind meine Speise Tag und Nacht, weil man täglich zu mir sagt: Wo ist nun dein Gott?"

Und dann tut er etwas, was in jeder Notsituation gut tut. Er erinnert sich daran, wie Gott früher geholfen hat. Er erinnert sich an die schönen Wallfahrten nach Jerusalem, die er als jüdischer Gläubiger dreimal im Jahr gemacht hat. Und er ermahnt sich selber: "Was betrübst du dich, meine Seele, und bist so unruhig in mir? Harre auf Gott; denn ich werde ihm noch danken, dass er meines Angesichts Hilfe und mein Gott ist." Wer auf Gott wartet, auf Gottes Eingreifen wartet, der wird in aller seiner Not getröstet und ihm eines Tages auch danken können. "Was betrübst du dich meine Seele, und bist so unruhig in mir?" Der Beter wiederholt sogar dieses Wort. Er will auf seinen Gott vertrauen, auch wenn er seine Hilfe noch nicht spürt. Als Christen können wir uns in jeder Not an Jesus Christus wenden. Kein Elend und keine Tränen sollen uns von ihm wegbringen. Alles soll uns näher zu ihm hin treiben.
 

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