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/ Wort zum Tag

Psalm 105,4

Gedanken zu Losung/Lehrtext des Tages.

Fraget nach dem HERRN und nach seiner Macht, suchet sein Antlitz allezeit!

Psalm 105,4

Wir hatten Besuch von einem jungen Ehepaar. Der Mann war blind. Von seiner Geburt an. Er war also auf die Sinneseindrücke des Hörens und des Tastens angewiesen, um seine Umwelt wahrzunehmen. Im Laufe der Begegnung fiel mir auf, dass er in seinen Äußerungen des Öfteren recht hart, ja manchmal sogar verletzend war. Dieses Verhalten ist mir in anderen Begegnungen mit blinden oder stark sehbehinderten Menschen auch gelegentlich begegnet.

Ich führe das darauf zurück, dass Blinde ja nicht sehen können, wie ein Gesprächspartner durch Mimik und Gestik reagiert. Daran ist mir deutlich geworden, wie sehr in unserer Kommunikation nichtsprachliche Dinge eine erhebliche Rolle spielen, ohne dass uns das immer so ganz bewusst ist. Wir brauchen also bei einem Gespräch auch die Sicht auf unseren Gesprächspartner, auf sein Gesicht, sein Mienenspiel, seine Körperhaltung. Wir sprechen ja auch von der „Körpersprache“. Aus dem Mienenspiel eines Menschen kann ich entnehmen, ob das, was ich sage, seine Zustimmung findet oder seine kritische Abwehr hervorruft oder auch, ob er „auf Durchzug geschaltet hat“ wie wir sagen, wenn wir meinen, dass etwas einen Menschen überhaupt nicht interessiert.

Nun spricht das Bibelwort für den heutigen Tag davon, dass wir das Antlitz des Herrn unseres Gottes suchen sollen. „Fragt nach dem HERRN und nach seiner Macht, suchet sein Antlitz allezeit.“ Das Problem ist nur: Das Antlitz des Herrn ist für uns nicht sichtbar. Ihm gegenüber sind wir in der gleichen Situation wie Blinde gegenüber Sehenden. Wir können nicht von den Augen Gottes ablesen, ob das, was wir sagen oder tun, seine Zustimmung findet oder ob er sozusagen mahnend die Augenbrauen hochzieht oder gar unwillig den Kopf schüttelt. Gott ist und bleibt für uns unsichtbar.

Wenn wir also wissen wollen, wie er über uns denkt, was er zu dem meint, was wir sagen oder tun, müssen wir andere Wege zu ihm finden. Auch da gibt uns das Bibelwort für den heutigen Tag einen Hinweis. Da heißt es: „Fragt nach dem HERRN und nach seiner Macht.“

Kinder können einem Erwachsenen – wie wir sagen – „Löcher in den Bauch fragen“. Das hat immer zwei Gründe. Zum einen wollen sie etwas wissen. Zum anderen aber fragen sie einfach nur, um den Kontakt zu der erwachsenen Person zu haben.

So dürfen wir in unserem Fragen auch Gott begegnen. Ich möchte von ihm wissen, wie er mein Reden und Handeln sieht, ob er zustimmt oder ablehnt. Und ich möchte durch mein Fragen einfach den Kontakt zu ihm aufrecht erhalten. Dieses Fragen kann ja nicht durch Reden mit dem Mund und Hören mit den Ohren geschehen. Trotzdem gibt es etliche Möglichkeiten der Kommunikation mit Gott. Ich kann Menschen fragen, die eine intensive Verbindung zu Gott haben. Ich kann Gott in seinem Wort, in der Bibel befragen. Und ich kann in der Stille beten und ihm Fragen stellen. Die Antworten kommen manchmal gleich, manchmal mit Verzögerung, manchmal deutlich und eindeutig, manchmal rätselhaft und zunächst unklar. Und manchmal vernehme ich auch gar keine Antwort. Aber ist das in unserer Kommunikation mit Menschen nicht auch ähnlich?

Was aber ist gemeint, wenn es in unserem Bibelwort heißt: „Sucht sein Antlitz allezeit.“ Da muss sich der Psalmdichter doch etwas dabei gedacht haben. Wenn ich das Antlitz eines Menschen suche, dann muss ich mich in seine unmittelbare Nähe begeben. Wenn ich von einem menschlichen Antlitz Reaktionen auf mein Verhalten ablesen will, muss ich diesem Menschen möglichst direkt gegenüberstehen. „Sucht sein Antlitz allezeit“ – das will sagen: Sucht seine Nähe, sucht die größtmögliche Nähe zu Gott.

Nun ist es doch mit der Nähe Gottes so: Er ist uns ja nah, ganz nah. Wir müssen diese Nähe überhaupt nicht suchen. Sie ist gegeben. Sie ist Tatsache. Entscheidend ist nur, dass wir uns dieser Nähe bewusst werden. „Ach, da bist du ja!“, sage ich, wenn überraschend und vielleicht unerwartet ein Bekannter neben mir steht. „Da bist du ja!“ Das darf ich jeden Augenblick meines Lebens zu Gott sagen. Und manchmal ist es vielleicht gut, wenn ich das laut sage, um es mir wirklich ganz bewusst zu machen.

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Kommentare (4)

Pfr.Dietrich Tews /

Lieber Hans Peter. Es tut so gut dass Du nicht "Gesetz" predigst und den Leuten noch neue Lasten auflädst, sondern die "ernste Botschaft" durch gute Beispiele in die richtige Richtung der Liebe Gottes bringst. Dafür danke ich. Du solltest öfter predigen. Schalom. Dein Dietrich Tews

Carlos Fischer /

aus Buenos Aires - Argentinien
Lieber Herr Bartels,
Ihr Wort zum Tag hat mich als sehbehinderter Mensch direkt angesprochen. Das Antlitz des HERRN ist für alle Menschen unsichtbar und trotzdem ist mehr

margit /

Lieber Herr Bartels,
vielen DANK für den Hinweis, dass sich jeder bewusst darüber sein kann, dass Gott jedem ganz nah ist... DANKE auch für die Beispiele aus dem menschlichen Miteinander... Weiterhin Gottes Segen für diese wertvolle Arbeit...
Margit Wittig

Steve /

Aha! Richtig. V. Dank ;-)