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/ Wort zum Tag

Postbotin Gottes

Hannah Thielmann über 2. Korinther 5,20.

Wir sind Botschafter an Christi statt, denn Gott ermahnt durch uns; so bitten wir nun an Christi statt: Lasst euch versöhnen mit Gott!

2. Korinther 5,20

Es gibt kaum etwas, das mich so glücklich macht wie eine Postkarte von einer Freundin aus dem Urlaub. Ich liebe es, den Briefkasten zu öffnen und ganz unerwartet Urlaubsgrüße darin zu finden – gerade in einer Zeit, in der die meisten eher Urlaubsfotos per Handy verschicken.

Mich fasziniert die Vorstellung, wo die Postkarte überall gewesen ist, bevor sie zu mir kam, und wer sie in der Hand hatte, bevor sie in meinem Briefkasten gelandet ist. Vieles davon kann ich mir nur fantasievoll ausmalen. Allein den Briefträger, der mir immer die Post bringt, kenne ich. Er ist der Übermittler der Urlaubsgrüße. Es sind nicht seine Grüße, sondern die meiner Freundin. Aber ohne ihn würde die Postkarte nicht bei mir ankommen.

Ich selbst arbeite in einem ganz anderen Berufsfeld, und trotzdem steht in der Bibel, dass auch ich eine Art Postbotin bin. Mein Auftrag ist es nicht, Urlaubsgrüße zu überbringen, sondern eine viel wichtigere Botschaft. Darüber schreibt der Apostel Paulus im zweiten Brief an die Gemeinde in Korinth in Kapitel 5, Vers 20: „Wir sind Botschafter an Christi statt, denn Gott ermahnt durch uns; so bitten wir nun an Christi statt: Lasst euch versöhnen mit Gott!

Gott nutzt die Christinnen und Christen, Gott nutzt mich als Botschafterin, um die wichtigste Botschaft, die er hat, an alle Menschen zu überbringen. Er ist der Auftraggeber, nicht ich. Er hat die volle Autorität, ich handle nur in seinem Auftrag. Ich richte aus, was er zu sagen hat. Damit ist mein Dienst frei von Eigenmächtigkeit, eigenen Ansprüchen und egoistischen Zielen. Das ist nicht mein Job. Mein Job ist es, für den mächtigsten Auftraggeber zu arbeiten, den es gibt: Für Gott selbst. Dazu bin ich berufen. Dafür möchte Gott mich gebrauchen.

 

Und welche Botschaft soll ich nun genau überbringen? Paulus formuliert es in dem Vers so: „So bitten wir nun an Christi statt: Lasst euch versöhnen mit Gott!“ Versöhnung! Gottes liebevolle Botschaft für die Welt – für Sie und für mich – ist Versöhnung. Gott bietet jedem einzelnen seinen tiefen Frieden an – in Liebe, ohne Zwang. Paulus verwendet nicht die Worte: „So befehlen wir an Christi statt: Versöhnt euch mit Gott!“

Nein! Gott bittet. Gott hat zwar die Autorität zu befehlen, aber er tut es nicht. Stattdessen bittet er. Gott lädt mich ein, dass ich mich mit ihm versöhnen lasse. Und er beauftragt mich, von dieser Versöhnung weiterzuerzählen. Das alles geschieht ohne Zwang, weil Liebe und Versöhnung nur ohne Zwang funktionieren. Und das weiß Gott. Deshalb lädt er ein – sanftmütig, demütig und frei. Er erwartet auch keine Aktion von mir, fordert nicht: „Versöhn dich mit mir.“ Nein! Er macht mir ein Angebot: „Lass dich versöhnen mit mir.“ Er hat längst alles getan. Ich kann nichts mehr hinzutun. Ich kann nur der Botschaft glauben und mich bitten lassen.

Was heißt das aber nun konkret? Erstens ist es wichtig, dass ich nicht sofort in einen Aktionismus verfalle und sofort als Botschafterin losrenne. Zuallererst ist die Botschaft nämlich für mich bestimmt. Ich bin nicht nur Briefträgerin bzw. Botschafterin, sondern auch selbst Empfängerin. Erst im nächsten Schritt bin ich dazu berufen, von dieser guten Nachricht zu erzählen. Das kann ganz unterschiedlich aussehen.

Ich kann mit Worten und Taten von Gottes Versöhnungsangebot erzählen. Ich kann das laut oder eher leise tun. Ich kann das an allen Orten und zu jeder Tag- und Nachtzeit tun. Gottes Botschaft sind keine Grenzen gesetzt. Er will mich als seine Botin mit all meinen Stärken und Schwächen gebrauchen. Darauf kann ich mich verlassen.

Und drittens brauche ich mir keine Sorgen über den Inhalt zu machen, den ich übermitteln soll. Gott hat bereits alles getan. Er ist schon den Weg der Versöhnung gegangen. Dem ist nichts hinzuzufügen. Als Briefträgerin ist es meine Aufgabe, die Postkarte auszuliefern. Ich muss keine eigenen Urlaubsgrüße mehr hinzufügen, sondern kann darauf vertrauen, dass die Botschaft den anderen Empfänger genauso freut wie mich. Denn Gottes Botschaft ist unendlich schöner als die schönste Postkarte der Welt.

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Kommentare (4)

Sabine M. /

Liebe Frau Thielmann
Herzlichen Dank für Ihr erfrischendes, mutmachendes „Wort zum Tag“. Der Gedanke uns als Postbotin Gottes zu sehen hat mich begeistert, hat mir vor allem auch den Druck mehr

Ruth E. /

So entlastend und befreiend Ihre Gedanken: Ich MUSS nichts. Ich darf einfach staunend glauben und annehmen!

Waltraud R. /

Sehr gut

Peter J. /

Ja, es ist erstaunlich, dass Gott die Menschen bittet, sich mit IHM zu versöhnen. Trotzdem widerspreche ich Frau Tiehlmann. In Apostelgeschichte 17.30 wird klar gesagt, dass Gott nun den Menschen mehr