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Muss das sein?

Klaus Jürgen Diehl über Lukas 24,25-26.

Jesus sprach zu den Jüngern: O ihr Toren, zu trägen Herzens, all dem zu glauben, was die Propheten geredet haben! Musste nicht der Christus dies erleiden und in seine Herrlichkeit eingehen?

Lukas 24,25–26

Vermutlich haben Sie es auch schon einmal erlebt, dass ein Mensch Sie enttäuscht hat, dem Sie vertrauten und von dem Sie Gutes für die Zukunft erhofft hatten. Vielleicht war es ein Freund oder Weggefährte, der sich überraschend von ihnen zurückzog und offensichtlich keinen Wert mehr auf die Gemeinschaft mit Ihnen legte. So und vermutlich noch bedrückender erging es zwei Männern, die sich am Tag nach dem Passafest von Jerusalem auf den Weg in ihr 12km entferntes Heimatdorf Emmaus machten. Der Mann, dem sie vertraut und von dem sie noch Großes erwartet hatten, war plötzlich auf dramatische Weise aus ihrem Leben verschwunden, weil man ihn wie einen Verbrecher ans Kreuz genagelt hatte. Das Geschehene immer noch nicht fassend, sind sie voll Trauer unterwegs, als sich ihnen ein fremder Wanderer anschließt und sie fragt, was sie gerade so sehr beschäftigt. Sie erklären es ihm, ohne zu merken, dass ihr Begleiter kein Geringerer als der auferstandene Jesus ist. Es folgt eine Art Nachhilfe-Unterricht von Jesus, um alttestamentliche Verheißungen im Blick auf das Kommen des Messias in Israel angemessen zu verstehen. Darin macht der Auferstandene den beiden Männern klar, dass sein Leiden und Sterben am Kreuz schon im Alten Testament vorhergesehen und darum notwendig für das Heil der Menschen war.

Im Lukasevangelium heißt es dazu: Jesus sprach zu den Jüngern: O, ihr Toren, zu trägen Herzens, all dem zu glauben, was die Propheten geredet haben! Musste nicht der Christus dies erleiden und zu seiner Herrlichkeit eingehen?

Die Frage ist bis heute aktuell: Musste Jesus wirklich am Kreuz sterben, damit wir als Erlöste im Frieden mit Gott und Menschen leben können? Hätte es aus Gottes Sicht nicht auch einen einfacheren Weg geben können, um Menschen aus ihrer Verlorenheit zu retten? Schon Petrus war Jesus in die Parade gefahren, als er von der Notwendigkeit seines Leidens und Sterbens sprach. Nach seinem empörten Zwischenruf: „Gott bewahre dich davor!“ hatte Jesus ihn mit scharfen Worten zurechtgewiesen: „Geh hinter mich, Satan! Du willst mich vor den Karren deiner messianischen Wünsche spannen, aber Gott hat Anderes mit mir vor!“ Nein, es gab keinen leidensfreien Weg, um uns aus der Verlorenheit zu retten. Als Jesus selbst kurz vor seinem Tod mit Gott ringt, ob der bittere Kelch des Leidens nicht an ihm vorüber gehen könne, macht der Vater ihm klar: „Mein Sohn, es muss sein!“ und Jesus geht daraufhin gehorsam den Weg ans Kreuz.

Zugegeben, es ist schon ein für die menschliche Vernunft irrer Gedanke, dass die folgenreichste Befreiung der Menschheitsgeschichte nicht durch eine heroische Aktion, sondern durch die Passion des ans Kreuz genagelten Gottessohnes bewirkt worden ist. Aber genau das bezeugt die Bibel und eröffnet uns durch diese Botschaft das Tor zu einer Zukunft voller Glückseligkeit. 

Die einzig angemessene Antwort darauf kann nur eine tiefe Dankbarkeit dafür sein, dass Jesus aus Liebe zu uns sein Leben geopfert hat, sowie das von Herzen kommende Bekenntnis, das Paul Gerhardt in dem Passionslied „O Haupt voll Blut und Wunden“ so formuliert hat: „Nun, was du Herr erduldet, ist alles meine Last. Ich hab es selbst verschuldet, was du getragen hast. Schau her, hier steh ich Armer, der Zorn verdienet hat, gib, mir, o mein Erbarmer, den Anblick deiner Gnad!“

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