Navigation überspringen

/ Bibel heute

Mose kehrt zurück

Volker Kungel über 2. Mose 32,15-29.

Mose wandte sich und stieg vom Berge und hatte die zwei Tafeln des Gesetzes in seiner Hand; die waren beschrieben auf beiden Seiten, vorn und hinten waren sie beschrieben. Und Gott hatte sie selbst gemacht, und die Schrift war Gottes Schrift, eingegraben in die Tafeln. Als nun Josua das Geschrei des Volks hörte, sprach er zu Mose: Es ist ein Kriegsgeschrei im Lager.[...]

2. Mose 32,15–29

Mose steigt vom Berg Sinai herab. In den Händen trägt er die beiden Tafeln mit den Geboten Gottes. Es sind besondere Tafeln. Sie sind auf beiden Seiten beschrieben. Gott selbst hat seinen Willen auf diese Tafeln eingraviert. Mit diesen Tafeln kommt Gottes Wort zu Israel. In diesen Worten will Gott selbst unter seinem Volk gegenwärtig sein. Israel hat Gott nicht anders als in diesen Geboten. Die Gesetzestafeln sollen seine Gegenwart symbolisieren. Leider hat Israel das nicht verstanden. Statt auf Mose mit den Tafeln zu warten, mussten sie ein Kalb haben, das ihnen die Gegenwart Gottes vorgaukelt.

Als Mose und Josuha unten ankommen, hören sie Lärm. Josua vermutet, es wäre Kriegslärm. Doch Mose hört Musik und Gesänge wie bei einem rauschenden Fest. Als sie sich dem Lager nähern, sehen sie das Kalb und das tanzende Volk. Das Volk feiert eine Orgie.

Mose bricht in Zorn aus. Zuerst zerschmettert er die Gesetzestafeln. Dann zermalmt er das Kalb. Mose ist wütend. Er schleudert, schmettert, ergreift, verbrennt, verstreut und tränkt. Diese dichte Kette von aufeinanderfolgenden Verben zeigen, wie überstürzt Mose handelt, wie wütend er ist und mit welch starkem Engagement er vorgeht.

Mose ist zornig. Aber es ist nicht sein eigener Zorn, in dem er handelt. Gottes Zorn hat ihn ergriffen. Das ist wichtig zu verstehen, denn Gottes Zorn will letztlich nicht vernichten. In Gottes Zorn steckt immer auch der Wille Gottes, uns zu retten. Selbst im Zorn sucht uns Gott. Sollte uns Gott mit seiner dunklen Seite begegnen, dann gilt: Auch im Schweren, sogar im Gericht, steht Gottes Einladung: „Komm zu mir in meine Arme.“

Mose handelt und tut das in dreifacher Weise. Es sind zeichenhafte, prophetischen Handlungen: Er zerschmettert die Tafeln, er vernichtet das Kalb und er vergiftet das Wasser.

Die Tafeln, die Mose vom Sinai mitbringt, sind Zeichen des Bundes, den Gott mit seinem Volk schließen will. Mose zerstört diese Tafeln und zeigt damit, dass die Verbindung zu Gott zerbrochen ist. Die Gemeinschaft mit Gott ist zerstört und das Wort Gottes an sein Volk ist verstummt.

Das Kalb symbolisiert den Abfall Israels von Gott. Mose verbrennt und zermalmt es, damit nichts davon übrigbleibt. Dann streut er das übrig gebliebene Pulver auf das Wasser und gibt es den Israeliten zu trinken. Dieses Wasser ist ein sogenanntes Fluchwasser. Wer dieses Wasser trinkt, ist in Gottes Hand. Gott entscheidet, was aus seinem Leben wird. Damit übergibt Mose das Volk Israel dem Urteil Gottes.

Nach diesen prophetischen Handlungen stellt Mose den Priester Aaron. Als Priester hat Aaron eine besondere Verantwortung für das Volk. Er soll das Wort Gottes verkünden, das Volk führen und darauf achten, dass es sich nicht gegen Gott versündigt.

Aaron hat seine Verantwortung nicht wahrgenommen. Er ist auch nicht bereit, sich seinem Fehlverhalten zu stellen. Er schiebt seine Schuld auf das Volk ab. Er qualifiziert es ab und nennt es ungeduldig, verunsichert, geradezu bösartig. Wäre es nicht gerade unter diesen Umständen die Aufgabe Aarons gewesen, das Volk zu begleiten, ihnen beizustehen, ihnen die Angst zu nehmen und sie zum Durchhalten zu ermutigen? Warum gibt er so schnell nach? Dass das Kalb von selbst entstanden ist, glaubt ihm kein Mensch.

Dann werden wir mit einer dunklen Episode konfrontiert, die wir heute nur schwer nachvollziehen können: Mose ruft den Stamm Levi zu den Waffen – nicht den ganzen Stamm, sondern die, die für den Herrn sind. Sie sollen ohne Ausnahme alle anderen töten. Allein die, die sich eindeutig zu Gott halten, bleiben übrig.

Diese dunkle Episode zeigt uns, wie ernst es mit der Sünde ist. So tief kann man in sie verstrickt sein, dass es keinen Ausweg mehr aus ihr gibt. Gut, dass wir aus der Sicht des Neuen Testamentes wissen: Jesus hat unseren Tod auf sich genommen. Wir müssen für unsere Schuld nicht sterben. Jesus hat sie auf sich genommen und dafür am Kreuz gebüßt. Es gibt nichts, was uns nicht vergeben werden könnte. Wir müssen nicht sterben, sondern dürfen leben.

Gut, dass diese Episode nicht den Schluss bildet. Auf diesem dunklen Hintergrund leuchtet ein helles Licht auf: Mose ruft Israel auf: „Füllt heute eure Hände zum Dienst für den HERRN … damit euch heute Segen gegeben werde.“ Der Rest Israels soll sich Gott zur Verfügung stellen. Wer Gott dient, wird gesegnet und er wird für andere zum Segen.

Aus dieser Geschichte lerne ich: Gott ist da, auch wenn ich keine sichtbaren Beweise für seine Gegenwart habe. Gott hat sich an sein Wort gebunden. Darin kommt er zu mir. Im Wort ist er bei mir. Darum schlagen wir die Bibel auf und lesen darin. Es ist eine gute Gewohnheit, das täglich zu tun. Viele gute Bibellesehilfen unterstützen uns dabei, Gottes Wort zu verstehen.

Ich muss mit dem Wort Gottes nicht alleine bleiben. Gemeinden bieten Hausbibelkreise und Bibelstunden an. In diesen Gruppen tauscht man sich über Gottes Wort aus. Man kann Fragen stellen und bekommt Antworten. Das, was offenbleibt, hält man gemeinsam aus. Die Gemeinschaft in diesen Kreisen tut uns gut.

Auch der Gottesdienst ist ein wichtiger Ort, an dem wir Gottes Wort hören. Im Gottesdienst begegnen wir Gott. Er ist mitten unter uns. Wir hören auf ihn und wir antworten darauf mit unseren Liedern und Gebeten. Wir haben Gottes Wort als Zeichen seiner Nähe. Das wird so bleiben, bis wir eines Tages bei ihm sein werden. Dann werden wir ihn von Angesicht zu Angesicht sehen. Bis dahin haben wir sein Wort. Das soll uns genügen.

Ihr Kommentar

Die E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht.
Alle Kommentare werden redaktionell geprüft. Wir behalten uns das Kürzen von Kommentaren vor. Ein Recht auf Veröffentlichung besteht nicht.

Kommentare (1)

Peter S. /

Dankeschön Volker für deine guten Worte!