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Momente der Ruhe

Jutta Schierholz über Hebräer 4,9.

Es ist also noch eine Ruhe vorhanden für das Volk Gottes.

Hebräer 4,9

Seit einer Weile habe ich ein neues Hobby: Bogenschießen. Das macht wirklich Spaß. Es ist Gymnastik für den Rücken, es erfordert Konzentration, und es gibt schöne Erfolgserlebnisse, wenn ich dann ins Gold treffe. Und es bringt mich vor allem total runter. Bogenschießen ist ein echtes Anti-Stress-Programm.

Wobei: Genau das ist gar nicht so einfach, merke ich. Meine Trainer sagen es mir immer wieder: „Jutta, du bist viel zu angespannt! Du musst in den Händen lockerer werden, sonst funktioniert das nicht!“ Und dann merke ich es selbst. Mir fehlt die nötige Lockerheit im Körper. Ich bin viel zu angespannt, um einen Bogen zu spannen und ein Ziel zu treffen. Und dann muss ich erst nochmal ein paar Lockerungsübungen machen.

Und dann frage ich mich aber auch: Wenn schon mein Körper so angespannt ist, was ist dann wohl erst in meiner Seele los? Der anstrengende Alltag mit Familie und Beruf, die Tausende von Nachrichten, die ständig auf mich einprasseln, die Anfragen, auf die ich reagieren muss,

Ich merke es ja gar nicht unbedingt, aber das alles wirkt sich auf meine Seele aus. Kann es sein, dass meine Seele manchmal auch so angespannt ist, dass ich – sozusagen - mit meinen Reaktionen im Alltag die Falschen treffe? Mal ganz davon abgesehen, dass das mir selbst auch nicht guttut?

Eigentlich ist ja klar, dass jeder Mensch ab und zu Ruhe braucht. Und trotzdem ist sie so schwer zu finden. Sich auszuruhen ist irgendwie nicht vorgesehen in einer Welt, die auf Leistung ausgerichtet ist. Dabei hat doch Gott, schon als er die Welt geschaffen hat, auch gleich die Ruhe mit geschaffen. Der siebte Tag der Schöpfung ist der Ruhetag, der Schabbat. Die Pause vom Alltag, in der wir alles aus der Hand legen und uns entspannen dürfen. Das ist für uns heute der Sonntag, aber das kann auch eine Zeit mitten in der Woche oder mitten am Tag sein. Ein Moment, in dem die Räder des Alltags stillstehen und ich ein kleines bisschen von der göttlichen Ruhe erhasche, die Gott geschaffen hat und die am Ende der Zeiten in Vollendung auf mich wartet.

In der Bibel wird immer wieder an diese Ruhe erinnert, die Gott geschaffen hat. Denn offensichtlich wurde diese Ruhe auch zu biblischen Zeiten immer wieder vergessen. So steht es auch hier im Hebräerbrief, aus dem der heutige Lehrtext zur Losung der Herrnhuter Brüdergemeine stammt. Im Hebräerbrief Kapitel 4, Vers 9, steht:

„Es ist also noch eine Ruhe vorhanden für das Volk Gottes.“

Ich mag diese Formulierung: „Es ist eine Ruhe vorhanden.“ Ich muss diese Ruhe nicht selbst aus mir heraus erzeugen. Sondern sie ist schon da. Ich muss sie nur finden. In den Momenten im Alltag, die mir ein bisschen von dieser Ruhe vermitteln, die Gott für mich bereithält.

Für mich wird das Bogenschießen so tatsächlich zu einer geistlichen Übung: Ich muss aktiv diese Entspannung suchen, innerlich ruhig werden. Den festen Boden unter den Füßen spüren. Den Bogen spannen, und beim Zielen diesen Moment der absoluten inneren Ruhe wahrnehmen. Das fühlt sich so gut an, und dann merke ich wieder, was auch meine Seele dringend braucht. Denn auch die freut sich über diesen Moment der Ruhe und verlangt dann nach mehr davon.

Es ist eine Ruhe vorhanden, versteckt in meinem geschäftigen Alltag. Zum Bogenschießen gehe ich nur einmal die Woche. Aber auch in den übrigen Wochentagen sind bestimmt auch noch andere Momente der Ruhe versteckt. Ich mache mich dann heute mal auf die Suche.

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