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/ Wort zum Tag

Mitten im Gewitter

Bärbel Wilde über Jesaja 25,4.

HERR, du bist der Armen Schutz gewesen in der Trübsal, eine Zuflucht vor dem Ungewitter, ein Schatten vor der Hitze, wenn die Tyrannen wüten.

Jesaja 25,4

Ein Erlebnis mit meinem Vater sollte bleibende Auswirkung in meinem Leben haben. Eigentlich konnte ich über alles mit ihm sprechen - nur der Glaube war bei uns kein Gesprächsthema. Mein Vater verlor über seine Einstellung zu Gott kaum ein Wort. Umso mehr ist mir jener Tag in Erinnerung geblieben, an dem er doch einmal eine Ausnahme machte.

Ich war damals vielleicht fünf Jahre alt. Ein schreckliches Gewitter wütete. Und ich war allein im Haus. Obwohl ich eigentlich kein ängstlicher Typ war, hatte ich furchtbare Angst. Welch eine Erleichterung, als der Schlüssel endlich ins Schloss gesteckt wurde. Mein Vater kam nach Hause und nahm mich, das weinende kleine Mädchen, fest in seine Arme. Er versuchte mich zu trösten. Dabei erzählte er mir die Geschichte, die ich nie wieder vergessen habe.

Es war im Krieg. Mein Vater lag im Schützengraben. Bomben fielen. Plötzlich hörte er eine Stimme, obwohl niemand in der Nähe war. Er hörte die deutliche Aufforderung: „Spring in den anderen Graben.“ Er tat es. In dem Augenblick, als er den anderen Graben erreichte, fiel eine Bombe genau auf die Stelle, wo er noch vor ein paar Sekunden gelegen hatte. „Da hat mich der liebende Gott beschützt“, sagte mein Vater ganz einfach und selbstverständlich. Meine Tränen waren versiegt. Ich hatte staunend zugehört. Wie tat das gut, mich in den Armen meines Vaters geborgen zu fühlen. Ich war nicht mehr allein. Was konnte mir da das Gewitter noch anhaben.

Durch dieses Erlebnis ist bei mir Gottvertrauen gewachsen, ohne dass ich es bewusst bemerkt hätte. Erst viel später ist mir das klargeworden. Manchmal habe ich mich an diese Gewitternacht und die ungewöhnliche Geschichte meines Vaters wieder erinnert. Jedes Gewitter ist damit verbunden.

Dass Gott mir seine Nähe zusagt, ist für mich ähnlich tröstend, wie es die Nähe meines irdischen Vaters damals war.

HERR, du bist der Armen Schutz gewesen in der Trübsal, eine Zuflucht vor dem Ungewitter, ein Schatten vor der Hitze, wenn die Tyrannen wüten. Diese Worte des Vertrauens auf Gott (Jesaja 25,4) sind die Losung für diesen Tag.

Jesaja hat sie gesagt. Er war ein Prophet. Er lebte und wirkte in Jerusalem, der Hauptstadt des Reiches Juda 700 Jahre vor Christus. Während dieser Zeit begann sich das Assyrische Reich auszudehnen. Am Ende der Wirksamkeit Jesajas ist ganz Juda in der Hand der Assyrer, Jerusalem von deren Heer eingeschlossen. Jetzt bleibt nichts anderes, als auf Gottes Hilfe zu hoffen. Jerusalem wird in letzter Stunde gerettet.

Gott gibt mitten im Gericht Bewahrung. Gottes Hand ist stärker als das Toben der feindlichen Mächte. Er wird das letzte Wort behalten. Das galt damals. Das gilt heute. Das gilt am Ende der Weltgeschichte.

Immer wieder haben Menschen erlebt, dass Gott hilft. Dass er eingreift. So wie mein Vater damals im Schützengraben Gottes Handeln erlebt hat. 

Ich stehe normalerweise so unerklärbaren Geschichten kritisch gegenüber. Aber die Erzählung meines Vaters habe ich nicht angezweifelt. Ich wusste, dass mein Vater nicht viel Worte über seine innere Glaubenshaltung machte, schon gar keine großen Sprüche über Gott. Er selbst versuchte das Geschehen auch nicht zu erklären.

Mir hat es geholfen, dass die Zuversicht „Der liebende Gott beschützt mich“ der Grundton meines Lebens geworden ist.

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Kommentare (3)

S.K /

Danke!

Peter K. /

Liebe Frau Wilde
ihre Gedanken und ihr Vertrauen in Gott, stärkt auch mein Vertrauen. Es ist gut zu hören
, dass Gott handelt und uns beschützt.
Das Vertrauen und die Zuversicht sind stark mit unserem Glauben verbunden.
Vielen Dank für dieses Wort zum Tag.
Es grüsst sie herzlich, Peter K.

Hedy /

Ein ueberzeugendes Zeugnis. Danke auch fuer die Auslegung von Jesaja 25,4