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Mehr als eine Sehnsucht

Harald Klingler über Apostelgeschichte 2,46-47.

Sie waren täglich einmütig beieinander im Tempel und brachen das Brot hier und dort in den Häusern, hielten die Mahlzeiten mit Freude und lauterem Herzen und lobten Gott und fanden Wohlwollen beim ganzen Volk.

Apostelgeschichte 2,46-47

„Religion ist Privatsache!“ Das wird nicht nur lautstark verkündet. Dies wird von vielen bei uns so gelebt. Auch von Menschen, die sich als Christen verstehen. Viele leben ihren Glauben im stillen Kämmerlein, oft ohne Kontakt zu Christen oder einer Gemeinde. Individualismus prägt alle Bereiche unsrer Gesellschaft und das Verhalten vieler.

Unser Individualismus ist eine Frucht der Freiheit. Dass jeder seinen Glauben und seine Art, den Glauben zu leben, haben darf, ist eines der freiheitlichen Grundrechte bei uns. Es gibt zu viele Länder, wo dieses Recht nicht gewährt wird. Meist sind Christen die Leidtragenden. Zugleich ist Glauben in den privaten Bereich verwiesen. Öffentliche Glaubensäußerungen befremden. Wenn katholische Geschwister eine Prozession halten, dann erscheint das wie aus der Zeit gefallene religiöse Folklore.

In der Bibel wird gesagt, dass der Glaube an Jesus Christus ohne Gemeinschaft mit anderen Christen nicht sein kann. In Apostelgeschichte 2, Verse 46 und 47 berichtet Lukas von den ersten Christen: „Sie waren täglich einmütig beieinander im Tempel und brachen das Brot hier und dort in den Häusern, hielten die Mahlzeiten mit Freude und lauterem Herzen und lobten Gott und fanden Wohlwollen beim ganzen Volk.“

Ja, sie feierten täglich im Haus Gottes Gottesdienst, wahrscheinlich auch in ihren Häusern das Heilige Abendmahl und Tischgemeinschaft. Einmütig sei ihre Gemeinschaft gewesen, ihr Miteinander ohne Spannungen. Ihr Miteinander war von einer Atmosphäre aufrichtiger Freude aneinander und an ihrem Herrn geprägt. Das machte in ihrem Umfeld Eindruck.

Möglicherweise hat Lukas die Farben seines Berichtes kräftiger gewählt, als es der Wirklichkeit entsprach. Ein Idealbild, das mit den Gegebenheiten nichts zu tun hat, ein Wunschbild jenseits der Realität, zeichnete er nicht. Die Christen jener Anfangszeit waren vom Heiligen Geist ergriffen. Sie lebten begeistert ihren Glauben. Der auferstandene Herr war in ihrer Mitte. Er war ihre Mitte. Er hatte sie zusammengeführt und schweißte sie zusammen. Ihn feierten sie miteinander. Ihn lobten sie.

Eine Kehrseite unseres Individualismus ist Vereinzelung und Einsamkeit vieler. Und doch haben viele Sehnsucht nach echter, tragfähiger Gemeinschaft. Die christliche Gemeinde kann und soll ein Ort sein, an dem Menschen gute Gemeinschaft erfahren. In der Gemeinde Jesu wird auf Gottes Wort gehört, Gemeinschaft des Glaubens gelebt und das Leben miteinander geteilt. Wo Menschen miteinander mit dem Evangelium unterwegs sind, ist schon ein Stück Himmel auf Erden erlebbar.

Für mich zeichnet Lukas ein Sehnsuchtsbild. Ja, so wünschen sich viele von uns Gemeinde, keine ideale Gemeinde. Aber eine, die nahe bei dem ist, was dies Wort sagt. Eine Gemeinde, in der Gottes Geist spürbar wirkt. Wünschen wir uns diese Form von Gemeinde nicht nur, sondern erbitten sie von Herzen von Gott. Für viele, für alle!

Wo auf Gottes Wort gehört wird, wo Jesus in der Mitte ist, wo er die Mitte ist, wirkt der Heilige Geist. Er wirkt Glauben und Gemeinschaft. Er führt Menschen zusammen. Sie feiern ihren Herrn. Sie loben ihren Gott. Und sie teilen Glauben und Leben. Heute wie damals.

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Kommentare (1)

URo /

Sehr geehter Herr Klinger,
Sie haben geschrieben - eindeutig und klar.
Dennoch ziehen sich viele Menschen zurück. Einige Gründe sind dass teilweise nur noch abstrahiert wird, die Menschen sich mehr