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/ Wort zum Tag

Markus 1,40

Gedanken zu Losung/Lehrtext des Tages.

Ein Aussätziger kam zu Jesus, der bat ihn, kniete nieder und sprach zu ihm: Willst du, so kannst du mich wohl reinigen.

Markus 1,40

Da tritt ein Mann auf, bei dem die Lepraerkrankung schon ganze Arbeit geleistet hat. Diese Krankheit war damals noch viel furchtbarer als heute. Noch waren die Arzneien nicht entdeckt, die die Krankheit zum Stillstand brachten und die Ansteckungsgefahr beseitigten. Ein Aussätziger war durch seine Krankheit gekennzeichnet. Er wurde er einer umfänglichen Sondergesetzgebung unterworfen, die vor allem auf seine totale Isolation abzielte. Aussatz galt als unheilbar. Damit aber war der Aussätzige nicht nur Geisel seiner erbarmungslosen Krankheit, sondern zugleich ein Ausgestoßener, dem die Teilnahme am alltäglichen Leben verwehrt war. So wie seine Gliedmaßen mit der Zeit abstarben, so verdorrte auch seine Lebensfreude. Aussatz zu haben war das Schlimmste, was einem Juden passieren konnte. Denn damit war er zugleich von Gott verflucht um seiner angeblichen Schuld willen. Eben auch ausgeschlossen aus der religiösen Gemeinschaft. Nach jüdischem Recht durfte man einen Aussätzigen steinigen, der sich einem mehr als zwei Meter näherte.

Dieser Kranke nun nähert sich Jesus, indem er vor ihm auf die Knie fällt. Er gibt Jesus dadurch die Ehre. Er erkennt ihn als Herrn an und liefert sich ihm ganz aus. Der Mann nähert sich also Jesus mit einer Demutgeste der Unterwerfung. So begrüßten Sklaven ihre Herren, Verlierer die triumphierenden Sieger. Der Aussätzige fordert nichts. Er klagt keinen Anspruch ein. Nein, er stellt vielmehr die göttliche Allmacht Jesu Christi fest. Er vertraut der Vollmacht Jesu. Der Aussätzige traut Jesus zu, ein Wunder zu tun und ihn vom Aussatz zu heilen. Seine Worte passen zum Kniefall: „Wenn du willst, kannst du mich reinigen.“ Gebärde und Anrede bringen die Anerkennung der göttlichen Allmacht ohne Einschränkung und Vorbehalt zum Ausdruck. Und diese Anerkennung soll im eigenen Leben des Kranken Frucht bringen. Nicht die Mündigkeit des Einzelnen bringt wirksame Hilfe. Nicht seine Souveränität, nicht seine eigenen Selbstverwirklichungsbestrebungen bringen wirksame Hilfe, sondern nur die Allmacht Gottes.

Dieser Mann überlässt das ganz Jesus, ob er ihn gesund macht. Ihm ist es anscheinend nur wichtig, dass Jesu Wille geschieht. Was Jesus will, ist immer das Beste.

Wenn einer Jesus so vertraut, dann pocht er auch nicht auf seine Rechte. Dann weiß er, dass er das nicht verdient hat. Aber er weiß auch, dass dieser Herr so unbegreiflich gut ist und ein Herz für uns hat und vielleicht deshalb ein Wunder tut.

Und was macht dieser Herr? „Und es jammerte ihn und er streckte die Hand aus, rührte ihn an und sprach zu ihm: Ich will's tun; sei rein! Und sogleich wich der Aussatz von ihm und er wurde rein“ (Mk 1,41+42).

Jesus reagiert ähnlich wie der Aussätzige durch Gebärde und Worte. Er streckt die Hand aus und berührt ihn. Offenbar war es ihm ein Anliegen, den Kranken nicht so zu behandeln wie alle anderen das taten, ihn sich auf Abstand zu halten. Es war Jesus wichtig, dem Kranken seine Zuwendung zu zeigen. Jesus riskierte dabei sich selbst mit dieser gefürchteten Krankheit zu infizieren.

Aus Madagaskar wird folgende Geschichte erzählt: Straßenkinder zeigten einmal mit dem Finger auf eine arme Frau, die alle Finger und Zehen durch die Leprakrankheit verloren hatte und riefen: „Aussätzig, aussätzig!“ Eine Missionarin, die dabeistand legte ihr die Hand auf die Schultern und bat sie, sich neben ihr ins Gras zu setzen. Überwältigt von ihren Gefühlen warf sich die Frau nieder und schluchzte: „Eine menschliche Hand hat mich berührt. Seit sieben Jahren hat mich niemand mehr berührt.“ Die Missionarin erzählte später, in diesem Moment sei ihr blitzartig aufgegangen, warum in den Evangelien berichtet wird, dass Jesus die Leprakranken berührt habe.

Die Berührung Jesu widerspricht den Anordnungen des alten israelitischen Bundes. Sein göttliches Erbarmen übersteigt jedes Gesetz. „Ich will“, sagt Jesus. Und wenn Jesus etwas will, tut er alles, was möglich ist, um es zustande zu bringen. Deutlich wird hier Jesus in seiner göttlichen Allmacht gezeigt. Das zeigt, Jesus Christus ist der Herr über das Gesetz: Er berührt den Aussätzigen. Und er ist der Herr über die Natur: Er heilt den Aussätzigen.

Jesus ist gekommen, um uns zu helfen. Aber er will nicht helfen, bevor unser Herz nicht sagt: „Herr, willst du, so kannst du.“ Dabei ist der Zugang zu ihm immer frei. Wer Jesus aufrecht bittet, dem kann er antworten. „Ich will’s tun. Sei rein.“
 

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Kommentare (2)

Klett Christine /

... sehrt schön!

Marlis Rahe /

Vielen Dank für die gute Andacht!
Eine kleine Anmerkung:
Der biblische Aussatz ist nicht die heutige Lepra. Das habe ich als Medizinstudentin in den 1960er Jahren in der Hygienevorlesung gehört. mehr