/ Wort zum Tag
Lukas 6,46
Gedanken zu Losung/Lehrtext des Tages.
Jesus sprach: Was nennt ihr mich Herr, Herr, und tut nicht, was ich euch sage?
Es ist schon erschreckend, dass Jesus hier kritisch zu Menschen sprechen muss, die ihm eigentlich zugetan sind und viel Gutes und Frommes sagen. Aber er sieht hinter die schönen Worte, die meistens mit „Herr, Herr!“ beginnen. Sein Blick für die Realität durchlöchert die gläubige Fassade.
Das Kennzeichen dieser Menschen ist: sie legen einen großen Feuereifer für den Glauben und die Religion an den Tag. Sie leben ehrbar und ordentlich und sind auf den Dienst für Gott bedacht, aber in ihrem Herzen sieht es anders aus. In Wirklichkeit geht es ihnen um die eigene Ehre. Das ist der Punkt: die eigene Ehre. Der Selbstruhm ist das eigentliche Herz der „Herr, Herr!“-Sager.
Martin Luther erzählte dazu einmal folgende Fabel: Ein Rabe hatte aus einem offenen Fenster eines Wohnhauses ein Stück Käse gestohlen. Er setzte sich auf einen hohen Baum und wollte den Käse genüsslich verzehren. Man hörte, wie es ihm schmeckte. Das vernahm ein Fuchs. Der dachte bei sich: „Wie komme ich zu dem Käse? Ah, jetzt weiß ich’s!“ Er schlich sich ganz nah an den Baum, auf dem der Rabe saß, und sagte: „O lieber Rabe! Ein ganzes Leben lang habe ich noch keinen so schönen Vogel gesehen wie dich. Und wenn deine Stimme auch so schön klingt, wie du schön bist, dann sollte man dich zum König über alle Vögel krönen. Zeig doch mal, wie schön du singen kannst.“ Das tat dem Raben gut. So was hatte noch nie einer zu ihm gesagt. Dass der Fuchs so nett zu ihm sein konnte!? Der Rabe wurde ganz stolz, plusterte sich auf und machte sich bereit zum Singen. Dabei vergaß er seinen Käse. Wie er nun seinen Schnabel aufmachte und den ersten Ton herauskrächzte, fiel der Käse auf den Boden, genau vor das Maul des Fuchses. Der Fuchs machte sich sofort ans Fressen und lachte über den dummen Raben.
Nun, der Fuchs kannte den schwachen Punkt des Raben und nutzte ihn aus. Jesus kennt auch den schwachen Punkt der „Herr, Herr“-Sager, aber er nutzt ihn nicht aus, sondern er bringt sie zum Nachdenken: „Was nennt ihr mich „Herr, Herr“ und tut nicht, was ich euch sage?“ Das ist ein Wort an alle Christen heute. Prüfe sich jeder genau, der von Jesus als seinem Herrn spricht, ob sein Leben diesem Herrn entspricht. Wenn nicht, ist es Zeit, in sich zu gehen und seinen eigenen schwachen Punkt zu erkennen: die Sucht nach eigener Ehre vor den andern Christen. Die, welche schon immer besonders gut und fromm sein wollten, sind die Ichbezogensten und Selbstherrlichsten. Ihr Lebenshaus ist auf Sand gebaut und wird einmal in sich zusammenfallen. Aber Umkehr ist immer noch möglich. Aus einem Saulus wurde auch einmal ein Paulus.
Ihr Kommentar
Kommentare (2)
Wow! Der Artikel hat gesessen. Bei mir und bei hoffentlich vielen anderen Christen auch. Dank und Kompliment!
Was Frau Dr.Eichler zum Jesuswort aus Lukas 6:46 schreibt, ist sicherlich zutreffend, aber keineswegs vollständig. Sie konzentriert sich völlig auf auf eine "Kategorie" von Menschen, auf welche Jesu … mehrTadel zutrifft. Vielleicht und wahrscheinlich ist das die "Kategorie", mit der sie sich am meisten herumplagt und schwer tut. Es gibt aber auch andere, und in der Situation, als der Herr Jesus diesen Ausspruch tat, hat er ganz offensichtlich eher diese anderen im Visier gehabt: Nachfolge Jesu hat stets mit Gehorsam zu tun- das betont er auch hier. "Wer den Willen meines Vaters TUT...."- so steht es im Paralleltext in Matthäus 7:21. Gerade in den evang. Kirchen hat sich die Lehre von der unendlichen Gnade Gottes ausgebreitet, bei der es weitgehend "egal" ist, wie ein Mensch handelt. Wenn er "Jesus angenommen" hat, ist er gerettet. Das ist doch primär oder zumindest auch das "Herr,Herr"-Sagen, welches Jesus anspricht. Ja, der Glaube allein rettet, aber nur ein echter, lebendiger Glaube, der sich zwangsläufig auch auf das Tun des Menschen massiv auswirkt.
Und dahingehend dürfen wir uns alle- mit Gottes Hilfe- auch anstrengen!