/ Wort zum Tag
Lukas 6,41
Gedanken zu Losung/Lehrtext des Tages.
Was siehst du aber den Splitter in deines Bruders Auge, und den Balken in deinem Auge nimmst du nicht wahr?
Ein herausforderndes Wort Jesu begleitet uns heute. Im
Lukas-Evangelium Kapitel 6, Vers 41 ist es überliefert:
,,Jesus sprach: Was siehst du den Splitter in deines Bruders
Auge und den Balken in deinem Auge nimmst du nicht wahr?”
In diesem Sinne ,,sehend” werden, Ist freilich bildhaft gemeint.
Bleiben wir bei diesem Bild und denken wir daran: wie un-
angenehm ist selbst das kleinste Haar im Auge, das zu
Tränen reizt, der Blick wird getrübt, das Sehen unklar.
Oder denken wir daran, wenn ein Sandkorn ins Auge fliegt:
zu sehen gibt es dann nichts mehr. Erst wenn das aus dem
Auge herausgeholt wird, fängt das richtige Sehen wieder an.
Und dann kann ich auch einem anderen helfen, dann kann
man einander helfen — wenn man richtig sieht.
Jesus will uns mit diesem Wort helfen, uns zunächst einmal
selbst richtig sehen zu lernen. Der Balken muß weg, sonst
kommt es nicht zur Selbsterkenntnis. Dieser Balken im eigenen
Auge verursacht eine besonders gefährliche Art von
Blindheit: er verwischt das Sehen der eigenen Schuld. Diese
Blindheit verhindert die Einsicht in die eigenen Fehler
und macht unfähig, sie zu bejahen.
Diese Blindheit ist erstaunlich scharfsichtig, wenn es um
die Schwächen und Fehler, wenn es um das Versagen und
um die Schuld anderer geht. Und was richtet diese Blindheit
für Unheil an, wenn immer wieder längst Vergangenes
ausgegraben wird, Kränkungen wiederholt werden, Verletzungen
aufgerissen und Schuldzuweisungen nicht verstummen.
Jesus will uns mit diesem Wort die Augen öffnen für die
Barmherzigkeit Gottes — für die er selbst steht Wenn wir
dafür sehend werden, wohin die Schuld gehört — meine
und die, die ich an anderen sehe — nämlich unter das
Kreuz Jesu Christi -, dann verliert der Splitter in den
Augen des anderen seinen stechenden Schmerz und der
Balken in den eigenen Augen die bedrückende Selbstgerechtigkeit.
Wenn wir auf die Barmherzigkeit Gottes sehen,
müssen wir nicht mehr über den Splitter in den
Augen anderer sprechen. Wir können von dem reden,
der uns in seiner Barmherzigkeit zusammenführen will
,,als Kinder des Allerhöchsten”, wie es Jesus am Schluß
des Abschnittes zuvor sagt.
So sehend werden — das ist: einander Gottes Barmherzigkeit
zeigen, die uns in Jesus Christus entgegenkommt. Da
blüht neues, frohes Leben auf.
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