Liebe plus Gebot

Wenn ihr meine Gebote haltet, bleibt ihr in meiner Liebe.

Die Gebote Gottes halten, sorry, wer kann das schon? Und wenn ich sie halten würde, wäre dann Gottes Liebe in mir?  Sind die Gebote nicht vielmehr eine Gefährdung, dass ich mit ihrer Einhaltung eher gesetzlich, hart und nicht liebevoll reagiere?

Die BasisBibel folgt der Übersetzung: Ihr haltet an meiner Liebe fest, wenn ihr meine Gebote haltet. Es muss also einen inneren Zusammenhang zwischen Gottes Geboten und seiner Liebe geben. Ich erinnere mich daran, wie die Gebote entstanden. Als nach über 400 Jahren der Sklaverei, das Volk der Israeliten aus der Gefangenschaft in Ägypten aufbrachen und die Freiheit erleben sollten, hatten sie einen weiten Weg vor sich. Nicht nur in Kilometern gemessen, die sie von dem gelobten Land getrennt waren. Auch gemessen an inneren Einstellungen zum Leben und zueinander, hatten sie viele neue Schritte zu wagen, neue Wege zu gehen. Und damit dieser Aufbruch in die versprochene Freiheit, nicht in einer Sackgasse egoistischer Selbstverwirklichung endet, hatte Gott eine Idee. Er gab seinem Volk Regeln.  Leitlinien für ein gelingendes Leben im Miteinander und im Füreinander.  Gott wollte seinem Volk die Freude an der Freiheit nicht einengen, sondern ermöglichen. Ein Gedanke, der aus einer großen Liebe geboren war, die Gott zu seinem Volk damals und bis heute zu uns hat. Gott bietet an, dass in meiner Bindung an ihn, meine Verbindung zum Nächsten liebevoller wird.  So wird mein Leben zu einem beglückenden Geschenk. Gottes Regeln für ein Leben in der Freiheit, dienen nur einem Zweck: Sie sollen die Liebe sichtbar werden lassen.

Jesus hat seinen Freunden einmal diesen Zusammenhang erklärt und benutzte das Beispiel vom Weinstock. Er sagt: “Ich bin der Weinstock, ihr seid die Reben.“  Sie verstanden: Der Weinstock gibt das, was in ihm ist, an seine Reben weiter. Das ist möglich, weil die Reben eng mit ihm verbunden sind. Aus der engen Bindung an den, von dem die Liebe kommt, gelingt es, die Liebe weiterzugeben, in ihr zu bleiben. Das Beispiel des dritten Gebotes erklärt das besonders bildhaft. Jesus sagt: „Der Sabbat ist für den Menschen da und nicht der Mensch für den Sabbat.“ Es kann also passieren, dass die Liebe verloren geht, wenn ich glaube, mit der Einhaltung, des dritten Gebotes, besonders gut glänzen zu können. Ich werde also das Kind, das in den Brunnen gefallen ist, nicht retten, weil Sabbath ist, und Gott will, dass ich nicht arbeite?  Dabei würde ich die Liebe vergessen, die hinter diesem Gebot steht. Der Sabbat soll ein Tag sein, an dem die Liebe sichtbar wird. Ich werde also das Kind retten, das in den Brunnen gefallen ist.

Ja, Gottes Liebe zu mir gönnt mir das Ausruhen. Diese Sabbatruhe ermöglicht mir, an diesem Tag meine Liebe zu Gott besonders zu zeigen. Nochmal mehr verstehe ich, warum Jesus alle Gebote in einem Gedanken zusammenzieht: Gott lieben, den Nächsten lieben und mich selbst zu lieben, hängt untrennbar zusammen. Keines davon ist ohne das andere denkbar.

„Wenn ihr meine Gebote haltet, bleibt ihr in meiner Liebe,“ sagt Jesus.

Nein, ich will es nicht als eine große Aufgabe für mich sehen. Wahrscheinlich werde ich, wie allzu oft, wieder daran scheitern. Ich will es einfach ausprobieren, wie sehr meine Verbundenheit mit seinen Geboten, mir die Liebe sichtbar machen wird, die durch Jesus in diese Welt gekommen ist. Und mal sehen, was dann passiert. Und ganz still in mir, beginne ich die Liedstrophe zu summen: „Die Gott lieben werden sein wie die Sonne, die aufgeht in ihrer Pracht.“