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/ Wort zum Tag

Klagelieder 3,26

Gedanken zu Losung/Lehrtext des Tages.

„Es ist ein köstlich Ding, geduldig sein und auf die Hilfe des Herrn hoffen.“

Klagelieder 3,26

Schon Wochen vor ihrem 10. Geburtstag teilt Emely ihrer Oma mit, was sie sich als Geschenk zum Geburtstag wünscht – eine Uhr. Immer wieder hakt sie nach, ob sie denn wirklich die Uhr bekommt.
Die Zeit bis zum Geburtstag verläuft für sie viel zu langsam. Ihre Ungeduld ist zu spüren. Geduld ist nicht jedermanns Sache. Und Geduldig-sein ist etwas, das viele Menschen nur schwer lernen. Manche lernen es wohl nie. Geduld – die Fähigkeit des Menschen, auf das Erreichen oder das Eintreffen von etwas Wünschenswertem zu warten.
Wir haben einen Gast aus unserer russischen Partnergemeinde da. Er hat eine kleine Tasche mit persönlichen Unterlagen, darunter seinen Reisepass mit Visum verloren. Alles Suchen war bisher vergeblich. Im Moment bleibt nur das Warten und Hoffen, dass ein ehrlicher Finder die Tasche abgibt. Denn seinen Reisepass braucht er für die Rückreise. Im Moment wird meine Geduld auf die Probe gestellt. Ich bin es gewohnt, aktiv zu sein, zu handeln. Doch jetzt kann ich nichts bewegen, ich muss abwarten und kann höchstens beim Fundbüro nachfragen, ob denn die Tasche inzwischen abgegeben wurde. Geduld ist nötig.
Nun heißt es im Bibelvers für heute: „Es ist ein köstlich Ding, geduldig sein und auf die Hilfe des Herrn hoffen“, so zu finden in den Klageliedern, Kapitel 3, Vers 26. Ich verbinde mit „köstlich“ zunächst einmal etwas Anderes. Ein Stück Kuchen oder Schokolade, ein Eis kann köstlich sein. Ein Gast lobtdie Hausfrau nach dem gelungenen Essen mit den Worten: „das war aber köstlich!“ -  Manchmal sagt auch jemand: „ich habe mich köstlich amüsiert“. Und wenn ein Bekannter mir nach einem Konzertbesuch z.B. sagt: „das war mir so köstlich!“, dann weiß ich: es hat ihm gefallen, es hat ihm etwas bedeutet, es war wertvoll für ihn.  Aber die Verbindung von „köstlich“ und „geduldig sein“, die begegnet uns im alltäglichen Leben eigentlich nie.
„Es ist ein köstlich Ding, geduldig sein und auf die Hilfe des Herrn hoffen.“ Es sind Worte des Propheten Jeremia. Und er gibt damit seine Erfahrungen mit Gott weiter. Diese Worte sind an Menschen gerichtet, die in schwieriger Zeit leben. Menschen, die kaum eine Perspektive für die Zukunft haben und die nicht wissen, wie es mit ihnen weitergeht. Alles, was ihnen bisher Sicherheit gab, war zerschlagen. Dieses Wort richtet sich an Menschen, die eine der dunkelsten Stunden in der Geschichte des Volkes Israel erleben. Ihr Land war besetzt. Der König und die Oberschicht des Landes waren verschleppt worden. Der Tempel in Jerusalem war zerstört. Der Glaube an den Schutz und die Hilfe durch Gott waren in Frage gestellt. Gab es noch Hoffnung für sie?
Der Prophet Jeremia ist überzeugt davon: so, wie Gott ihn aus der Gewalt seiner Feinde gerettet hat, so wird Gott auch das Volk aus der schweren Lage befreien. Darum ist es ein köstlich Ding – oder wie es im hebräischen Text heißt – „es ist gut, geduldig sein und auf die Hilfe des Herrn hoffen.“
Es geht dabei nicht um das geduldige Warten bis zum Geburtstag, damit man das gewünschte Geschenk endlich bekommt. Es geht um die Hoffnung und Gewissheit, dass Gott dem Volk Israel hilft. Und aus der Geschichte wissen wir, dass er tatsächlich geholfen hat. Das ermutigt mich, nicht nur im Großen, sondern auch im Kleinen und Alltäglichen auf die Hilfe Gottes zu hoffen. Und sei es, dass eine verlorene Tasche mit wichtigen persönlichen Papieren und Dokumenten wieder gefunden wird. Es ist gut, wenn man von seiner eigenen Hilflosigkeit und Ohnmacht wegschauen kann auf den, der helfen kann. Das befreit und erleichtert, das ermutigt und gibt Gelassenheit – auch im Warten. Selbst wenn die Hilfe dann vielleicht ganz anders aussieht, als ich es mir wünsche.
 

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