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/ Anstoß - Gedanken zum Tag

Keine Stille Nacht

Tanja Rinsland über Lukas 2,12.

Und es waren Hirten in derselben Gegend auf dem Felde bei den Hürden, die hüteten des Nachts ihre Herde. Und des Herrn Engel trat zu ihnen, und die Klarheit des Herrn leuchtete um sie; und sie fürchteten sich sehr. Und der Engel sprach zu ihnen: Fürchtet euch nicht! Siehe, ich verkündige euch große Freude, die allem Volk widerfahren wird;[...]

Lukas 2,8-20

denn euch ist heute der Heiland geboren, welcher ist Christus, der Herr, in der Stadt Davids.

Lukas 2,11

Mein Lieblingsweihnachtslied fängt mit der Zeile an: „Es war keine Stille Nacht.“ Das Lied des amerikanischen Singer-Songwriters Andrew Peterson beschäftigt sich damit, wie der allererste Heiligabend wirklich abgelaufen ist. Er kommt zum Schluss: Wahrscheinlich nicht besonders friedlich.

Denn Geburten sind keine leise Angelegenheit. Die Mutter kämpft, das Baby schreit. Und bei Jesu Geburt waren die Umstände herausfordernd: Maria und Joseph waren auf Reisen, und die Stadt war so überfüllt, dass sie sich ihre Unterkunft mit Nutztieren teilen mussten.

Der biblische Text verrät uns nicht die genauen Umstände. Möglicherweise kamen sie in den Stallungen der überlaufenen Herberge unter. Eine andere Theorie besagt, dass Maria ihr Kind in einer Höhle zur Welt brachte, die zur Tierhaltung genutzt wurde. Aber mit Sicherheit war es laut, dreckig und unbequem.

Gerade dieser Ort – ein Futtertrog für Nutztiere – wird zum Symbol für Gottes Liebe. Ein Engel, der in dieser Nacht die Geburt des Retters ankündigt, sagt: „Dies ist das Zeichen, an dem ihr das alles erkennt: Ihr werdet ein neugeborenes Kind finden. Es ist in Windeln gewickelt und liegt in einer Futterkrippe.“ (Lukas 2,12)

Gott hat sich nicht vor dem Lärm in dieser Welt gescheut. Und auch nicht vor dem Dreck, der ihn hier erwartet hat. So einzigartig die Weihnachtsgeschichte ist: mich berührt vor allem die Gewöhnlichkeit, in die Jesus hineingeboren wurde: Dreck, Hektik, Lärm und Alltag.

Nein, es war keine stille Nacht, die er sich ausgesucht hat, um uns zu begegnen.

Ihr Kommentar

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Kommentare (2)

Michael F. /

Mich hat Ihre Interpretation sehr inspiriert und nachdenklich gemacht. Ja, die Geburtsumstände waren anders, als unsere manchmal auch kitschigen Vorstellungen der Weihnacht. Habe das gern in meinem Freundes-/Bekanntenkreis geteilt.

Ina F. /

Vielen Dank - ganz außergewöhnlich! Habe den Link mehrfach verschickt. Gesegnete und wohltuende Feiertage für die ganze Redaktion!