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/ Wort zum Tag

Johannes 4,10

Gedanken zu Losung/Lehrtext des Tages.

Jesus antwortete und sprach zu ihr: Wenn du erkenntest die Gabe Gottes und wer der ist, der zu dir sagt: Gib mir zu trinken!, du bätest ihn und er gäbe dir lebendiges Wasser.

Johannes 4,10

„Jesus sprach zu der samaritanischen Frau: Wenn du erkenntest die Gabe Gottes und wer der ist, der zu dir sagt: Gib mir zu trinken!, du bätest ihn und er gäbe dir lebendiges Wasser.“ Dieser eine Vers aus Johannes 4 führt uns mitten hinein in eine erstaunliche Begegnung. Die samaritanische Frau staunt, sie kann es nicht fassen. Dieser jüdische Mann - sie erkennt ihn an seiner Kleidung - setzt sich hinweg über alle Gräben, über die religiösen Vorschriften und die Vorurteile, die Juden und Samaritaner damals trennten. Dieser ungewöhnliche Mann würdigt sie - eine Frau - eines Blickes, eines Wortes. Er richtet eine Bitte an sie.

Mehr noch: Er berührt sie dort, wo sie im Innersten durstig und ausgebrannt ist. Denn im weiteren seelsorgerlichen Gespräch dort am Brunnenrand wird offenbar, weshalb die Frau sich in der sengenden Mittagshitze, wo sonst keiner unterwegs ist, dem abgelegenen Brunnen nähert. Sie will dem Gestichel und der Verachtung der anderen Frauen, den Blicken der Männer aus dem Weg gehen. Denn Sie trägt schwer, nicht nur an ihrem leeren Krug. Sie trägt schwer an ihrem Leben.

Das behutsame Fragen und das seelsorgerliche Sehen Jesu decken auf, was die Frau nach außen hin zu verbergen sucht, worüber sie eine Decke der Verdrängung und des Schweigens breitet. Als das Gespräch dort am Brunnenrand entlang am Vorder- und Hintersinn des Lebenssymboles ‘Wasser’ hinabsteigt in die innerste Lebenstiefe, da rührt Jesus an die eigentliche Bedürftigkeit der Frau, an ihr tiefstes Unerfüllt-Sein, an ihren wirklichen Lebensdurst. Fünf zerbrochene, gescheiterte Ehen liegen hinter ihr, lasten auf ihr. Und der Mann, von dem sie jetzt abhängig ist, hat sie nicht einmal geheiratet.

Ob wir ahnen, was dies in der Welt des Alten Orients bedeutet? Ob wir ahnen, wie viel enttäuschte Hoffnungen, wie viel verwundete Gefühle, wie viel seelische Verletzungen, wie viel Elend und innere Einsamkeit diese Frau mit sich schleppt? So nähert sich die scheu und bindungslos Gewordene im Innersten ausgetrocknet und entleert dem Brunnen. Sie hat sich abgewöhnt, auf mehr zu hoffen, mehr zu erwarten als ein wenig Leben von der Hand in den Mund – zwischen Brunnen und neuem Durst. Sie verrichtet ihre alltäglichen Pflichten und befindet sich mitten im Alltags-Trott doch auf der Flucht vor den anderen und sich selbst.

Wer von uns könnte das: sich seiner innersten Verletzungen ständig bewusst zu sein? Breiten nicht auch wir über ungestillte Sehnsüchte und innere Leere den Mantel des Verdeckens, den Trott des Alltags?

Wie gut, wenn dann einer die Spuren des Lebensdurstes an uns lesen kann. Wie gut, wenn dann einer so eindringlich, so zielgerichtet, so seelsorgerlich Kontakt aufnehmen und fragen kann wie Jesus, dass die Dürre, die enttäuschte Sehnsucht, dass die ungeordneten, zerstörten Verhältnisse ans Licht kommen können. „Wer von dem Wasser trinken wird, das ich ihm gebe, den wird nie wieder dürsten. Denn das Wasser, das ich gebe, wird in ihm zu einer Quelle werden, aus der ihm ewiges, lebendiges Wasser zufließt.“

Was meint Jesus mit dem ‘ewigen, lebendigen Wasser’?
Er meint seinen Lebensbund, den er uns in der Taufe anbietet.
Er meint seinen Zuspruch: „Dir ist deine Schuld vergeben!“
Er meint die heilende Kraft der Seelsorge.
Er meint die Freude der Vergebung.
Er meint die frohmachende Gewissheit des Glaubens, von ihm geliebt zu werden.
Er meint die Kraft und die Geborgenheit, die mir zufließen aus seinem Wort und aus dem Gebet.
Er meint die Gemeinschaft mit ihm.
Er meint sich selbst.

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