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Jesus, der Systemsprenger

Andreas Odrich über Lukas 13,17.

Alles Volk freute sich über alle herrlichen Taten, die durch Jesus geschahen.

Lukas 13,17

Jesus eckt an. Jesus ist Systemsprenger. Er bringt die Gesetzestreuen und Schriftgelehrten gegen sich auf, bis sie vor Wut kochen. Jesus gewinnt aber auch die Herzen vieler Menschen, und manchmal kann er sogar seine Kritiker überzeugen.

Ein plastisches Beispiel dafür steht im Lukas-Evangelium, Kapitel 13. Jesus lehrt in der Synagoge. Und zwar am Sabbat. Das Einzige, das an diesem Feiertag erlaubt ist: Schriftauslegung und Beten. Die Menschen sollen sich auf Gott konzentrieren, ihre Sorgen vergessen und neue Kraft schöpfen. Ein gutes Gebot Gottes, das den Menschen dienen soll.

Doch längst ist aus dem Ge-bot ein Ver-bot geworden. Die religiösen Führer überwachen die Feiertagsheiligung streng.

Diese Art Glaube hat nichts mehr mit Befreiung und Aufatmen zu tun. Aus einem Glauben, der Menschen entlasten soll, ist ein verkrustetes System geworden. Und genau dieses System sprengt Jesus.

So stoppt er seine Auslegung plötzlich und ruft eine Frau zu sich. Sie ist krank. Schon seit 18 Jahren. Höchste Zeit, ihr endlich zu helfen. Ein Geist hat sie verkrümmt, berichtet Lukas. Jesus legt der Frau die Hände auf, spricht sie frei, und macht sie gesund.

Die Frau versteht sofort, wer ihr hier geholfen hat, und lobt Gott. Der Synagogenvorsteher jedoch haut auf den Putz. Er sieht nur eins, hier wurde das Gesetz der Feiertagsheiligung verletzt. Da muss er eingreifen, und er tut es, barsch und lapidar. Selbst, wenn er nur das Richtige tun will – mich erschreckt: die Heilung der Frau interessiert ihn kein bisschen. Null Mitgefühl, Null Empathie für die Frau. Und Gott ist auch außen vor - Null Dankbarkeit des Synagogenvorstehers gegenüber Gott, der doch hier ein Wunder getan hat. Hier spricht kein geistlicher Leiter, hier spricht ein Aufseher.

Und so stimmen viele mit ein – Empörungskultur gibt es nicht erst seit Facebook und Instagram, es gibt sie auch schon damals.

Doch Jesus packt die moralisch zutiefst Empörten an der eigenen Nase. Schaut euch erstmal selbst an. Auch ihr führt eure Tiere am Sabbat zur Tränke, und tut damit etwas, das lebensnotwendig und notwendend ist. Und Lebensnotwendendes war auch hier bei dieser Frau zu tun.

Diese Argumentation verfängt und sprengt nun doch die Scheuklappen der Gesetzestreuen. Lukas berichtet in Vers 17:

„Und als er das sagte, schämten sich alle, die gegen ihn waren. Und alles Volk freute sich über alle herrlichen Taten, die durch in geschahen.“

Jesus, der Systemsprenger. Ihm geht es nicht um Religionsausübung und selbstgefällige Frömmigkeit, die sich über andere erhebt. Gottes gute Gebote sollen Menschen aufbauen und nicht runterputzen. Schon gar nicht sollen sie Menschen zum Opfer einer sogenannten höheren Ordnung machen – so die Kernbotschaft des Jesus von Nazareth.

Das hat Sprengkraft. Einmal in meinem persönlichen Umfeld. Ich muss mich fragen: Wo sind mir Äußerlichkeiten und Umstände wichtiger als die Menschen, die mich gerade brauchen? Wo muss Jesus mein System sprengen?

Das hat aber auch politische Sprengkraft. Wo stellen wir als Gesellschaft das Wohl und Wehe von Menschen unter das, was uns heilig ist, etwa den Gesetzen von Wachstum und Marktwirtschaft?

Jesus ist Systemsprenger. Er will auch meine Verkrustungen lösen, und mich mit Liebe und Empathie füllen. Dafür will ich mich öffnen und bereithalten, das macht mir den Glauben glaubenswert.

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Kommentare (1)

M. B. /

Warum erhält Jesus bei den religiösen den größten Widerstand.? Das sind die, die alles schon kennen und unter Kontrolle zu haben scheinen. Sobald mein Konzept nicht das Gute will, wird es dunkel. Gott erhellle meine Gedanken zu deiner Ehre. Amen