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Jesus, der Fürsprecher

Martin Knapmeyer über 1. Johannes 2,1.

Wenn jemand sündigt, so haben wir einen Fürsprecher bei dem Vater, Jesus Christus, der gerecht ist.

1. Johannes 2,1

„Kannst du ein gutes Wort für mich einlegen?“, fragte er seine Schwester. „Ich möchte mich endlich mit Mutter versöhnen. Mir ist klar geworden: Ich habe ihr Unrecht getan, ich habe sie schwer gekränkt. Es tut mir leid, und ich will sie um Vergebung bitten. Doch ich fürchte, sie könnte mich abweisen. Es wäre schön, wenn du mal vorfühlen könntest – wenn du bei Mutter ein gutes Wort für mich einlegen würdest. Du hast doch immer ein gutes Verhältnis zu ihr gehabt.“

Hat Sie schon einmal jemand um so einen Gefallen gebeten? Sollten Sie ein gutes Wort für jemanden einlegen – oder haben Sie selbst jemanden gebeten, bei einer dritten Person für Sie einzutreten?

Konflikte treiben Menschen auseinander. Manchmal ist das Zerwürfnis so tief, dass es nur schwer zu überwinden ist. Manchmal ist die Schuld zu schwer, als dass sie einfach so verziehen werden könnte. Dann erscheint es undenkbar, dass einer einfach auf den anderen zugeht, ihn um Verzeihung bittet, sich die beiden die Hand geben, und alles ist wieder gut. Unter Kindern funktioniert das häufig noch so – unter Erwachsenen meistens nicht.

Manchmal kann dann ein Fürsprecher helfen: einer, der sich von einem der Konfliktpartner zu dem anderen schicken lässt, der ein gutes Wort für ihn einlegt. Der Fürsprecher muss jemand sein, der einen guten Draht zu beiden hat. Insbesondere muss er Einfluss haben auf die Person, die um Vergebung gebeten wird.

Im 1. Johannesbrief, Kapitel 2, Vers 1 ist von einem besonderen Fürsprecher die Rede. Der Briefautor schreibt seinen christlichen Lesern: „Wenn jemand sündigt, so haben wir einen Fürsprecher bei dem Vater, Jesus Christus, der gerecht ist.“

Da geht es um die Gemeinschaft zwischen Gott und uns Menschen. Eine Gemeinschaft, die immer wieder gestört wird durch menschliche Schuld. Auch Christen passiert es, dass ihre Schuld sie wegtreibt von Gott. Gut, dass es Jesus gibt. Gut, dass er allen Menschen anbietet: „Wenn du willst, bin ich dein Fürsprecher bei Gott, dem himmlischen Vater. Ich will dir helfen, dass du mit ihm zusammenkommst.“ Jesus kann das, weil er selbst gerecht ist: Seine Gemeinschaft mit Gott ist ungetrübt.

Mancher fragt: „Brauche ich bei Gott überhaupt einen solchen Fürsprecher? Vergibt Gott nicht einfach so?“

Der Theologe Anselm von Canterbury hätte darauf geantwortet: „Du hast noch nicht ermessen, welches Gewicht die Sünde hat.“[1] - Viele neigen dazu, sie kleinzureden: diese Macht, die Menschen von Gott trennt. Aber sie ist so zerstörerisch, dass es den ganzen Einsatz von Jesus brauchte, um das Zerwürfnis zwischen Gott und uns zu überwinden. Sein Tod am Kreuz ist seine Fürsprache für uns. Da ist er für uns eingetreten, nicht allein mit Worten, sondern unter Einsatz seines Lebens.

„Wir haben einen Fürsprecher bei dem Vater“ – diese Worte halten eine unbequeme Wahrheit fest: Gottes Vergebung ist niemals selbstverständlich – dazu ist der Graben zwischen ihm und uns zu tief. Dass Gott uns mit offenen Armen entgegenkommt, geschieht nicht automatisch. Es ist ein Wunder. Wir können dieses Wunder nicht selbst vollbringen – Jesus tut das für uns. Gott sei Dank will er unser Fürsprecher sein. Er wendet uns die vergebende Liebe des Vaters zu.

[1] Anselm von Canterbury in seinem Werk „Cur Deus homo“, 1100 geschrieben

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