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Jesaja 58,11

Gedanken zu Losung/Lehrtext des Tages.

Du wirst sein wie ein bewässerter Garten und wie eine Wasserquelle, der es nie an Wasser fehlt.

Jesaja 58,11

Ist dieses Bibelwort für den heutigen Tag ein Blankoscheck? Also eine Zusage, in die ich nur meinen Namen eintragen muss und dann wird mir das zuteil, was hier in Aussicht gestellt ist: „Du wirst sein wie ein bewässerter Garten ...“ Dabei geht es ja nicht um eine Gartenbaumaßnahme. Wenn in der Bibel von Wasser und von einer Quelle die Rede ist, dann ist damit gemeint, dass Gott Kraft schenken will, die für alles ausreicht, was wir zu bewältigen haben.

Dieses Bibelwort stammt aus dem 58. Kapitel des Jesaja-Buches.  Dieses Kapitel beginnt folgendermaßen: „Rufe getrost und halte nicht an dich! Erhebe deine Stimme wie eine Posaune und verkündige meinem Volk seine Abtrünnigkeit und dem Hause Jakob seine Sünden!“ Das ist der Auftrag, den Gott seinem Boten Jesaja gibt.

Aber später heißt es im 11. Vers dann: „Du wirst sein wie ein bewässerter Garten und wie eine Wasserquelle, der es nie an Wasser fehlt.“ Wie passt ein solches Versprechen zu dem Auftrag, ein Volk zur Umkehr, zur Buße aufzufordern?  Das ist spannend nachzulesen, wie Jesaja von seinem warnenden Auftrag zu der Zusage dauerhafter Hilfe kommt. Hier nur so viel:  Gott ist mit dem Volk Israel im höchsten Maße unzufrieden. Ihre Gottesdienste erschöpfen sich in äußerlichen Ritualen. Die Israeliten wenden sich nur an Gott, wenn es ihnen schlecht geht. Mit ihren Arbeitern  gehen sie ausbeuterisch um. Arme und Bedürftige lassen sie links liegen, ja, es wird sogar verächtlich mit Fingern auf sie gezeigt. Und  auch innerhalb der Familien geht es alles andere als harmonisch zu.  Das soll Jesaja hart anprangern.

Aber Jesaja hat im Namen Gottes nicht nur Kritik auszusprechen. Er fordert auch konkret zu geändertem Verhalten auf. Er sagt: „Brich dem Hungrigen dein Brot und die im Elend ohne Obdach sind, führe ins Haus! Wenn du einen nackt siehst, so kleide ihn, und entzieh dich nicht deinem Fleisch und Blut.“

Erst nachdem er dies gesagt hat, kann Jesaja im Namen Gottes auch die Zusage aussprechen: „Du wirst sein wie ein bewässerter Garten und wie eine Wasserquelle, der es nie an Wasser fehlt.“ Das ist kein Blankoscheck. Das ist nicht frei verfügbar. Das ist an Bedingungen geknüpft. Gott verschleudert seine Kraft nicht wie Billigware. Er will zuvor ernst genommen werden. Und das kann sich nicht darauf  beschränken, dass ich seine Existenz anerkenne. Das muss schon erheblich mehr sein. Mein Verhältnis zu Gott muss sich auch in meinem Alltag zeigen, vor allem – und das macht Jesaja deutlich – in meinem Verhalten zu meinen Mitmenschen. Da müssen Hände und Füße in Bewegung kommen.

Eigentlich fängt`s ja schon sozusagen eine Etage höher an, bei meinen Augen und bei meinen Gedanken.  Nehme ich die Not, die Sorge, die Verzweiflung eines anderen Menschen überhaupt wahr? Oder bin ich so in meiner um mich selbst kreisenden Gedankenwelt gefangen, dass ich das alles gar nicht sehe? Und wenn ich’s gesehen habe, welche Gedanken bewegen mich dann? „Ach, das ist ja nur ein Tropfen auf den heißen Stein.“ – „Ach, ich kann doch nicht allen helfen.“ – „Ach, da sind andere doch viel besser geeignet als Helfer.“  Ach, diese vielen ACH’s! Hinter denen kann man sich so gut verstecken. Das will ich nicht. Ich weiß, ich kann nicht alle Not dieser Welt wenden. Aber ich will mir von Gott  den Menschen zeigen lassen, dem ich heute helfen kann. Und dann will ich mir von Gott Weisheit erbitten, dass die Hilfe in rechter Weise geschieht, so dass sie angenommen werden und vielleicht sogar als von Gott kommend erkannt werden kann. Und dann will ich mich auf den Weg machen.

Dabei habe ich immer wieder die Erfahrung gemacht: Es ist ein großes Glück und eine stille Freude, einem anderen Menschen etwas von mir abzugeben. Und dann darf ich spüren: Ja, es ist wahr. Ich selbst darf diese  Wasserquelle sein, nicht, weil ich über ein endloses Kraftarsenal verfüge, sondern weil Gott mir diese Kraft schenkt und die Möglichkeiten, sie zum Wohle anderer einzusetzen.

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