/ Wort zum Tag
Jesaja 54,14
Gedanken zu Losung/Lehrtext des Tages.
Du wirst ferne sein von Bedrückung, denn du brauchst dich nicht zu fürchten, und von Schrecken, denn er soll dir nicht nahen.
Fürchte dich nicht, du kleine Herde! Denn es hat eurem Vater wohlgefallen, euch das Reich zu geben.
Ich kenne Eltern, die ihren Kindern nie das Märchen vom Wolf und den sieben Geißlein erzählten oder vorlasen. „Das ist für die Seele der Kinder belastend und zu grausam“, so argumentieren diese Eltern. Mir fällt dazu ein, was mir ein alter Mann erzählte. Er war in Siebenbürgen unterwegs nach Hause. Kaum hatte er das Nachbardorf verlassen, hörte er hinter sich ein Geräusch. Als er sich umdrehte, sah er in der Dunkelheit zwei leuchtende Augen. Er wusste sofort: das ist ein Wolf. Angst bemächtigte sich seiner. Er zwang sich zur Ruhe und ging weiter. Im Vorbeigehen hob er einen großen Ast mit Zweigen auf. Den zog er hinter sich her. Das Keuchen des Wolfes kam näher. Erst kurz vor dem Heimatdorf verließ ihn sein Verfolger. Ich muss gestehen, diese Erzählung löste in mir Angst aus. Ich dachte an einen abgegrenzten Bezirk im Bayerischen Wald und das Geheul, das von dort zu uns ins Haus drang.
Während ich dies sage, fällt mir die Behauptung ein: „Der Mensch ist des Menschen Wolf!“ Kennen Sie solche Wölfe? Gefährdungen, die Ihnen Not und Kummer bereiten, Sie in Furcht und Angst versetzen? Welche? Vielleicht die Demenz, eine Krebserkrankung, Einsamkeit im beginnenden Alterungsprozess? Sind nicht auch jene Menschen mit ihrer Gier nach Geld und Macht und Aufmerksamkeit dem Wolf ähnlich, die sich in der gegenwärtigen Krise bereichern, sie auslösten, die ihre intimsten Erlebnisse gegen Geld der Öffentlichkeit darbieten? Wohin mag das führen, wenn dem niemand Einhalt gebietet? Welche Vorbilder sollen unsere jungen Menschen ermutigen und befähigen, eine schwere Zukunft zu meistern? Es ist schon manches unverständlich, Angst einflößend, wenn wir uns den Problemen stellen! Sie ignorieren, den Kopf in den Sand stecken?
Jesus sagt uns unmissverständlich: das alles gehört zu unserem Leben, zu dieser Welt. Vor mir liegen zwei Bibelworte. In beiden wird an die Furcht, ans Fürchten erinnert. Aber nun nicht, um uns zu ängstigen, sondern um uns zu trösten. „Du brauchst dich nicht zu fürchten“ (Jesaja 54,14) und aus dem Lukasevangelium Kapitel 12, Vers 32: „Fürchte dich nicht du kleine Herde! Es hat eurem Vater gefallen, euch das Reich zu geben!“ Ich schaue nicht auf das, was uns bedroht. Ich lasse mich nicht bannen von Angst und Furcht, sondern vertraue auf Gottes Hilfe, Macht und seine Zusagen. Für mich ist da ein Lied hilfreich, das ich jetzt beten möchte und das mir dann vorgesungen werden soll, wenn Angst und Dunkelheit mich in Unfrieden und Verzweiflung stürzen wollen:
„Bleib bei mir Herr! Der Abend bricht herein.
Es kommt die Nacht, die Finsternis fällt ein,
Wo fänd’ ich Trost, wärst du, mein Gott, nicht hier?
Hilf dem, der hilflos ist: Herr bleib bei mir!
Ich brauch‘ zu jeder Stund dein Nahesein,
denn des Versuchers Macht brichst du allein.
Wer hilft mir sonst, wenn ich den Halt verlier?
In Licht und Dunkelheit: Herr bleib bei mir
Von deiner Hand geführt fürcht ich kein Leid,
kein Unglück, keiner Trübsal Bitterkeit.
Was ist der Tod, bist du mir Schild und Zier?
Den Stachel nimmst du ihm: Herr bleib bei mir!
Halt mir dein Kreuz vor, wenn mein Auge bricht;
im Todesdunkel bleibe du mein Licht.
Es tagt, die Schatten fliehn, ich geh zu dir.
Im Leben und im Tod, Herr, bleib bei mir!“
Ihr Kommentar
Kommentare (4)
Danke ffür diesen Liedbeitrag.Den Inhalt habe ich in einer Kassette erfahren, die meine Schwägerin am 3.11.98 im Krankenhaus kurz vor ihrem Heimgang zum Vater gehört hat. Der Recorder war noch eingeschaltet, Sie ist kurz nach Mitternacht im Frieden heimgegangen
Horst Sternberg hat es sehr treffend umrissen, wie die Angst mit dem Treibenlassen in Gottes Hand hinweggespült wird. Es ist ein wahrer Schlüssel sich Geschichten vom ''Wolf und den Geißlein aller … mehrFacetten'' anhören und solche auch Kindern vorlesen zu können, reflektiert man seienen Gedankengang. Folgen dem Vorlesen im Kindesalter sollte eine kurze Erläuterung, wie wir in Gottes Hand sind und wohin mit dem Vertrauen in sein Lenken unser Leben läuft. Gerade Kinder wollen wissen, was da mehr als das Leben und nach dem Tod noch zu erwarten ist. Und dafür ist das Erleben Angst jeglicher Art mit einem festen Glauben dahin schmelzen lassen zu können eine prägende Erfahrung.
Vielen Dank für die mutmachenden Worte. Dieses Lied ist auch mein Lieblingslied, das ich bete und singe. Es gibt Trost in dieser Zeit, die auf den Abend der Welt zugeht. Gott segne Sie!
Durch den Einstieg über die Problematik ob ich meinen Kindern das Märchen vom Wolf und die sieben Geißlein erzählen soll oder nicht erwartete ich während der ganzen Andacht, eine Stellungnahme des … mehrVerfassers darauf, deshalb war ich am Ende enttäuscht und so wurden die guten Gedanken die folgen in den Hintergrund gedrängt.