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/ Wort zum Tag

Jesaja 49,23

Gedanken zu Losung/Lehrtext des Tages.

„Du wirst erfahren, dass ich der HERR bin, an dem nicht zuschanden werden, die auf mich harren.“

Jesaja 49,23

Ich stehe vor einer Wohnungstür und drücke die Türglocke. Drinnen kläfft ein Hund.
Es erwartet mich niemand, denn ich habe meinen Besuch nicht angekündigt. Ich kenne den Mann nicht, der hier wohnt. Vor etwa 10 Tagen ist nun seine Frau gestorben. 
Die Tür öffnet sich. Ich stelle mich dem Mann kurz vor und drücke ihm die Hand.
„Es geht mir schlecht“, sagt er. Und das ist bestimmt untertrieben. 
„Wollen Sie kurz hereinkommen?“ fragt er dann. Ja.

Der Hund kläfft immer noch. Auch er trauert. Und der Mann erzählt.
Die Trauer ist groß. Auch Wut ist da. Gerne hätten sie noch einige Jahre zusammen genossen. Dann kam die Krankheit. Und jetzt ist er allein. Allein mit allem. Sie habe fast alles gesammelt, erklärt der Mann. Neben dem vielen Kram ist ihm auch noch der Hund geblieben. Und das ist gut so. Wenn der Hund nicht wäre …

Ich höre zu. Und ich schweige mit ihm. Ich spüre seine Trauer und Schwere. Er tut mir leid. Und ich spüre, es ist gut, dass ich gekommen bin.

Vielleicht hat sich das Volk Israel manchmal ähnlich gefühlt wie dieser Mann.
Das Volk Gottes hat erlebt, wie Mauern zerbrochen und Städte zerstört worden sind. Das Land ist geschunden. Die Menschen sind vertrieben, verstoßen und unterdrückt.
Von alldem redet der Prophet Jesaja. Er verschweigt Not und Elend nicht. Doch er kündigt auch etwas anderes an – nämlich die Wiederherstellung Israels.

„Du wirst erfahren, dass ich der HERR bin, an dem nicht zuschanden werden, die auf mich harren“, steht in der heutigen Tageslosung aus Jesaja 49,23.

Es ist eine unglaubliche Verheißung in einer düsteren Zeit. Gemeint ist nicht das individuelle Glück für jeden Einzelnen der Verschleppten. Das könnten sie vielleicht noch aus eigener Kraft schaffen.
Es geht um Größeres – um die Zukunftsperspektive des Volkes.
„Es lohnt sich, an Gott festzuhalten“, sagt der Prophet. Gerade auch in dieser Not, in diesem Elend.

Angesichts der übermächtigen Feinde kommen Zweifel. Und ich frage mich zusammen mit dem Volk: „Kann man einem Starken den Raub wegnehmen? Oder kann man einem Gewaltigen seine Gefangenen entreißen?“
Die Antwort folgt in Vers 25: „So aber spricht der Herr: Nun sollen die Gefangenen dem Starken weggenommen werden, und der Raub soll dem Gewaltigen entrissen werden.“

Der Hund bellt. Der Mann schweigt. Seine Frau ist tot. Sein Leben wird nie mehr gleich sein. Und es gibt keine Garantie, dass sein Elend irgendwann erträglicher wird

Aber ich kann für ihn beten und hoffen:
„Du wirst erfahren, dass ich der HERR bin, an dem nicht zuschanden werden, die auf mich harren.“

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