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/ Wort zum Tag

Jesaja 43,5

Gedanken zu Losung/Lehrtext des Tages.

So fürchte dich nun nicht, denn ich bin bei dir

Jesaja 43,5

Gott spricht: „So fürchte dich nun nicht, denn ich bin bei dir.“

Wann mich zum ersten Mal die Furcht richtig packte, weiß ich nicht mehr. War es beim Zahnarzt, oder als ich im Kindergartenalter in eine mit Wasser gefüllte Regentonne sprang, keinen Boden unter den Füssen fühlte und den Rand nicht schnell genug zu fassen bekam. Irgendwann war sie da, die Furcht vor dem Schmerz oder die Angst es nicht zu packen. Und dann gab es noch die Angst, dass ich ganz alleine dastehe. Weit und breit weder Vater noch Mutter und der dickste Freund war auch weg. Sicher ich wurde älter und die Furcht veränderte sich. Ernster war dann schon die Angst, dass der herzkranke Vater stirbt. Mit zunehmendem Alter machte ich die Erfahrung, dass Ängste einfach zum Leben dazugehören. Nun werden Sie vielleicht mit Recht sagen, das sind doch keine Ängste, das sind Sorgen. Furcht ist etwas anders. Da mögen Sie sogar Recht haben. Im Vergleich zu den tiefen Ängsten mancher Menschen in der Welt von heute, die unter Verfolgung und Folter, Krieg und Hunger, leiden müssen, ist das, was ich beschrieben habe nur Kinderangst. Aber ist die eine Furcht gegen die andere Furcht aufzuwiegen?

Ich fahre mit der Strassenbahn am Abend nach Hause. Und ich sehe im Licht der Strassenlaterne das angstverzerrte Gesicht , die aufgerissenen Augen und die schützend erhobene Hand des kleinen Jungen am Strassenrand wie er vor dem erwachsenen Mann steht, der gerade mit seiner Hand zu einer Ohrfeige ausholt, und zuschlagen wird. Eine andere Begebenheit:  Ich bin als Notfallseelsorger am Unfallort im Einsatz und sehe in die von Tränen geröteten Augen der Frau. Ich sehe ihre bebenden Lippen und ihre in sich verkrampften Hände. Ich sehe wie ihre Seele die Angst wortlos hinausschreit. Und auf der Trage liegt ihre Tochter und die Rettungskräfte ringen um das Leben.  Eine letzte Szene:  Ein Pfarrer spricht mit dem erfahrenen Bundeswehrsoldaten. Seit Somalia ist der Soldat in jedem Einsatz immer dabei. Seine Stimme klingt fast gefühllos. Dann sagt er: „Herr Pfarrer glauben Sie mir, ich weiß, was ein Mensch dem anderen antun kann. Es gibt das Böse.“ Er hat Recht. Aber der Pfarrer weiß, dass der Soldat etwas ganz anderes sagen will, dass er sich nur nach Hause sehnt, zu seiner Frau, seiner Tochter.

Ich frage mich: Wie viele Kinder werden von ihren Eltern misshandelt und leiden Angst. Wie viele Eltern wiederum bangen um das Leben ihrer Kinder. Und schließlich: Wie viele Soldaten fürchten um ihre Familien. Ich frage mich weiter: Gilt all jenen dieser Satz Gottes: „Fürchte dich nicht, denn ich bin bei dir.“ Meine Antwort lautet: Ja. Aber ich kann diese Antwort nicht aufgrund meiner eigenen Lebenserfahrung geben. Nur als Zeuge der Verheißung Gottes ist es mein Auftrag, davon zu berichten, dass es Menschen gab und gibt, die gerade in ihrer Furcht Gottes Nähe erfahren.  Der Jesuitenpater Alfred Delp, der im KZ Flossenbürg 1945 von den Nazis hingerichtet wurde war so ein Mann.

Er bezeugt: „ Die Welt ist Gottes so voll. Aus allen Poren der Dinge quillt er gleichsam uns entgegen. Wir aber sind oft blind. Wir bleiben in den schönen und den bösen Stunden hängen und erleben sie nicht durch bis zum Brunnenpunkt, an dem sie aus Gott heraus strömen. Das gilt für alles Schöne und auch für das Elend. In allem will Gott Begegnung feiern und fragt und will anbetend, hingebende Antwort. Ich nehme wahr, staune, danke und spüre: Du, Gott, bist da!“ So Alfred Delp.

So will auch ich heute beten: Du, Gott, bist auch in meiner Furcht da und sprichst: Fürchte Dich nicht, denn ich bin bei dir.“

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