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In Ängsten

Jürgen Werth über Psalm 25,17.

Die Angst meines Herzens ist groß; führe mich aus meinen Nöten!

Psalm 25,17

„Wer hat Angst vor Virginia Woolf?“ Das war der Titel eines überaus erfolgreichen Theaterstücks von Edward Albee in den 60erJahren, eine Anspielung auf den Kindersatz: „Wer hat Angst vorm bösen Wolf?“ Das Stück lief alleine zwei Jahre am Broadway.

„Wer hat Angst vor Islamisten und Nationalisten und der Wirtschaftskrise und der Klimakatastrophe und dem Kollaps unserer sozialen Netze und dem Verlust des mühsam Ersparten?“ - das ist die Frage des neuen Jahrtausends, nicht nur in Deutschland.

Menschen haben Angst, hatten immer schon Angst. Vor Mäusen und Menschen, vorm Leben und vorm Sterben. Vorm Teufel und vor der Tuberkulose. Vor Kriegen und Hungerkatastrophen.

Und vor den kleinen und großen Katastrophen des eigenen Lebens. Auch Männer, auch wenn sie’s seltener zugeben.

Angst - denn die Welt ist bedrohlich. Angst - denn das Leben ist lebensgefährlich.
Angst - denn letztlich ist nichts wirklich sicher.

Wie lange gibt es mich noch? Wie lange steht die Welt noch?

Angst gehört zum Leben. Schon immer. Das ist gut. Denn Angst schützt. Sonst würde ich immer die heiße Herdplatte anfassen …
Aber Angst kann auch lähmen. Kennen Sie diesen Albtraum? Sie wollen fliehen, aber die Beine sind wie festgeschraubt am Boden. Sie kommen nicht weg.

Angst macht Gedanken und Gefühle eng.

Der Rumänische Autor Eugene Ionescu, der 1994 gestorben ist, Klassiker des absurden Theaters, hat in den letzten Jahren seines Lebens zu malen begonnen, als Mittel gegen die Angst, vor allem gegen die Angst vor dem Sterben. Er schreibt einmal:

„Das Malen ist für mich eine Therapie, besänftigt meine Angst, meine vielfältigen schrecklichen Ängste. Für mich ist die Angst lähmend geworden ... seit das Alter meine Angst so sehr verstärkt hat, dass ich in einer höllischen Welt lebe. Wir bewegen uns übrigens alle im Höllischen, wenngleich viele sich dessen noch nicht so recht bewusst sind. Ohne die Malerei wäre ich seit ein paar Jahren verloren. Aber wird die Malerei der Angst noch lange standhalten können?“

Ionescos Fragen sind unsere Fragen. Was mache ich denn mit meiner Angst angesichts dieser höllischen Welt, die immer unregierbarer wird? Angesichts des Sterbens ringsum und der Aussicht auf den eigenen Tod?

Ich habe ja nur zwei Möglichkeiten: Eine Antwort finden oder die Frage beiseiteschieben!

Schlagen wir die Bibel auf. Das große Buch des Lebens und des Glaubens. Seine Autoren reden offen und oft von ihren Ängsten. Auch David, der Psalmdichter. Zum Beispiel in der heutigen Losung der Herrnhuter Brüdergemeine: „Die Angst meines Herzens ist groß; führe mich aus meinen Nöten!“

David weiß, er ist geschützt und geborgen. In aller Angst. Trotz aller Angst. Weil da ein Stärkerer ist. Der ihn herausführen, herausreißen kann. Der lebendige Gott.

David weiß auch: Mit ihm leben, sich an ihn hängen, sich auf ihn verlassen, heißt nicht: Ich habe keine Angst mehr. Aber es heißt: ich bin in der Angst geborgen. Ich habe einen Halt. Einen Freund. Einen Gott.

Ja, ich habe immer noch Angst, wie David. Immer wieder; aber ich will dafür sorgen, dass meine Angst einem Stärkeren begegnet. Dem Gott, der in Jesus Christus sogar den Tod und damit den tiefsten Grund meiner Angst überwunden hat.

Auf ihn will ich schauen mitten in der Angst. Auf ihn will ich vertrauen und mit Friedrich Walz beten:

Du hast die Angst auf dich genommen,
Du hast erlebt, wie schwer das ist.
Wenn über uns die Ängste kommen,
Dann sei uns nah, Herr Jesus Christ!“

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Anstoß

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Kommentare (3)

G.W. /

hilfreicher Zuspruch.

Karin /

Vielen Dank Herr Werth für diese mutmachenden Worte.

Renate S. /

Danke für Ihre Andacht !
Ist mir eine große Hilfe und
Stärkung für meine Seele.