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/ Wort zum Tag

Ich rede bedacht

Harald Klingler über 2. Mose 23,1.

Ein striktes Verbot: „Du sollst kein falsches Gerücht verbreiten.“

Dieses Verbot gilt im Volk Gottes unbedingt. Es ist kein von Menschen gesetztes, sondern ein von Gott gegebenes Gebot. Vom heiligen Gott dem Gottesvolk vorgegeben. Nicht hinterfragbare Rechtsbasis für das Verhalten in Israel. Basisrecht für alle, die mit Gottes Wort leben. Klare Orientierung für jeden, der nach Gott und seinem Willen fragt.

Die Erfahrung lehrt uns, wie schnell sich Gerüchte verbreiten und wie zerstörerisch sie wirken können. Gerüchte sind wie ausgestreute Federn, die der Wind vor sich hertreibt. Nie können sie wieder eingesammelt werden. Die digitalen Medien haben diese alte Erfahrung nochmals gesteigert. Was einmal im Netz im Umlauf ist, ist nicht wieder einzufangen. Aus einem Gerücht wird schnell ein böser Shitstorm.

Ach, diese Lust, was man irgendwo über irgendwen gehört hat, möglichst schnell und womöglich dramatisiert anderen mitzuteilen, diese Lust ist – vom Teufel. Gerüchte wirken nie Gutes. Wer Gerüchte verbreitet, will sich wichtigmachen. Und das geschieht immer auf Kosten anderer. Eben: Gerüchte sind vom Teufel. Auch wenn sie in der christlichen Gemeinschaft umlaufen.

„Du sollst kein falsches Gerücht verbreiten.“ Man kann auch übersetzen: Du verbreitest kein falsches Gerücht. Viele Gebote, die in deutschen Übersetzungen „sollen“ enthalten, sind in der hebräischen Bibel als absolute Feststellung formuliert. Sie bringt die stärkste Anweisung zum Ausdruck. Anders gesagt: Es wird etwas Selbstverständliches zur Sprache gebracht: Du tust das nicht. Du verbreitest kein falsches Gerücht. Selbstverständlich soll dies für alle sein, die zum Volk Gottes gehören, die sich zu seinen Kindern zählen. Selbstverständlich für alle, die sich an Gottes Wort halten.

In dieser Selbstverständlichkeit sagt Jesus in der Bergpredigt zu den Seinen: „Eure Rede aber sei: Ja, ja; Nein, nein. Was darüber ist, das ist vom Übel“ (Matthäus 5,37). Unsre Worte sollen wahrhaftig, verlässlich, klar sein. Sie sollen nicht zerstören, sondern aufbauen. Sie sollen Vertrauen schaffen, Verständnis und Verstehen voranbringen, Gutes wirken.

Martin Luther hat das verwandte 8. Gebot, das Gebot, kein falsch Zeugnis zu reden, in seinem Kleinen Katechismus klug ins Positive gewendet: „Wir sollen Gott fürchten und lieben, dass wir unsern Nächsten nicht belügen, verraten, verleumden oder seinen Ruf verderben, sondern sollen ihn entschuldigen, Gutes von ihm reden und alles zum Besten kehren.“

Was bedeutet dieses Wort Gottes für heute praktisch? Ich nehme mir fest vor, in keiner Gerüchteküche mitzukochen. Ich will mich nicht wichtigmachen, indem ich Gerüchte verbreite. Ich will, was mir zu Ohren kommt, prüfen und nur weitersagen, wenn es für andere notwendig ist zu wissen. Ich will abschätzigen Bemerkungen, die andere machen, widerstehen. Ich will nicht unbedacht über andere reden. Ich will mit dem, was ich sage, Vertrauen schaffen, auf Verständnis und Versöhnung hinwirken - und in alledem vor Gott bestehen können. Machen Sie doch mit.

Gottes Gebot ist klar. Dieses Gebot zu halten, ist eine anspruchsvolle Aufgabe. Auf ihr liegt Segen, aus ihr wächst Frieden. Wer kein falsches Gerücht verbreitet, ehrt den Vater im Himmel.

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