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/ Wort zum Tag

Ich bin guten Mutes in Schwachheit

Jürgen Neidhart über 2. Korinther 12,10

Paulus schreibt: Ich bin guten Mutes in Schwachheit, in Misshandlungen, in Nöten, in Verfolgungen und Ängsten um Christi willen.

2. Korinther 12,10

Die schon fast legendär gewordene Rockgruppe Queen hatte es schon 1989 in aller Deutlichkeit gesungen: „I want it all“. „Ich will alles. Ich will alles. Ich will alles. Und ich will es jetzt… Hört mir mal alle zu. Versammelt euch um mich… Gebt mir einfach das, von dem ich weiß, dass es mir zusteht“.

Diese Botschaft ist bei uns mittlerweile voll angekommen! Da war z. B. kürzlich in einer Konsumentenzeitschrift über die heutigen jungen Erwachsenen zu lesen: „Bereits als Kleinkinder durften sie mitbestimmen. Sie wurden von ihren Eltern gefördert, ermutigt und auf eine Welt vorbereitet, die ihnen unendliche Möglichkeiten zur Entfaltung vorgaukelt. Und nun sind sie erwachsen geworden und fordern das versprochene Recht auf Selbstverwirklichung ein.“ Sie wollen nur das tun, was für sie persönlich stimmt. Und: „Verzichten möchten die Befragten beim Entwurf ihres Lebensprojekts auf nichts… Sie wollen alles und das, wenn möglich, auf einmal. ˂We want it all˃.“

Unsere Zeit ist geprägt von einem zunehmenden, konsumorientierten Individualismus. Wir leben stark auf uns selbst bezogen. Der Wert dahinter ist: „Gut ist, was mir nützt. Schlecht ist, was mir Nachteile bringt.“ Wieso sollten Kindergartenkinder mit anderen Kindern Spielsachen teilen und auf etwas verzichten, wenn sie doch selbst der Nabel der Welt sind? Warum sollten Jugendliche nicht ihre Bedürfnisse so schnell wie möglich stillen und darauf bedacht sein, ja nichts zu verpassen, wenn sie doch die von der Werbung umjubelten Superstars sind? Warum sollten Erwachsene nicht nach dem Motto leben: „Das Leben muss mir etwas bringen! Man gönnt sich ja sonst nichts“, wenn es doch vor allem um ihr persönliches Glück geht?

Auch unter Christen führt die zunehmende Ich-Zentriertheit dazu, dass Tugenden und Werte, die uns jahrhundertelang geprägt und ausgezeichnet hatten, verlorengegangen sind. Begriffe wie Zufriedenheit, Opferbereitschaft, Verzicht und Bereitschaft zum Leiden, klingen heute so, als stammten sie aus der Mottenkiste vergangener Zeiten. Doch damit ist auch eine unglaubliche Unfähigkeit verbunden, mit den Problemen, Rückschlägen und Leiden des Lebens fertig zu werden. „Wenn Gott, der doch der Garant für mein Glück sein sollte, mir nicht gibt, was ich möchte, dann hänge ich ihn ab“, so oder ähnlich habe ich es schon mehrmals gehört. –

Unser heutiges Bibelwort zeigt, wie Paulus vorbildlich mit seinen Nöten und Entbehrungen umgegangen ist. Dreimal bittet er Jesus, ihm dieses zermürbende Leiden wegzunehmen. Doch Gott heilt ihn nicht, er verweist ihn auf den tiefen Segen des Leidens: Es schafft nämlich Raum für Gottes überfliessende Kraft und Gnade. Erst wenn wir schwach sind, kommt die Kraft Christi zum Zug und entfaltet ihre maximale Wirkung.

Daher kann Paulus schreiben: „Ich bin guten Mutes in Schwachheit, in Mißhand-lungen, in Nöten, in Verfolgungen und Ängsten, um Christi willen; denn wenn ich schwach bin, so bin ich stark.“

Weil der Apostel auch das Schwere in seinem Leben akzeptieren kann, ist er guten Mutes. Er hat gelernt, wie ein Kind seinem Vater völlig zu vertrauen. Und immer wieder blickt er in das Angesicht des gekreuzigten Christus. Am Kreuz wurde der Starke ein Schwacher und der Allmächtige ein Ohnmächtiger. Und gerade dadurch hat er den Sieg errungen und unsere Erlösung möglich gemacht. Dasselbe gilt auch für uns heute: Gerade wenn wir schwach sind, sind wir stark.

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