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/ Wort zum Tag

Hiob 40,3-4

Gedanken zu Losung/Lehrtext des Tages.

„Hiob antwortete dem Herrn: Siehe, ich bin zu gering, was soll ich antworten? Ich will meine Hand auf meinen Mund legen.“

Hiob 40,3-4

Hiob hatte lange geschwiegen und sich vieles anhören müssen. Ratschläge. Erklärungsversuche. Schuldzuweisungen. Doch das machte alles nur noch schlimmer. Hiob konnte Gott und die Welt nicht verstehen. Verständlich, dass er sein Leid klagt. Ich könnte Hiob gar keinen Vorwurf machen. Dürfen wir doch Gott unser Leid klagen. Mich tröstet der Gedanke, dass ich mich mit allem, was ich denke und fühle, meinem Gott anvertrauen kann. Und ich bin mir sicher, dass ich mit meinen Fragen Gott nicht in Frage stellen kann. Gott ist souverän. Seine Liebe hält meine Zweifel aus. Und trotzdem ist es manchmal besser, den Mund zu halten.
Die erste Antwort Gottes auf die Klagen und Anklagen Hiobs besteht aus einer Fülle von Gegenfragen, die sich alle auf das wunderbare Wirken Gottes in der Schöpfung beziehen. Inhaltlich antwortet der Schöpfer aller Dinge mit keinem Wort auf das Warum oder Wozu der Leiden Hiobs noch des Leidens überhaupt. Fragen bleiben offen. Quälende Fragen für Hiob. Doch am Ende kommt sich Hiob mit seinen Fragen lächerlich vor. Er muss einsehen, dass er zu gering ist, um den Allmächtigen zu hinterfragen. Eigentlich hatte Hiob ja Gott zur Antwort herausgefordert. Nun aber ist es umgekehrt. Nicht Gott, sondern Hiob ist der In-Frage-Gestellte. Hinter vorgehaltener Hand – im wahrsten Sinne des Wortes – akzeptiert Hiob sein Schicksal. Er schweigt. „Hiob antwortete dem Herrn: Siehe, ich bin zu gering, was soll ich antworten? Ich will meine Hand auf meinen Mund legen.“ Er staunt über Gott. Und plötzlich ist da diese Gewissheit: „Ich weiß, dass mein Erlöser lebt!“ Und als könnte er es selbst nicht glauben, wünscht er sich, dass jemand seine Glaubensaussage in einen Felsen meißelt. Damit er auch am nächsten Tag noch selber glauben kann, was er hier sagt. Martin Luther übersetzt: „Ich weiß, dass mein Erlöser lebt“. Wörtlich ist nicht vom „Erlöser“, sondern vom „Anwalt“ die Rede. Das bedeutet, Hiob kann – obwohl sich seine Situation noch nicht gebessert hat – wieder glauben, dass Gott als „Anwalt“ für ihn eintritt und nicht mehr als strafender „Richter“ ihm gegenüber steht. Vor dem richtenden Gott, bittet Hiob: „Schau doch weg!“ Nun bittet er: „Ich will dich sehen!“ Schweigend will Hiob sehen, wie Gott ihm Gerechtigkeit verschafft. In der Gewissheit, dass Gott sein „Anwalt“ ist, findet er zu einer inneren Ruhe, die ihn auch in seinem Leid erfüllt.

In der Vorweihnachtszeit empfinden wir unsere Hiobsbotschaften in der Regel noch bedrückender als sonst. Aber wir dürfen mit unseren Sorgen und Nöten immer zu Gott kommen. Denn er ist uns näher, als wir denken. Gott hat diese Welt eben nicht ihrem Schicksal überlassen. Darum hat er den Himmel verlassen, um bei uns zu sein. Von der Krippe bis zu seinem Tod am Kreuz hat er uns gezeigt, was wir ihm bedeuten, auch wenn wir leiden müssen. Darüber können wir nur staunen. Vielleicht sollten wir heute wirklich besser die Hand auf den Mund legen und schweigen. Schweigen heißt: meine Fragen, Ängste und Anklagen hinten an zu stellen.  Nur einen Augenblick DU sagen und GOTT da sein lassen. Nur einen Augenblick sich lieben lassen – ohne Vorbehalte. Das ist Schweigen vor Gott. Dann ist im Schweigen Stille und Reden und Handeln und Hoffen zugleich. Dann ist Schweigen: Empfangen. Auf dieses Schweigen weiß ich keine Antwort als neues Schweigen, weil Gott größer ist, weil jede versuchte Antwort zu klein gerät.

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