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/ Wort zum Tag

Hesekiel 34,12

Gedanken zu Losung/Lehrtext des Tages.

Wie ein Hirte seine Schafe sucht, wenn sie von seiner Herde verirrt sind, so will ich meine Schafe suchen.

Hesekiel 34,12

Ein alter Pastor in einem ostfriesischen Dorf pflegte seine Gemeinde in der Sonntagspredigt immer anzureden: “Im Herrn geliebte Schafe.” Eines Tages aber hatte er sich über die Gemeinde geärgert. Am nächsten Sonntag fuhr er sie an: “Böcke!” Und einer aus der Gemeinde zischte zurück: “Mietling!” Ja, wenn die Gemeinde für den Hirten nur noch aus “Böcken” besteht und der Hirte für die Gemeinde zum “Mietling” wird, dann ist etwas nicht in Ordnung.

Jesus Christus - der Hirte, das ist eine alte Bezeichnung für Gott und seinen Sohn. Ein Hirte ist, was er ist, für die Herde. Sie gehört zu ihm und er zu ihr. Ohne Herde ist der Hirte nichts. Für sie lebt er. Sie ist sein Stolz und seine Freude, aber auch sein Kummer und seine Arbeit. Vom Hirten kann man nicht reden, ohne von den Schafen zu reden. Die Schafe sind sein Ein und Alles.

Als jemand den alten Theologieprofessor Karl Barth einmal fragte, wie er seinen persönlichen Glauben auf eine Kurzformel bringen könne, antwortete er mit dem Kinderlied: “Weil ich Jesu Schäflein bin, freu' ich mich nun immerhin über meinen guten Hirten, der mich wohl weiß zu bewirten, der mich liebet, der mich kennt und bei meinem Namen nennt.”

Da hat einer ein Gelehrtenleben zugebracht, hat tief nachgedacht über Gott und den Menschen, und am Schluss ist das Höchste, was er von sich sagen konnte: "Schäflein, Jesu Schäflein.” Und ich denke, keiner von uns bringt es als Christ weiter als bis zum Schäflein.

Schafe brauchen einen Hirten. Schafe sind schwierige Tiere, ängstlich und schreckhaft. Werden sie aufgeschreckt, rennen sie sinnlos davon, und der Hirte hat viel Mühe und Not, bis er sie wieder findet und fängt. Schafe können ihren Hirten zur Verzweiflung bringen. Aber wir verstehen diese Bildrede von Hirte und Herde nicht, wenn wir nicht bedenken, dass Jesus Christus in der Sprache der Bibel nicht nur als “Hirte”, sondern auch als “Lamm” bezeichnet wird. Wenn wir erkennen wollen, was Jesus Christus für uns als Hirte bedeutet, müssen wir sehen, wie sehr er Hirte ist: So sehr, dass er eins ist mit seiner Herde, dass er aufgeht im einzelnen Herdentier, dass er aufgeht im schwachen, kranken, versprengten und verirrten Lamm. Er wird zum Lamm und zum Schaf, um aus Lämmern und Schafen Hirten zu machen.

Kein Christ bringt es weiter als bis zum Schaf, und keiner ist weniger als immer schon Hirte. Indem wir aus Gnade Glauben empfangen haben, indem wir dem Hirten übereignet sind, werden aus Schafen Hirten. In den Bildern von Hirten und vom Schaf werden wir ins Bild versetzt über das Werk und das Wesen unseres Hirten Jesus Christus. Das ist das Wunder des guten Hirten, dass er aus Schäflein Hirten macht. Schafe sind wir sozusagen von uns aus. Hirten werden wir, indem der Hirte in uns hinein kommt, indem er in uns wohnt, “der uns wohl weiß zu bewirten”. Indem wir uns von ihm bewirten lassen, lässt er uns teilnehmen an seinem Hirtenwerk.

Gott hält nicht aus, wenn seine Herde oder auch einzelne Tiere nicht bei ihm sind. Er sagt: “Siehe, ich selbst will nach meinen Schafen fragen, will nach ihnen sehen.” Ihm - wie seinem Sohn - fehlt etwas Entscheidendes, ja alles, wenn ihm auch nur eines seiner Schafe fehlt. Die entlaufenen und verirrten Schafe sind ihm ein Schmerz. Dem Hirten, dem ein Schaf fehlt, fehlt mit dem einen Schaf alles. Weil Gott die Liebe ist, sieht er und sucht er nach seinen verirrten Schafen. Wie unendlich wichtig müssen wir ihm sein, dass er nach uns sucht.

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Kommentare (3)

Bärbel Sterzenbach /

Lieber Herr Landesbischof Johannesdotter!
Als Bückeburgerin an der Ostsee lebend habe ich mich sehr gefreut, Ihr Bild unter dem Artikel im ERF zu sehen. Ihre Worte haben mich sehr berührt, über mehr

Marlene Berger /

„...Indem wir uns von ihm bewirten lassen, lässt er uns teilnehmen an seinem Hirtenwerk."
Ja, das glauben zu können, will ich mir jeden Tag schenken lassen, bis ich so still geworden bin, wie ein gestilltes Kind auf dem Schoß der Mutter.

ANGELIKA /

Danke ihr Wort ist so wunderbar Bildlich und für jeden zu verstehen .Ein glück nur das der wunderbare Hirte nach seinen verirrten Schafen sucht.Möge Gott sie segnen das sie weiterhin so in Bildern reden können denn dies ist so Wunderbar verständlich