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Gottes Wege gehen

Volkmar Glöckner über Jeremia 8,4.

Wo ist jemand, wenn er fällt, der nicht gern wieder aufstünde? Wo ist jemand, wenn er irregeht, der nicht gern wieder zurechtkäme?

Jeremia 8,4

Beim Propheten Jeremia heißt es:

„Wo ist jemand, wenn er fällt, der nicht gerne wieder aufstünde? Wo ist jemand, wenn er irregeht, der nicht gerne zurechtkäme?“ Jeremia 8, 4

Jeremia, warum fragst Du das? Suchst Du tatsächlich jemand, der so dumm ist, dass er gerne liegen bleibt, nachdem er auf die Nase gefallen ist? Hältst Du wirklich Ausschau nach jemand, der gerne weiter in die falsche Richtung läuft, obwohl er ganz offensichtlich nicht mehr weiß, wo es langgeht?

Ich ahne es, Du hast sie längst gefunden. Du wunderst Dich. Du bist entsetzt. Deine Fragen sollen wachrütteln. Es ist das Volk Gottes, das sich so völlig unverständlich verhält. Die, die eigentlich wissen müssten, was richtig und falsch ist, betrügen und lügen und leben, als würden sie Gott nicht kennen. Gott schickt Dich zu ihnen, weil Er das nicht länger hinnehmen will. Du sollst sie zur Besinnung bringen und sie warnen:

„Sprich zu ihnen: So spricht der HERR: Wo ist jemand, wenn er fällt, der nicht gern wieder aufstünde? Wo ist jemand, wenn er irregeht, der nicht gern wieder zurechtkäme? Warum will denn dies Volk zu Jerusalem irregehen für und für? Sie halten so fest am Trug, dass sie nicht umkehren wollen. Ich sehe und höre, dass sie nicht die Wahrheit reden. Es gibt niemand, dem seine Bosheit leid wäre und der spräche: Was hab ich doch getan! Sie laufen alle ihren Lauf wie ein Hengst, der in der Schlacht dahinstürmt.“ Jeremia 8, 4 – 6 (LUT 2017)

Warum ist es eigentlich so schwer aufzustehen, wenn man gefallen ist, und umzukehren, wenn man sich geirrt hat?

Meiner Erfahrung nach ist das der wohl schwierigste Punkt beim Klären unserer Beziehung zu Gott: Zuzugeben, dass ich ein Sünder bin, und um Vergebung zu bitten.

Das ist wie das berühmte Nadelöhr, durch das wir Kamele nicht wollen.

Es ist ein Unterschied, im Karneval mitzuschunkeln und zu singen: „Wir sind alle kleine Sünderlein, `s war immer so, `s war immer so…“ oder vor Gott auf die Knie zu gehen und zu bekennen: „Vater, ich habe gesündigt!“ – nicht nur allgemein und theoretisch nach dem Motto „keiner ist perfekt!“, sondern konkret:

„Dies habe ich falsch gemacht, hier habe ich Menschen Unrecht getan, dort habe ich jemand verletzt, dieses Gebot habe ich missachtet, dort habe ich Deinem Willen entgegen gelebt – bitte vergib mir!“

An diesem Punkt stoppt manche eigentlich hoffnungsvoll gestartete Glaubensgeschichte, weil plötzlich der persönliche Stolz Protest einlegt; weil ein Mensch nicht herauskommt aus der Angewohnheit, die Schuld immer bei den anderen zu suchen und zu den eigenen Schuldanteilen keinen Zugang zu finden.

Doch wer über diese Hürde nicht rüberkommt, der wird nie Versöhnung erleben – weder mit Gott noch mit Menschen. Wer nicht sagen kann: „Ich habe gesündigt, bitte vergib mir!“ der wird nicht erfassen, wie frohmachend und freimachend Barmherzigkeit ist. Und der wird selbst vermutlich auch unbarmherzig mit anderen sein.

Gott wartet darauf, dass Menschen im Gebet zu ihm kommen und zugeben: „Ja, Herr, ich bin nicht so, wie ich sein sollte und eigentlich auch sein will. Ich bin nicht so heilig und gerecht und vollkommen, wie Du mich eigentlich haben wolltest. Ich erkenne es. Ich gebe es zu. So habe ich im Himmel bei Dir nichts zu suchen. Bitte vergib mir. Bitte verändere mich. Bitte erbarme Dich über mich.“

Erst dann - und nur dann - werden wir überhaupt verstehen, warum Jesus kommen musste und warum er stellvertretend für uns gestorben ist. Nur dann werden wir begreifen, was Gnade ist: Christus übernimmt die Strafe für unsere Lebensschuld – und wir sind frei. Uns wird vergeben. Wir dürfen aufstehen und neue Wege gehen. Gottes Wege.

 

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Kommentare (1)

Wilfried /

Sehr anschaulich und überzeugend - vielen Dank und Gottes Segen, lieber Volkmar