/ Anstoß - Gedanken zum Tag
Gottes Fehlerkultur
Jörg Dechert über Sprüche 28,13.
Wer seine Missetat leugnet, dem wird’s nicht gelingen; wer sie aber bekennt und lässt, der wird Barmherzigkeit erlangen.
Der Sechsjährige, der mal wieder die vereinbarte Bildschirmzeit überzogen hat … die Freundin aus der Clique, die nicht über ihre Mitschülerin gelästert haben will … der Fußballstar, der gestenreich beteuert, seinen Gegenspieler nicht berührt zu haben, der sich vor Schmerzen auf dem Rasen krümmt … sie alle haben ein Problem mit Fehlerkultur. Wir alle haben ein Problem mit Fehlerkultur.
Haben wir nicht von klein auf gelernt, dass es unangenehm wird, wenn wir bei Fehlern erwischt werden? Aber als Menschen sind wir nun einmal nicht fehlerfrei, und „Keine Fehler machen“ ist keine realistische Option. Deshalb fangen wir an, Fehler zu verstecken. Vor uns selbst. Vor anderen Menschen. Und vor Gott auch.
Dabei hat Gott eine ganz andere Fehlerkultur. Es ist vielleicht eine der nachhaltigsten Verleumdungen des Allerhöchsten, dass Gott Fehler unbarmherzig bestrafen würde. In der Bibel lese ich das Gegenteil – immer und immer und immer wieder. Zum Beispiel im Alten Testament im Buch der Sprüche. Dort heißt es (Sprüche 28, 13):
Wer seine Missetat leugnet, dem wird’s nicht gelingen; wer sie aber bekennt und lässt, der wird Barmherzigkeit erlangen.
Gott hat kein Problem damit, wenn ich Fehler mache. Gott hat ein Problem damit, wenn ich Fehler verstecke. Denn damit behaupte ich so zu sein, wie nur Gott ist: unfehlbar. Und obwohl Gott unfehlbar ist, begegnet er meiner Fehlerhaftigkeit grundsätzlich mit Barmherzigkeit.
Von dieser Fehlerkultur Gottes lebe ich. Und sie inspiriert mich, selbst barmherziger mit mir selbst und anderen Menschen umzugehen.
Ihr Kommentar
Kommentare (3)
Hallo Herr Greck,
danke für die Rückfrage, die beantworte ich gerne öffentlich und für alle: Ich stimme Ihnen zu, dass "Sünde" und "Fehler" nicht identisch sind.
Das war aber auch nicht mein … mehrVergleichspunkt. Mein Vergleichspunkt war unsere weit verbreitete menschliche Neigung, beides - Fehler wie Sünde - zu verstecken, weil wir mehr Angst vor Strafe haben als Vertrauen in unser Gegenüber.
Und natürlich ist Gott unsere Sünde nicht egal - sie hat Christus alles gekostet. Aber sie hat ihn deswegen alles gekostet, damit unsere Sünde nicht das letzte Wort haben muss, sondern Gottes Gnade.
Und mit der zu rechnen, lebenslang, auch "siebenmal siebzigmal", und Gott als Gerne-Vergebendem zu vertrauen - das ist ein Umgang mit Sünde, der evangeliumsgemäß wäre - auch wenn er leider selbst vielen Christinnen und Christen manchmal schwerfällt.
Sehr geehrter Herr Dechert, danke für Ihren Hinweis dass Veränderung nötig ist. Leider vermisse ich den Ernst hinter ihrer Auslegung. Im Wort Gottes geht es doch nicht, wie im heutigen Sprachgebrauch … mehrzu verstehen um Fehler, z.B. "Man wird doch mal einen Fehler machen dürfen; wer keine Fehler macht, macht auch sonst nichts." Hier geht es ja nicht drum, dass ich ungünstige Kleidung zur vorherrschenden Wetterstation getragen habe. Es geht um Schuld gegen Gott den Schöpfer und an Mitmenschen und um Vergebung zum ewigen Leben. Gottes erbarmen ist so ernst, dass er es sich in Jesus Christus das Leben hat kosten lassen. Der sich herzlich erbarmende Gott der in und durch Jesus Christus den ewigen Tod vernichtet hat, ist wie in dem zitierten Bibelwort gerne bereit Sünde zu vergeben, immer wieder, dem, der die Sünde bekennt und lässt. Wer aber an der Sünde festhält muss mit Strafe rechnen. So jemand muss sich vor Gott fürchten. Es ist eben ein Unterschied ob ich der Sünde hinterher oder vor ihr davon laufe und sie bekämpfe oder ob ich diese sogar genieße.
Niemand muss sich vor Strafe fürchten dem Jesus Christus die Schuld vergeben hat.
Die Sünde lassen und diese hassen, denn die Barmherzigkeit war und ist das teuerste Geschenk und unser größtes Glück.
Die Vergebung der Missetat als Fehlerkultur zu verniedlichen sehe ich sehr problematisch, da nach meinem Wortverständnis die Erlösung durch Jesus Christus durch eigene Leistung und Selbstrechtfertigung relativiert wird.
s.a. 1. Johannes
Das haben sie sehr gut beschrieben in Ihrem Beitrag heute, Herr Dr. Dechert!
Schade, dass Sie bald nicht mehr beim ERF sind...