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/ Wort zum Tag

Genügsam leben

Hartmut Bärend über Sprüche 30,8.

Gib mir weder Armut noch Reichtum, gib mir zu essen, soviel ich brauche.

Sprüche 30,8

Wann haben wir eigentlich genug? Ich meine jetzt nicht den Umgang mit Krisen und Kriegen, die uns täglich erschüttern. Davon haben wir längst genug und wünschen uns, dass dieses Elend endlich aufhört. Was ich meine: Wann haben wir genug zu essen, zu trinken, genug, um gut über die Runden zu kommen? Wann reicht uns, was wir haben? In dieser Krisenzeit kommen solche Fragen bedrohlich nahe. Wir haben uns doch weithin eingerichtet in unserem Leben, jedenfalls die meisten von uns. Droht unserem Wohlstandsland nun der wirtschaftliche Einbruch? Müssen wir die Gürtel enger schnallen, uns mehr einschränken?

Die Älteren unter uns, zu denen auch ich gehöre, erinnern sich: Es gab einmal eine Zeit in Deutschland, da gab es fast nichts zu kaufen. Armut prägte die Nachkriegszeit. Alles war rationiert. Wir bekamen damals Lebensmittelmarken mit bestimmten Zuteilungen. Die konnten wir dann abholen. Das war‘ s. Wenn jemand einen Garten hatte, war er gut dran. Er oder sie konnte für den Eigenbedarf Gemüse anbauen und Obst ernten. Aber das waren nur Wenige. Normalerweise mussten wir in der Nachkriegsgesellschaft sehen, wie wir mit dem Wenigen, was uns zugeteilt wurde, klarkamen. Da haben vor allem unsere Mütter unendlich viel für uns, die wir damals kleine Kinder waren, geleistet. Das alles ist jetzt fast 80 Jahre her. Für die Jüngeren unvorstellbar lange und ganz weit weg, für uns Alte immer noch sehr präsent. Und eigentlich war es eine besonders erfüllte Zeit.

Warum ich das hier anspreche? Weil wir heute unter uns fast das Gegenteil erleben - jedenfalls bis heute erlebt haben. Das Warenangebot in den Städten ist überreichlich, ja, fast unübersehbar, die Auswahl fällt schwer. Wir leben nicht nur in einer Wohlstandsgesellschaft, wir leben in einer Überflussgesellschaft. Die Straßen sind übervoll mit Autos, Parkplätze sind rar, die Mülleimer sind überfüllt. Natürlich gibt es auch andere in unserem Land, die sich diesen Wohlstand nicht leisten können und sich verarmt durch ihren Alltag quälen. Aber trotzdem ist immer noch wahr: Deutschland ist ein reiches Land.

Es gibt also beides, Armut und Reichtum, manchmal zeitversetzt wie bei uns in Deutschland, aber auch territorial verschieden, wenn wir nur die reichen Länder im Norden und die armen im Süden unserer Welt anschauen. Wer arm ist, strebt nach Reichtum, wer reich ist, will noch reicher werden. Wie gehen wir Christen mit diesem Thema um? Wie sollen wir uns verhalten?

Mir ist ein Wort in der Bibel begegnet, das beschäftigt mich sehr. Es ist eins der großen Weisheitsworte aus dem Spruchgut Salomos. Es ist ein Gebet und lautet: „Gib mir weder Armut noch Reichtum, gib mir zu essen, soviel ich brauche.“ Der, der dieses Wort als erster formuliert hat, muss ein wirklich reifer, lebenserfahrener Mensch gewesen sein. Er muss beides kennengelernt haben, Armut und Reichtum. Armut möchte er nie mehr erleben, so wie ich das auch sagen kann im Rückblick auf meine Lebensgeschichte. Aber auch die Gefahren des Reichtums hat er kennengelernt. Er weiß, dass Reichtum egoistisch und oberflächlich machen kann, ja, dass Reichtum oft eine Gier nach noch mehr Reichtum weckt. Nein, sagt dieser Weise. Weder das eine noch das andere soll es sein.

Was dann? Hier kommen keine Ratschläge, wie man dem einen entgehen und das andere vermeiden kann. Der Weise wendet sich an Gott. Er bittet, dass er ihm gibt, was er braucht. Nicht mehr und nicht weniger. Ich bin überzeugt davon, dass dieser Weg ins Gebet uns bewahren kann vor Egoismus und Gier. Dass Gott unsere Maßstäbe zurechtrücken kann. Und auch das ist nur allzu wahr: Wer wirklich nur bekommen will, was er zum Leben braucht, erspart sich viel unnützes Treiben und Getrieben werden. Er hat genug, lebt genügsam. Er kann in Zufriedenheit leben, wenn die Zeiten es erlauben. Aber er muss auch in anderen Zeiten nicht verzweifeln.

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Kommentare (4)

Sepp /

Der Reiche kriegt nicht genug. Der Geizige hat das Brot im Maul- und hat Angst, Hunger leiden zu müssen.

Guido M. /

Spricht mir aus dem Herzen.

Silvia B. /

Sehr geehrter Herr Baerend!
Vielen Dank fuer Ihre sehr beruehrenden u. nachdenklich machenden Worte!!!
Oft hat mich das sehr angeruehrt: diese Generation (ihrer Mutter), welche ein ganzes Land mehr

Ingeborg K. /

Lieber Herr Pfarrer Bärend!
Guten MORGEN!
Ich muß Ihnen leider widersprechen,
Deutschland ist kein reiches LAND!
Der Staat ist reich durch die Steuern und Abgaben,
Die Menschen arm mehr