Navigation überspringen

/ Wort zum Tag

Gedanken zur Tageslosung

Wir leben in Zeiten gnadenloser Brutalität. Es vergeht kaum eine Woche ohne blutige Anschläge, Kriegsgräuel oder Hinrichtungen von Geiseln. Umso dankbarer bin ich jedes Mal, wenn Geiseln fliehen konnten oder frei gelassen wurden und diese Menschen ihre ersten Interviews in der Tagesschau geben: Einerseits gezeichnet vom Trauma qualvoller Monate der Gefangenschaft, der Entbehrung und der Ungewissheit in ständiger Todesangst. Andererseits voller Dankbarkeit, Freude und Hoffnung auf ein normales Leben.

In diesen Interviews gab es noch nie ein Geiselopfer, das seine Befreiung bedauert, die „Gnade eines zweiten Lebens“ abgelehnt oder sich ins Gefangenenlager zurückgesehnt hätte. Ausnahmslos waren alle froh, so unerwartet wieder frei sein zu dürfen – unabhängig von den Umständen ihrer Befreiung.

Die „Gnade eines zweiten Lebens“ kennen wir ja auch nach Unfällen, Katastrophen, schweren Krankheiten oder Schicksalsschlägen. Vielleicht gehören Sie sogar zu denen, die schon einmal eine zweite Lebenschance erhalten haben. Nicht wahr: Diese völlig überraschende „Gnade“ haben Sie damals nicht ausgeschlagen! Warum auch? Wer macht das denn schon? Eigentlich niemand, der über einen gesunden Menschenverstand verfügt.

Genauso argumentiert Paulus in unserem Tageswort: „Ich werfe doch die Gnade Gottes nicht weg!“ Wo käme ich hin, wenn ich ablehnen würde, was mir ein Leben in Freiheit, Freude und Frieden eröffnet hat? Wo käme ich hin, wenn ich die Gnade Gottes ablehnen würde mit der Begründung: „Meine Befreiung nehme ich lieber selber an die Hand! Ich lasse mich doch nicht einfach so begnadigen! Das kann ich doch nicht annehmen, das geht gegen meine Ehre! Denn schließlich gilt: Selbst ist der Mann“!

Warum verteidigt Paulus in seinem Brief an die galatischen Gemeinden in Kleinasien diese „Gnade eines neuen Lebens“ so leidenschaftlich? Nun, es gab damals Christen, die sehr lautstark auftraten und den Rückwärtsgang einschalten wollten. Sie sagten: „Die Gnade Gottes ist ja schon gut und recht! Aber wir müssen doch selber auch noch etwas zu unserer Begnadigung und Befreiung beitragen. Das geht doch nicht, dass wir unsere Rettung von Sünde und Schuld nur passiv über uns ergehen lassen. Nein, einige gute Werke gemäß der Gesetze von Mose braucht es doch, um Gott gnädig zu stimmen!“

Paulus reagiert sehr heftig auf dieses „Drei Schritte vorwärts und zwei wieder zurück“. Später schreibt er: „Zur Freiheit hat uns Christus befreit! Geht doch nicht wieder zurück in die Gefangenschaft des Gesetzes! Ihr würdet dann Christus verlieren und wieder aus der Gnade herausfallen“ (5,1+4).

Damit lehnt Paulus die fromme Additionsmethode ab: Gnade plus gute Werke, Gnade plus fromme Leistung, Gnade und Gesetzeserfüllung – nein, so nicht!

Damit deckt Paulus das Absurde an jeder gesetzlichen Frömmigkeit auf: Es wäre so, als würde eine befreite Geisel wieder ins Gefangenencamp zurückkehren, um sich dort mit eigener Kraft, Überredungskunst und angepasstem Verhalten die Befreiung erst noch zu verdienen!

Damit will Paulus auch sagen: Keine Geisel, kein Sklave, kein Gefangener würde so dumm sein, seine Begnadigung aufs Spiel zu setzen.

Damit weist Paulus auf sich selbst: Ich werfe die Gnade Gottes nicht weg! Ich habe mit dem Gesetz und der Leistungsfrömmigkeit nichts mehr zu tun. Mein altes sündiges Wesen ist mit Christus am Kreuz gestorben. Ich lebe natürlich weiter, aber jetzt bestimmt mich nicht mehr mein altes Ego, sondern Christus lebt in mir. Denn Gottes Sohn hat mich geliebt und durch Seine Hingabe befreit“! (18-20)

Deshalb: Lasst uns darauf achten, dass wir mit unserm Verhalten diese Gnade der Freiheit nicht zu einem Wegwerfartikel machen!

Sie möchten noch tiefer in die Bibel eintauchen? Wir empfehlen unsere Sendereihe:

Anstoß

Ihr Kommentar

Die E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht.
Alle Kommentare werden redaktionell geprüft. Wir behalten uns das Kürzen von Kommentaren vor. Ein Recht auf Veröffentlichung besteht nicht.