Navigation überspringen

/ Wort zum Tag

Galater 6,7

Gedanken zu Losung/Lehrtext des Tages.

„Wer aber im Wort Gottes unterrichtet wird, der gebe dem, der ihn unterrichtet, Anteil an allem Guten.“

Galater 6,7

Nachdem im Januar 2015 ein islamistisch motivierter mörderischer Anschlag auf die Redaktion der französischen Satirezeitschrift „Charlie Ebdo“ verübt wurde, hat auch im Westen eine neue Diskussion darüber eingesetzt, wieviel Verspottung religiöser Symbole, Werte oder Personen in einer freien Gesellschaft vertretbar ist, bzw. ausgehalten werden muss.  Braucht es eine Verschärfung des sog. „Blasphemie- und Gotteslästerungsparagrafen“? Braucht Gott die schützende Hand des Strafgesetzbuches oder verteidigt er sich schon selbst? Immer mal wieder konnte man im Rahmen dieser Auseinandersetzung auch den Verweis auf unser heutiges Bibelwort vernehmen. Sicherlich mit einem gewissen Recht – wie ich meine. Allerdings geht es hier bei Paulus nicht in erster Linie um allgemeinen Spott oder Blasphemie im Sinne der bewussten Gotteslästerung. Die Adressaten dieser Worte waren nicht etwa Freidenker und Atheisten, die sich einen Spaß daraus gemacht hätten, die religiösen Gefühle von Gottes-gläubigen Menschen zu verletzen. Vielmehr richtet sich diese Ermahnung an die Christen in Galatien. Sie stehen offenbar auch in der Gefahr, Gott zu verspotten. Schaut man in der griechischen Grundsprache des Neuen Testaments nach, so bedeutet das Wort, das bei Luther mit „spotten“ übersetzt ist, eigentlich „über jemanden oder etwas verächtlich die Nase rümpfen“.  Und betrachtet man dann noch den unmittelbaren Zusammenhang, in dem diese Ermahnung des Apostels vorkommt, dann ergibt sich ein überraschend neues Bild. Der Theologe Heiko Krimmer weist in seinem Kommentar darauf hin, dass es hier um die „Versuchung des Geizes“ gehe, um den „Selbstbetrug, wie wenn der Umgang mit materiellen Gütern nur eigene Sache wäre.“  Und er umschreibt die Warnung „Gott lässt sich nicht spotten“ mit den Worten: „Hier kannst du nicht `die Nase rümpfen`, eine hochmütig abweisende Geste (machen), mit der Gottes Bestimmungsrecht beiseitegeschoben wird.“  Nun mag diese Auslegung auf den ersten Blick überraschen. Schaut man allerdings auf den vorangehenden Vers unseres heutigen Bibelwortes, dann wird eben genau dieses Thema angeschnitten. Dort fordert der Apostel nämlich: „Wer aber im Wort Gottes unterrichtet wird, der gebe dem, der ihn unterrichtet, Anteil an allem Guten.“ Und dann folgt unmittelbar: „Irrt euch nicht, Gott lässt sich nicht spotten. Was der Mensch säht, das wird er ernten …!“ Noch einmal Heiko Krimmer: „Der Geiz ist die Saat auf das Eigene, dann wird auch die Ernte so sein …“.
Das war offenbar nicht selbstverständlich und ist es sicherlich auch heute nicht. Beim Geld, beim Besitz hört nicht selten – vielleicht sogar oftmals weitgehend unbewusst – unsere Hingabe an Gott auf. Unsere Begabungen bringen wir gerne ein, auch Zeit ist für die Gemeinde da, denn irgendwie stimmt es ja: unsere Begabungen kommen ja von Gott und deshalb gehören sie auch ihm. Die Zeit schenkt er uns, also gehört sie auch zuallererst ihm und seiner Gemeinde. Nur beim Besitz – so ist zumindest meine Beobachtung – gibt es die unausgesprochene aber wohl vorhandene Grundhaltung: der gehört mir und was ich davon abgeben möchte ist meine Sache!
Falsch gedacht! sagt der Apostel hier. Das ist ein fataler Irrtum. Nichts gehört dir, alles gehört Gott. Deshalb steht uns nichts besser an, als fröhlich mit offenen Händen zu geben, wo Gott am Werk ist. Denn Manfred Siebald hat Recht, wenn er singt: „Was wir so fest in Händen halten, das ist uns alles nur von Gott geliehn. Wir dürfen es verwalten, wir dürfen es gestalten und geben es zurück an ihn!“
 

Sie möchten noch tiefer in die Bibel eintauchen? Wir empfehlen unsere Sendereihe:

Anstoß

Ihr Kommentar

Die E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht.
Alle Kommentare werden redaktionell geprüft. Wir behalten uns das Kürzen von Kommentaren vor. Ein Recht auf Veröffentlichung besteht nicht.