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/ Wort zum Tag

Galater 5,13

Gedanken zu Losung/Lehrtext des Tages.

Ihr aber, liebe Brüder, seid zur Freiheit berufen. Durch die Liebe diene einer dem andern.

Galater 5,13

Wieso verbindet Paulus im heutigen Lehrtext die Freiheit mit der dienenden Liebe? Dienst und Freiheit passen doch so gar nicht zusammen. Reiht er zwei zusammenhangslose Sätze aneinander? Nein, denn unser Lehrtext ist verkürzt wiedergegeben. Vollständig lautet er (Gal 5,13): „Ihr aber, liebe Brüder, seid zur Freiheit berufen. Allein seht zu, dass ihr durch die Freiheit nicht dem Fleisch Raum gebt; sondern durch die Liebe diene einer dem andern.“ In der Mitte steckt das Bindeglied zwischen Freiheit und Dienst: „durch die Freiheit dem Fleisch keinen Raum geben“.

Vermutlich ist die Rede vom Fleisch vielen heute unverständlich. Doch zeigt sich dahinter das Doppelgesicht der „Freiheit von“ und der „Freiheit für“. Jesus Christus befreit von allen äußerlichen Gehorsamsübungen. Gott, der Glaube, das Evangelium, die unbedingte Liebe Jesu – sie alle sind innerliche, geistige Wirklichkeiten. Durch nichts Äußerliches – weder durch Beschneidung noch durch Einhalten von Riten – können diese inneren Wirklichkeiten bewegt, erlangt oder vermehrt werden. Mit aller Leidenschaft räumt Paulus im Galaterbrief mit der gesetzlichen Enge auf. Nein, äußerliche Auflagen bringen mich Gott keinen Zentimeter näher. Im Gegenteil, er rückt mir dadurch in immer unerreichbarere Fernen.
Deswegen hämmert der Apostel den Gemeinden in Galatien leidenschaftlich ein: Ihr seid frei! Frei durch die Liebe dessen, der sein Leben gibt für seine Freunde! Und deswegen hält er am Schluss seines Briefes nochmals fest: „Zur Freiheit seid ihr berufen.“ Aber mit dieser „Freiheit von“ ist erst die Hälfte dessen gesagt, was Freiheit ausmacht. Denn leicht endet eine solche „Freiheit von“ in Beliebigkeit? Kann ich als freier Mensch machen, was ich will? Kann ich sogar in aller Freiheit Fehlhaltungen festhalten, da mir ohnehin alle Sünden vergeben werden? Kann ich wahllos und maßlos mein Leben genießen, weil ich von allen Vorschriften befreit bin? Schon an diesen Fragen ahnen wir, dass eine solche Freiheit nicht gemeint sein kann.
Denn wir sollen – so die wörtliche Übersetzung – mit unserer Freiheit dem Fleisch keinen Anlass, d. h keinen Angriffspunkt bieten. Was meint Paulus mit Fleisch? Da scheint schnell ein Ton der Leibfeindlichkeit hineinzukommen, als hätte Paulus etwas gegen den Körper. Aber wie könnte er das? In Jesus Christus hat Gott „Fleisch“ angenommen. Dadurch ist doch jede körperliche Existenz geheiligt.

Mit Fleisch ist die eigenmächtige Existenz gemeint: Ich nehme mein Leben selbst so in die Hand, dass ich mich zur Mitte meiner Interessen, meines Begehrens und meiner Wünsche mache. So wird die Freiheit vom Gesetz Freiheit für das Fleisch, d. h. das was ich selbst will, ein Anlass zu Fehlhaltungen. Dann lebe ich im biblischen Sinne „fleischlich“! Erst stand ich im Mittelpunkt der Gebote und Gesetze, die ich halten zu können meinte, um vor Gott groß herauszukommen. Nun davon befreit stehe ich in Gefahr, mich wieder in den Mittelpunkt zu stellen, um meine Interessen zu befriedigen.

Nein, die „Freiheit von“ ist immer auch eine „Freiheit für“: Paulus sagt es sehr unmissverständlich, eine Freiheit der Liebe für den anderen: „In Liebe diene einer dem anderen!“ Als Liebender stehe nicht mehr ich im Mittelpunkt, sondern der Andere. Wie doch auch Gott in seiner Liebe selbst nicht in seinem Mittelpunkt bleibt. Sondern er macht sich in seinem Erlösungswerk den Menschen zum Mittelpunkt und dient ihm in Jesus Christus. Die Freiheit von dem Gesetz gehört unzertrennlich mit der Freiheit für die dienende Liebe zusammen.

Ob ich wirklich frei vom Gesetz bin, wird sich daran erweisen, dass ich frei für die dienende Liebe bin. Wenn ich aber aus meiner Selbstgefangenheit nicht zum anderen, zum Du komme? Dann steht zu befürchten, dass ich mehr von Gottes befreiender Liebe brauche!

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Kommentare (3)

Oliver Pews /

Das mit der Freiheit oder falsch verstandenen Freiheit begleitet uns Christen ja schon seit dem es uns gibt. Viele Christen haben Sie nicht verstanden, weder die, welche meinten Sie hätten die mehr

Renate /

Danke für diese klare Auslegung! Ich habe sie gespeichert, um sie immer wieder nachlesen zu können.

Harold Graf /

Wer meint, er brauche die richtigen Gebote Gottes nicht zu halten, obwohl er sie kennt, und trotzdem gerettet wird, ist auf dem Holzweg.
Wer natürlich Gottes Gebote fälscht, verdreht auch Gottes Wort und kann die Wahrheit weder hören noch verstehen.