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/ Wort zum Tag

Für wen lebe ich?

Daniel Eschbach über Römer 14,7-8.

Keiner von uns lebt für sich selbst, und keiner stirbt für sich selbst. Leben wir, so leben wir dem Herrn, sterben wir, so sterben wir dem Herrn.

Römer 14,7–8

Wir leben in einer ziemlich selbstverliebten Zeit. Das Ego steht heute im Zentrum: „Hauptsache, es stimmt für mich!“ Dies ist oft das ausschlaggebende Kriterium, egal, welches Thema gerade behandelt wird, oder welche Frage nach einer Entscheidung verlangt. Natürlich ist das nicht nur schlecht. Es gab auch schon Zeiten, in denen die Bedürfnisse der einzelnen Menschen viel zu wenig beachtet wurden und deshalb viele unter die Räder kamen. Aber zur Zeit schlägt das Pendel wohl eher auf die andere Seite aus. Und da mag dann das Wort zum Tag zum Stein des Anstoßes werden. Paulus schreibt nämlich in Römer 14,7-8: „Denn unser keiner lebt sich selber, und keiner stirbt sich selber. Leben wir, so leben wir dem Herrn; sterben wir, so sterben wir dem Herrn. Darum: wir leben oder sterben, so sind wir des Herrn.“

Zunächst wehre ich mich beim Lesen: Spielen meine Bedürfnisse denn gar keine Rolle? Und was ist mit meinen Träumen? Muss ich alles loslassen, mich selbst ganz vergessen, ja verleugnen? Kann ich das überhaupt? Und falls ja: Ist das auch gesund?

Ich weiss nicht, ob Paulus solche Fragen überhaupt verstehen würde. Falls ja, dann würde er mir wohl Dinge aus seinem Leben erzählen. Davon, wie er lange Jahre seine eigene Sicht von Gott und Glauben ganz in den Vordergrund gestellt hatte. Er würde mir wohl von seiner Überzeugung erzählen, dass er sich mit dieser Einstellung ganz auf Gott ausgerichtet habe. Und dabei gar nicht bemerkt habe, dass seine Haltung nicht Gottes, sondern seine eigene Sache gewesen sei. Sogar als seine Leidenschaft ihn dazu gebracht habe, Andersgläubige zu verfolgen, sei er immer noch überzeugt gewesen, das Richtige zu tun. Dass er damit nicht nur andere in Angst und Schrecken versetzt, sondern auch sich selbst geschadet habe, sei ihm damals nicht aufgefallen. Es habe schon Christus selbst gebraucht, der sich ihm in den Weg gestellt habe. Er habe ihm dann gezeigt, was Sache war: «Du lebst nicht für Gott. Er ist anders, als Du meinst. Du lebst nur für Dich! Du orientierst Dich nur an Deinen Ideen und Prinzipien. Du verfolgst mich! Und du schliesst Dich damit selbst aus vom Leben, das Gott dir schenken will. – Auf diesem Weg kannst du nicht glücklich und zufrieden werden. In Dir wird weiter der Hass auf Andere und Anderes wachsen. Und dieser Hass wird dich letztlich auffressen. Darum kehre um. Lass Deine Ideen los. Lass dich auf Gottes Ideen ein.»

So oder ähnlich würde Paulus wohl mit mir reden, wenn ich meine Zweifel an der Richtigkeit seiner Formulierung anmelden würde: «Denn unser keiner lebt sich selber, und keiner stirbt sich selber. Leben wir, so leben wir dem Herrn; sterben wir, so sterben wir dem Herrn. Darum: wir leben oder sterben, so sind wir des Herrn.»

Und dann, so stelle ich mir vor, würde Paulus wohl vom Geheimnis des Glaubens reden. Vom Geheimnis, dass ich überhaupt nicht zu kurz komme, wenn ich für Christus und nicht für mich lebe. Dass gerade da, wo ich meinen Blick ganz von mir abwende, wo ich meine Ideen, Träume und Prinzipien zurücklasse und mich ganz auf Christus ausrichte, meine Bedürfnisse gestillt werden. Und vielleicht sogar Träume in ungeahnter Weise wahr werden. Jesus bringt dieses Geheimnis des Glaubens so auf den Punkt: «Trachtet zuerst nach dem Reich Gottes und nach seiner Gerechtigkeit, so wird euch das alles zufallen.» (vgl. Matthäus 6,33) – Ja, nicht für mich selber zu leben und zu sterben, sondern für den Herrn, das verheisst letztlich auch mir selber den grösstmöglichen Gewinn.

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