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/ Wort zum Tag

Für die nächste Generation

Uwe Bertelmann über Psalm 78,3-4.

Was wir gehört haben und wissen und unsre Väter uns erzählt haben, das wollen wir nicht verschweigen ihren Kindern.

Psalm 78,3–4

Was will ich meiner Tochter eigentlich weitergeben? Was soll die nächste Generation von meiner Generation erben? Haus und Hof und ein ordentliches Bankkonto – da sind wir Deutschen bisher spitze. Wäre mir aber nicht so wichtig. Die Fähigkeit, dass sie selber auf eigenen Beinen stehen und für ihr Leben sorgen kann, wenn die Zeiten vielleicht rauer werden? Eine lebenswerte Welt, die sich um nicht mehr als 2 Grad gegenüber der vorindustriellen Welt erwärmt hat? Keine Frage! Ja, das auch. Maßstäbe, die auch in einer digitalen Welt noch gelten – wie Respekt vor dem anderen, auch bei Facebook, Insta & Co.? Ja, natürlich!

Nur: Will die nächste Generation das überhaupt noch hören? Muss nicht jede Generation selbst ihren Weg gehen? Nun, es könnte sein, dass uns in unserer Kultur da etwas verloren gegangen ist. Ich fand schon immer, dass Geschichte das spannendste Schulfach war. Und wenn man sich dann mal etwas mit der Weimarer Zeit, also der Zeit vor dem Nationalsozialismus, beschäftigt – das Gefühl, der Verlierer zu sein. Wirtschaftskrisen. Der Ruf nach dem starken Mann, der Deutschland wieder groß machen wird – manche Sprüche und Gedanken von heute klingen verdächtig nach dem, was damals laut auf den Straßen geschrien wurde. Und wenn man sieht, wie das geendet ist – wir können eine Menge von dem lernen, was unsere Eltern und Großelterngeneration durchbuchstabiert hat. Und die Generation nach uns wird von uns lernen – sei es positiv oder negativ.

Im Judentum gibt es hier eine ganz starke, wichtige Tradition, die schon im Gesetz des Mose dem Volk befohlen war: Präge der nachkommenden Generation das Gesetz Gottes ein – und nicht nur das Gesetz, sondern auch das, was Gott in der Geschichte getan hat. Wie lebendig diese Tradition war, sehen wir in Psalm 78, aus dem die Herrnhuter Losung für heute stammt. Dort heiß es in V 3+4: „Was wir gehört haben und wissen und unsre Väter uns erzählt haben, das wollen wir nicht verschweigen ihren Kindern.“ – und dann erzählt der Psalm die Geschichte des Volkes Israel vom Auszug aus Ägypten bis zur Herrschaft Davids  – in einem Lied mit 72 Versen. Was Gott getan hatte, wurde mündlich weitergegeben. Es wurde aber auch schriftlich festgehalten und so exakt wie möglich kommenden Generationen weitergegeben – entsprechend entwickelten die Rabbinen eine unglaubliche Perfektion beim genauen Abschreiben der Bibel.

Wir haben da heute noch mal ganz andere Möglichkeiten. Wir können die Berichte der Zeitzeugen in Bild und Ton erhalten. Und selber weitergeben an die nächste Generation.

Aber was möchte ich nun weitergeben? In der Zeit der SED-Diktatur hat der Liedermacher Theo Lehmann in einem Lied gesungen:

„ Die Mächtigen kommen und gehen, und auch jedes Denkmal mal fällt.

Bleiben wird nur, wer auf Gottes Wort steht, dem sichersten Standpunkt der Welt.

Und lehrt eure Kinder das eine, dass über Gott keiner mehr steht,

dass auch der Größte klein beigeben muss, wenn Gott kommt und alles vergeht.“

Für meine Tochter: Lass niemals zu, dass irgendetwas die Stelle Gottes einnimmt. Lass nicht zu, dass irgendetwas sich über Gott stellt. Egal was. Lass dich nicht von den Autoritäten deiner Zeit versklaven – nicht von YouTube, Insta & Co. Und glaube nicht alles, was sie sagen. Glaube aber, was der eine, wahre Gott dir sagt. Der sagt dir nämlich, dass er dich bedingungslos liebt und für dich alles gegeben hat. Ob es mir gelingt, das meinem Kind weiterzugeben – hoffentlich mit positivem Beispiel? Und wird sie hören wollen? Hoffentlich. Die Entscheidung muss sie einmal selber treffen. Mein Auftrag aber ist: So wie ich von der Generation vor mir gelernt habe, möchte ich der nächsten Generation von den Taten Gottes und von seinen Werten und seinem Wesen durch Wort und Tat etwas weitergeben. Maßstäbe wie Respekt vor anderen und Verantwortung für die Schöpfung sind da ausdrücklich inbegriffen!

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