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/ Wort zum Tag

Fröhlich bei der Arbeit

Karsten Loderstädt über Prediger 3,22.

Es gibt nichts Besseres, als dass ein Mensch fröhlich sei in seiner Arbeit; denn das ist sein Teil.

Prediger 3,22

Zwischen Garderobe und Schuhschrank hängt ein Schild. Deutlich lesbar. Der Bibelspruch gibt zu denken: „Es gibt nichts Besseres, als dass ein Mensch fröhlich sei in seiner Arbeit; denn das ist sein Teil.“

Der Prediger im Alten Testament behauptet das. Ich sehe gedanklich die Tageslosung der Herrnhuter Brüdergemeine von heute genau dort hängen. Zwischen der Werktagsjacke und Arbeitsschuhen. Das Wort zum Alltag. Will ich ihm folgen, steht für mich fest: Fröhlich sein bei dem, was zu tun ist, gelingt nicht immer. Oder, was sagen Sie dazu? Vielleicht, dass es drauf ankommt, welche Art von Arbeit zu erledigen ist. Der Job stellt einen vor andere Herausforderungen als das häusliche Umfeld. Mit Menschen arbeiten, gestaltet sich anders als eine Sache zu erledigen.

Mir geht’s so: Gartenarbeit macht Spaß. Formulare ausfüllen nicht. Das nervt und saugt Kraft ab. Einen schwer kranken Menschen besuchen, Hoffnungsworte finden, Trost spenden kostet auch Kraft. Aber die wächst mir leichter zu als jene, die mich irgendeine Behördenangelegenheit kostet. Wesentlich hängt doch die anstehende Arbeit mit dem Sinn zusammen, den ich dabei erkenne. Wobei ich mir stets klarzumachen versuche, dass doch alles, was ist, war und wird, mit Gott zusammenhängt. Und der Prediger sagt ergänzend, es gäbe nichts Besseres, als das ein Mensch fröhlich sei in seiner Arbeit.

Die Steigerung von „gut“, also „besser“, verlangt einen Vergleichspunkt. Ich kann ja nur im Kontrast zum Schlechteren überzeugt sein, dass etwas „besser“ ist. Was meint der Prediger? In einer anderen Übersetzung des Losungsverses heißt es: „Es gibt kein Glück, es sei denn, der Mensch kann durch sein Tun Freude gewinnen. Das ist sein Anteil.“ Die Deutung, einzig Arbeit mache glücklich, schlägt fehl. Freilich verführt anhaltender Müßiggang zum Laster. Das Sprichwort legt den Finger auf die Wunde. Unser Tun und Lassen spielen eine wichtige Rolle im Lebenslauf. Besinnen wir uns nochmal kurz auf besagtes Schild neben der Garderobe. Eine Fröhlichkeit beim Überziehen der Arbeitsjacke oder des Jackets vorm Start ins Büro, wird der Dankbarkeit entspringen.

„Danke, lieber Herr, dass ich wieder an´s Werk gehen kann. Dass du mich dazu in die Lage versetzt. Dass Du mir die Kraft schenkst. Dass du weißt, wofür ich sie ganz besonders brauche!“ Solch ein Gebet, möglicherweise auf dem Treppenabsatz, an der Straßenbahnhaltestelle, im Auto bevor der Schlüssel umgedreht wird, solch ein Kontakt mit Gott bringt Licht in den grauen Alltag. Den Schöpfer und Erlöser, mit jedem Handgriff und Atemzug in Verbindung zu bringen, befreit mich von einer unglaublichen Last. Nämlich der Last, alles allein und womöglich auf einmal stemmen zu müssen. Das Gegenteil ist der Fall. Gott hilft, trägt, entlastet. Das macht sein Segen. Arbeit, die gesegnet ist, lässt Freude aufkommen. Ich darf mich über das Gewordene freuen. Nicht die Quantität entscheidet, sondern die Qualität.

Ein Beispiel aus meinem Arbeitsalltag: Manchmal sage ich abends, dass mal wieder nichts geworden ist. Der unbearbeitete Stapel Papier scheint am Ende des Tages kaum geschrumpft zu sein. Schnell keimt da Unzufriedenheit auf. Genau besehen ist es eine Lüge, es sei nicht fertig geworden. Das Erledigte hatte heute seine Zeit. Das Unerledigte kommt morgen dran. Mein Anteil daran folgt aus Gottes Zutun. Die Idee, die ich hatte, gab er mir ein. Das gute Wort, dass ich reden durfte, legte er auf meine Zunge. Die Hände, die ich zum Einsatz gebracht habe, machte er stark zur Tat. Mein Werk ist letztlich sein Werk. Was ist das für ein Glück! Es gibt nichts Besseres, als dass ich fröhlich sein kann bei meiner Arbeit, denn das ist mein Teil.

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Kommentare (1)

Renate S. /

Danke für die gute Auslegung des Textes, hat
mir Mut gemacht, fröhlich an meinem Papierberg zu arbeiten.