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/ Wort zum Tag

Friede und Friede

Luitgardis Parasie über Johannes 14,27.

Frieden lasse ich euch, meinen Frieden gebe ich euch. Nicht gebe ich euch, wie die Welt gibt. Euer Herz erschrecke nicht und fürchte sich nicht.

Johannes 14,27

Gibt es denn zwei verschiedene Arten von Frieden? In diesem Satz von Jesus klingt es so. Einen Frieden, den die Welt gibt. Und einen Frieden, den Jesus gibt.

Der Reformator Martin Luther hat diesen Gedanken aufgenommen. Er sagt: Ja genau, es gibt zwei Arten von Frieden. Christen leben immer in zwei Welten gleichzeitig.

Zum einen der Frieden, den die Welt gibt – um den bemühen sich Regierungen, die Uno, die Weltsicherheitskonferenz. Und gerade momentan erkennen wir überdeutlich: Dieser Friede ist extrem zerbrechlich. Er wird bedroht von Krieg und Gewalt, das Böse tobt sich in der Welt aus, und dem muss Einhalt geboten werden.

Der Friede muss geschützt werden, mit Polizei, Soldaten und Waffen. Luther sagt: Der Staat ist von Gott dazu eingesetzt, das Böse einzudämmen. Und Christen sollen den Staat dabei unterstützen, entweder aktiv als Soldatinnen und Soldaten, bei der Polizei und in der Politik, oder ihn moralisch unterstützen, für die Entscheidungsträger beten, ihnen den Rücken stärken, statt sie zu beschimpfen. Solange wir hier auf der Erde leben, treibt auch das Böse sein Unwesen, und es muss in die Schranken gewiesen werden. Christen, sagt Luther, sollen helfen die Mitmenschen zu schützen. Um des anderen willen dürfen sie zur Waffe greifen.

 

Wenn es aber um mich selber geht, dann gilt der Friede, den Jesus gibt. Die andere Wange hinhalten, wenn man geschlagen wird. Nicht Böses mit Bösem vergelten, sondern verzeihen. Liebe statt Gewalt üben. Jesus hat es vorgelebt. „Steck dein Schwert in die Scheide“, sagt er zu Petrus, lässt sich verhaften, betet für seine Feinde. „Vater, vergib ihnen, denn sie wissen nicht, was sie tun.“

Für sich selber, sagt Martin Luther, da gilt dieser andere Friede. Segnen statt fluchen.

 

Sehr eindrücklich wird diese Haltung geschildert in dem Gedicht von Conrad Ferdinand Meyer, Die Füße im Feuer.

Ein Bote des Königs von Frankreich gerät in ein Unwetter und sucht Zuflucht in einem Schloss. Die Stimmung ist seltsam. Die Kinder starren ihn entsetzt an. Auf einmal fällt es ihm wie Schuppen von den Augen: In diesem Schloss war er schon mal. Damals gehörte er zu den Truppen des Königs, die Jagd auf Hugenotten machten. Im Schloss hatte er nur die Frau angetroffen, fragte nach dem Mann. Aber die Frau schwieg. Da hielt er ihre Füße in den brennenden Kamin. Er folterte sie, bis sie starb. Dieses Bild erscheint nun vor seinem inneren Auge: „Zwei Füße zucken in der Glut.“ Angst überfällt ihn, er riegelt sich in seiner Schlafkammer ein, ist sicher, der Schlossherr wird ihn in der Nacht töten: „Hat er nur einen Tropfen Bluts, erwürgt er dich.“ Doch am frühen Morgen betritt der Schlossherr das Zimmer durch eine geheime Tür, „ergraut, dem gestern dunkelbraun sich noch gekraust das Haar.“ Er begleitet den Gast durch den Wald. Der sieht ihn von der Seite an und sagt: „Ihr seid ein kluger Mann und voll Besonnenheit, und wisst, dass ich dem höchsten König eigen bin.“ Er meint den französischen König - nur so kann er sich erklären, dass der Schlossherr ihn am Leben ließ. Der Schlossherr erwidert: „Du sagst es: Dem höchsten König eigen. Heute ward sein Dienst mir schwer. Gemordet hast du teuflisch mir mein Weib, und lebst. Mein ist die Rache, redet Gott.“

Gott wird am Ende der Zeiten für Gerechtigkeit sorgen. Das gibt dem Schlossherrn die Kraft auf Vergeltung zu verzichten. Friede, den Jesus gibt. Der ist ein Vorschein der Ewigkeit.

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Ihr Kommentar

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Kommentare (8)

Vera /

Ich war heute morgen angenehm überrascht, wenigstens diesen Beitrag verstehen zu können. Denn das Hubschraubergeknatter über uns - Luftraumüberwachung für die G7-Anreise - machte eine kurze Pause.
Gruß aus Oberbayern

Samantha L. /

Danke für dieses durchschlagende Wort. Die Autorin der Andacht hat, im Gegensatz zu anderen Christen, die 2-Reiche-Lehre von Luther richtig verstanden, sodass auch die Christen bei der Bundeswehr mehr

Sabine /

Danke, Frau Parasie, Sie haben den Vers sehr gut erklärt. Das tut mir gut.

Christian K. /

Sehr gute Predigt, leider als Audiobotschaft nicht ganz vollständig. Freue mich auf das nächste Wort.

Siegfried H. /

Leider ist das Ende abgeschnitten, aber man kann es ja nachlesen.

Annette B. /

Liebes erf-Team, leider ist das Audio nicht vollständig.

Elena K. /

Sehr geehrte Frau Parasie, was predigen Sie da?! Wir Christen dürfen zu Waffen greifen? Unglaublich! Wir dürfen auf gar keinen Fall zu Waffen greifen! Wir müssen gewaltfreie Wege predigen. Ich konnte Ihre Worte nicht zu Ende hören. Immer mehr verstehe ich, warum die Menschen die Kirche verlassen!

Christel S. /

Leider ist nicht die ganze Geschichte mit dem Boten des Königs zu hören. Den Rest habe ich aber lesen können. Wenn wir nur alle so,wieder Schlossherr handeln könnten!