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Eine zweite Chance

Wolf-Dieter Kretschmer über Johannes 8,10-11.

Jesus sagte zu ihr: Frau, wo sind sie? Hat keiner dich verurteilt? Sie sagte: Keiner, Herr. Da sprach Jesus: Auch ich verurteile dich nicht. Geh, und sündige von jetzt an nicht mehr!

Johannes 8,10–11

Im Hohen Rat und nicht nur dort hatte man leidenschaftlich diskutiert. Wer war dieser Jesus? Wie musste man sein Auftreten und das, was er öffentlich sagte, bewerten? Gerichtsdiener waren daraufhin losgeschickt worden. Ihr Auftrag: Jesus verhaften, damit er vom Hohen Rat befragt und eventuell verurteilt werden konnte. Allerdings kamen die Diener ohne Jesus zurück. Fasziniert von seiner Lehre meinten die Gerichtsdiener: „Noch nie hat ein Mensch so geredet.“

Darüber war es Abend geworden.

Das „Problem“

Am nächsten Morgen machte sich Jesus auf den Weg in den Tempel, um dort zu lehren. Es dauerte nicht lange, bevor man ihm eine Falle stellte. Jesus sollte das Urteil über eine Ehebrecherin fällen, die man in flagranti erwischt hatte. Die Sache schien klar: Auf Ehebruch stand Tod durch Steinigung. Diese Bestätigung erwartete man von Jesus. Schließlich musste auch er sich an das mosaische Gesetz halten. Würde er das nicht tun, hätte man etwas gegen ihn in der Hand, so das Kalkül.

Aber Jesus ließ sich nicht darauf ein. Vielmehr forderte er jene auf, den ersten Stein zu werfen, die ohne Sünde sind. Daraufhin hatte sich einer nach dem anderen zurückgezogen. Bis Jesus allein mit der Frau war. Im Johannesevangelium lese ich:

„Jesus aber richtete sich auf und sagte zu ihr: ‚Frau, wo sind sie? Hat keiner dich verurteilt?‘ Sie sagte: ‚Keiner, Herr.‘ Da sprach Jesus: ‚Auch ich verurteile dich nicht. Geh, und sündige von jetzt an nicht mehr!‘“ Johannes 8, Verse 10-11 Züricher Bibel

Was ich lerne

Was kann ich aus dieser Begebenheit für mein Glaubensleben lernen?

Erstens. Nicht jeder, der mit frommem Anspruch auftritt, meint es aufrichtig. Gelegentlich werden biblische Aussagen dazu benutzt, die eigene Agenda voranzutreiben. Das kann, wie im Johannesevangelium beschrieben, verlogene Züge annehmen.

Zweitens. Niemand kann Jesus zu etwas zwingen. Er handelt souverän. Jesus unterwirft sich nicht den Vorstellungen von irgendwelchen Leuten. Ich kann Jesus nicht für meine Vorhaben einspannen.

Drittens. Jesus verurteilt mich nicht. Auch dann nicht, wenn das, was ich getan habe, von anderen als höchst verwerflich beurteilt wird.

Viertens. Jesus handelt gnädig. Er ermöglicht mir eine zweite Chance. Andere mögen mich verurteilen. Jesus hingegen fordert mich auf: Geh, und sündige von jetzt an nicht mehr!

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