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/ Wort zum Tag

Eine ungewöhnliche Frau

Klaus Jürgen Diehl über 1. Thessalonicher 5,5.

Denn ihr alle seid Kinder des Lichtes und Kinder des Tages. Wir sind nicht von der Nacht noch von der Finsternis.

1. Thessalonicher 5,5

Heute, am französischen Nationalfeiertag, möchte ich an das beeindruckende Lebenszeugnis einer französischen Hugenottin aus dem 18. Jahrhundert erinnern. Ihr Name ist Marie Durand; sie lebte in der Nähe von Montpellier und gehörte mit ihrer Familie dem evangelischen Glauben an, der unter der Schreckensherrschaft Ludwig des XIV. auf brutale Weise verfolgt und unterdrückt wurde.

19-jährig, kurz nach ihrer Hochzeit wurde Marie Durand 1730 verhaftet und in dem Turm einer nahe gelegenen Festung, der als Frauengefängnis herhalten musste, verbannt. Ihr Bruder Pierre hatte als Prediger unter den Franzosen gewirkt. Weil man seiner jedoch nicht habhaft werden konnte, wurde Marie als seine Schwester in Sippenhaft genommen. Bis zu 38 Frauen, die sich zum calvinistischen Glauben bekannten, wurden in dem finsteren Turmverlies unter unwürdigsten Bedingungen gefangen gehalten.

Was das Schicksal von Marie Durand aus der Gemeinschaft der anderen inhaftierten Frauen heraus hebt, ist nicht nur die Tatsache, dass sie unglaubliche 38 lange Jahre bis zu ihrer Freilassung an ihrem Glauben festhielt und sich trotz verlockender Aussicht auf ihre Befreiung nicht davon lossagte. Zugleich wurde sie in der gesamten Zeit ihrer Haft zu einem Engel für ihre Mitgefangenen, die sie tröstete und ermutigte, im Glauben an Jesus standhaft zu bleiben.

Später hat man in dem Gefängnisturm ein von Marie Durand in die Wand gekritzelten Aufruf gefunden, mit dem Sie die Frauen, deren schlimmes Schicksal sie teilte, zum Festhalten an ihrem Glauben ermunterte. „Résistez!“ so lautete kurz und knapp der Aufruf. „Widersteht!“ Später erhielt dieser Turm in Erinnerung an das beeindruckende Glaubenszeugnis von Marie Durand den Namen „Turm der Standhaftigkeit“.

Hier lebte inmitten der Finsternisse ringsum eine Frau, die ihr Licht leuchten ließ. So konnten andere in ihrer unmittelbaren Umgebung nicht nur in ihrem Glauben vergewissert und gestärkt werden, sondern ebenso die von diesem Licht Marie Durands ausgehende Wärme erfahren durch geschwisterliche Herzlichkeit und Fürsorge füreinander.

In dem biblischen Wort aus dem 5. Kapitel des 1.Thessalonicherbriefes, Vers 5 heißt es: „Denn ihr seid Kinder des Lichtes und Kinder des Tages. Wir sind nicht von der Nacht noch von der Finsternis“. Man muss nicht ein so hell strahlendes Kind des Lichts wie die hugenottische Christin Marie Durand sein, um das durch Jesus in unsern Herzen entzündete Licht in unseren Tagen leuchten zu lassen. Manchmal erhellt schon ein klares Wort eine bis dahin verwirrende Situation. Und manchmal wärmt schon eine herzliche Umarmung einen Menschen, der in Traurigkeit zu versinken droht.

Es sind zumeist die kleinen Zeichen, Worte und Gesten, die den Unterschied zu einer oft als kalt und dunkel empfundenen Welt ausmachen. Jedenfalls ist es allemal besser und hilfreicher, selbst sein kleines Licht leuchten zu lassen, statt es unter den Scheffel zu stellen oder ständig nur die weit verbreitete Finsternis in unserer Welt zu beklagen. So wünsche ich Ihnen, dass Gott ihnen auch an diesem Tag Gelegenheiten schenkt, an dem Sie Ihr Licht wohltuend für andere Menschen leuchten lassen können.

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Anstoß

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Kommentare (8)

Hans-Rainer P. /

Danke, dass Sie am Nationalfeiertag der Franzosen an Marie Durand gedacht haben! Vor einem Jahr habe ich ein Minivideo über sie und ihren Widerstand gemacht.
Liebe Grüße!

Rainer /

Lieber Dani, Gott hört jedes Gebet. Er setzt immer alles so um wie es aus Seiner Sicht für uns am Besten ist. Er hat den kompletten Überblick, wir einen beschränkten.
Joh. 14, 13-15 (LUT): "Und was mehr

Elisabeth H. /

Das war ein sehr ermutigendes Wort. Danke. Ich wünsche Ihnen einen gesegneten Tag.

Judith /

Super Predigt mit historischem Bezug!
sehr gehaltvoll und ermutigend für Christen, die einen hohen Preis für ihren konsequenten Glauben und ihre Standhaftigkeit im Leben bezahlen...
ob gestern oder mehr

Hans-Rainer P. /

Gute Idee mit Marie Durand!
Danke für Ihren Beitrag!

Dani /

Wenn Gott eine so intensiv Gläubige und Betende 38 Jahre in einem finsteren Turm schmoren ließ und ihr nicht half ... Wie soll ich da noch glauben, dass meine Gebete irgendetwas bewirken? 38 Jahre? mehr

Günther B. /

KRONE DES LEBENS, eins der ersten Bücher, die ich als Christ gelesen habe, ich weiß nicht, ob es auch um Marie Durand ging, aber gleiches Thema: die Verfolgung der gläubigen Hugenotten durch die mehr

Sabine /

Vielen Dank, Herr Diehl, dass ich mit ihrem guten Wort des Tages nun in diesen starten kann.